In alle Ewigkeit
er die Reifen seines Autos sehen konnte. Hier drinnen gab es eine Holzbank und einen hübschen Teppich, dessen Farben er noch nicht erkennen konnte. An den Wänden hingen Bilder in verschiedenen Größen. Es war immer noch so dämmrig, dass die Bilder wie Löcher in den Wänden wirkten. Vor Ringmar stand ein Tisch, und auf dem Tisch befand sich ein Telefon neben einem Anrufbeantworter. Das rote Lämpchen blinkte. Ringmar sah Winter fragend an. Winter dachte nach. Das Lämpchen blinkte weiter.
In der Handtasche des Mädchens war kein Handy gewesen. Winter war sich sicher, dass Anne Nöjd eins besessen hatte. Alle jungen Leute hatten heutzutage ein Handy, alle anderen auch.
Sie würden die Stelle absuchen, wo man ihren Körper gefunden hatte. Sie würden nachprüfen, ob sie einen HandyVertrag gehabt hatte.
Das Lämpchen blinkte. Vor dem Fenster schrie eine Möwe. Winter nickte, und Ringmar drückte mit seinem behandschuhten Finger vorsichtig auf den Knopf. Ein scharfes Pfeifen. Ein Rauschen. Eine Stimme:
»Hier ist Andy. Ich hatte zu tun. Ja, du weißt. Ruf mich an, wenn du zu Hause bist. Ciao Baby.«
Wieder das Rauschen. Pfeifen.
Nichts.
Dann...
Ringmar beugte sich vor, um zu lauschen. Winter machte einen Schritt näher.
Jetzt hörten sie ihre Stimme. Einen Schrei, noch einen. Ein... Grunzen oder wa... Geräusche von Schlägen, dumpf, ein Rascheln von Zweigen, Büschen.. »Was zum Teufel«, sagte Ringmar.
»Still.« Winter stand über den Anrufbeantworter gebeugt. »Das ist sie.«
Ringmars Gesicht war wie versteinert. Sein Blick ging zwischen Winter und dem Anrufbeantworter hin und her. »Wie zum Teu... «
Winter hob die Hand. Er spürte, dass sie zitterte. Wir lauschen einem Mord.
AAAHHIILLLIEEEHH!!!
Er hörte einen Reim. Ein Geleier. Im Augenblick fiel ihm nicht ein, wer etwas von einem Reim gesagt hatte. Jeanette? Jeanette, die überlebt hatte?
Er starrte den Anrufbeantworter wie ein lebendiges Tier an. Es war schwarz, lebensbedrohend.
Sie lauschten auf die Schreie, Geräusche, das Grunzen, Gebrüll, die Stimme, die immer wiederkehrte, allliiaahllee... die ersten beiden Male leise und dann lauter, AAALLIILLLIEH!
Es brach jäh ab. Winter sah auf die Uhr. Es konnten nicht viele Minuten vergangen sein, aber... die Nachricht hätte eher unterbrochen werden müssen. Sie warteten, aber es kam nichts mehr. Im Apparat knackte es, und das Band wurde zurückgespult. Ringmar drückte wieder auf den Knopf.
» Hier ist Andy... «
Sie lauschten auf die Wiederholung. Ringmar schrieb.
Es wurde still.
»Das ist er«, sagte Winter.
»Und sie«, sagte Ringmar.
Wieder schrie eine Möwe. Die Sonne war jetzt über den Berg im Osten gestiegen, und ihr Licht fiel auf das Haus. Auf der matten Oberfläche des Anrufbeantworters blitzte es plötzlich auf.
Halders wechselte die Platte. In zweiundzwanzig Minuten würde es hell werden. Aneta Djanali nahm den Geruch nach Whisky in seinem Atem wahr, als er zurückkam und sich aufs Sofa neben sie setzte.
Die Musik begann. Einige vorsichtige Pianoakkorde. Bob Dylans Stimme. Knouw no one can sing the blues like Blind Willie McTell.
»Smell that sweet magnolia blooming«, sang Halders. »Hear that undertakers bell.« Er murmelte etwas. »Was hast du gesagt, Fredrik?« »No one can sing the blues like Bob Dylan.« Aneta hörte ihm schweigend zu. »Well God is in his heaven«, sang Halders mit Dylan. »Vielleicht solltest du dich lieber hinlegen, Fredrik.« Er beugte sich vor, nahm das Glas und trank. »Findest du, ich falle aus der Rolle?« »Du siehst müde aus.« »Müde? Ha!«
»Hör jetzt lieber auf zu trinken.«
»Das ist meine Sache. Vielleicht brauche ich es?«
»Sag's mir morgen.«
»Morgen? Bleibst du?«
Sie stand auf, ging in die Küche und kam mit einem Glas Wasser zurück. Am Himmel, der durch die Balkontür zu sehen war, schimmerten Streifen des neuen Tages.
»But nobody can sing the blues like Blind Willie McTell«, sang das Duo Dylan/Halders. »There's a chain gang on the highway, I can hear them rebels yell.«
»Du musst die Kinder morgen in die Schule bringen.« »Musst du mich daran erinnern?« »Wir haben um acht Dienst.«
»Ich hab doch gesagt, du sollst mich nicht erinnern, an... an...«
Die Musik verstummte, Halders erhob sich, stellte sie erneut an und drehte sich zu Aneta Djanali um, die immer noch stand.
Er sang: »There's no one that sings the blues like Blind Fredrik McTell.«
Dann fiel er über die Sofakante und schlug mit dem Kopf fast
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