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In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Sitzen.«
    »Kannst du dich nicht wenigstens hinlegen? Du musst doch morgen frisch sein?«
    »Ich bin frisch.«
    »Ich hab morgen gesagt.«
    »Muss nachdenken.«
    »Das geht am besten, wenn man munter ist.« »Ich hab doch gesagt, dass ich munter bin.« »Du brauchst nicht zu schreien.« »Ich hab nicht geschrien.« »Aber... «
    »Ich hab NICHT geschrien.«
    »Elsa schläft, noch jedenfalls.«
    »Hier war es still, bis du gekommen bist.«
    »Haha.«
    »Wenn ich bitte noch eine Stunde oder so meine Ruhe haben darf, wird es hier auch wieder still, und dann leg ich mich schlafen, okay?«
    Angela antwortete nicht.
    »Okay?«
    Sie stand auf, verbarg ihr Gesicht. Er hörte ein Schluchzen. »Angela... «
    Sie verließ die Küche und schloss die Tür hinter sich. Die knarrte.
    Winter setzte die Tasse ab und überlegte, ob er den Schädel gegen die Kühlschranktür knallen sollte, nur einmal. Das Küchenfenster stand offen, und vier Etagen weiter unten saßen Leute auf dem Hof. Die Stimmen waren deutlich bis hier herauf zu hören. Sollte er sich aus dem Fenster beugen und schreien, dass seine Familie Schlaf brauchte? RUHE.
    Er rauchte auf dem Balkon. Es roch nach Rauch, aber anders und aus einer anderen Richtung, Brandrauch.
    Die Straßenbahnen fuhren nicht mehr.
    Angela kam zu ihm heraus.
    »Verzeih mir«, sagte er.
    »Uns hast du doch auch noch«, sagte sie.
    »Ich weiß, dass ich manchmal ein Idiot bin.«
    »So meine ich das nicht. Es kann auch eine Unterstützung für dich sein.« Sie war wie durchsichtig im Licht der Straßenlaternen von unten und dem Himmel von oben. »Du musst uns nicht als Hindernis ansehen.«
    »Das habe ich noch nie getan.«
    »Ich habe mich noch nie in deine Arbeit eingemischt, oder?« »Nein, nein.«
    »Lass dich nur nicht davon auffressen.«
    »Ich versuche es, Angela.«
    »Vielleicht solltest du mit jemandem reden.«
    »Worüber? Und mit wem?«
    »In der letzten Zeit ist so viel passiert.«
    Ist es nicht sie, dachte er, die mit jemandem reden müsste? Sie hatte etwas erlebt, was er sich nicht vorstellen konnte. Er konnte unbegrenzt viele tote Menschen ansehen, aber dieser Sache konnte er sich nicht nähern. Sie müsste reden. Mit jemand anders. Ich Idiot verlange Stille.
    »Denkst du an deinen Vater?«
    »Ich weiß nicht. Nein.«
    »Bist du nicht glücklich, Erik?«
    »Das ist es nicht. Ich bin nur müde.«
    Sie nickte und sagte gute Nacht und ging wieder hinein. Morgen würde er etwas Besseres sagen. Er legte den Zigarillo ab und sah auf die Glut. Von irgendwoher roch es immer noch nach Feuer. Drinnen klingelte das Telefon. Er hörte, wie Angela sich meldete.

22
    Winter sah die beginnende Morgendämmerung über dem Berg auf der anderen Seite vom Park, als er den Hügel hinunterfuhr. Das Licht war wie ein blasser Nebel unter einem klaren und sauberen Himmel. Vorbote eines neuen Tages. Auch der würde heiß werden. Schon jetzt waren es zweiundzwanzig Grad, und doch war es noch Nacht.
    Für das Mädchen würde es keinen neuen Tag geben. Winter hatte schon früher erdrosselte Menschen gesehen. Ihr Unterleib war entblößt. Seine Kollegen bewegten sich über den Platz, Schatten des Todes. Der Gerichtsmediziner beugte sich über das Mädchen wie ein Todesengel. Es war nicht Pia Fröberg. Winter fiel ein, dass sie Urlaub hatte. Es war ein Mann, er wirkte groß und plump in seinen Shorts und der Baseballkappe. Oder kam es daher, dass das Mädchen, das vor ihm lag, so klein und dünn war?
    Wie ein toter Spatz am Wegrand.
    Winter ging zurück. Ihr Rad lag mitten auf dem Weg. Der Lenker war verdreht. Ihm schien es, als drehte sich eins der Räder immer noch. Ein uniformierter Polizist stand neben dem Fahrrad und hinter ihm ein Streifenwagen. Die Lichter auf dem Dach des Autos rotierten lautlos. Der Lichtkegel kreiselte wie ein Karussell. Das Gesicht des Mädchens leuchtete auf, verschwand im Dunkeln, leuchtete wieder auf. Winter wäre die Dunkelheit lieber gewesen.
    Er ging auf den Polizisten zu, den er nicht kannte. Der war noch jung, vielleicht nur wenige Jahre älter als das Mädchen. Kaum ein Polizist. Polizistenjunge.
    »Ihr wart die Ersten, hab ich gehört.«
    »Wir... haben sie gefunden.«
    Winter nickte. »Wie heißt du?« »Peter. Peter Larsson.« »Wie habt ihr es entdeckt?«
    »Das Fahrrad.« Larsson nickte in die Richtung. »Wir haben es im Vorbeifahren gesehen.«
    »Fahrt ihr hier jeden Abend vorbei?« »Fast jeden Abend.«
    Winter schätzte die Wegstrecke bis zur Kurve ab. Nach der Kurve

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