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In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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dauern, ehe er das hier wiedersah. Ein Jahr. Er wollte Erziehungsurlaub nehmen, und wer würde er sein, wenn er dieses düstere Zimmer danach wieder betrat, in dem fast alle Gedanken eine Qual waren?
    Würde er überhaupt zurückkommen? Wer würde er dann sein?
    Er ging zum Waschbecken und trank ein Glas Wasser. Er fühlte sich ausgeruht. Elsa hatte sich schon frühzeitig entschieden, von acht Uhr abends bis zum nächsten Morgen um acht zu schlafen. Er und Angela hatten wirklich Glück mit ihrer Tochter.
    Manchmal weinte Angela, nachts. Die Erinnerungen kehrten wieder, aber immer seltener. Er hatte sie nicht gefragt, was in diesem Zimmer in jener Wohnung passiert war in jenen vierundzwanzig Stunden, bevor er dort hinkam. Zuerst nicht, nicht direkt im Traum. Sie erzählte Nacht für Nacht, in abgehackten Sätzen.
    Jetzt hatte sie fast damit aufgehört. Sie schlief wieder ruhiger.
    Es war noch nicht einmal sechzehn Monate her.
    Er setzte sich an den Schreibtisch, schlug die oberste Mappe auf und nahm Papiere und Fotos heraus. Eins der Bilder hielt er hoch. Der Steinblock. Die Bäume. Der Rasen und der Weg. Alles war entfernt bekannt, wie eine Krankheit, die nach mehreren Jahren zurückkehrte. Eine Krebsgeschwulst, die weggeschnitten worden, aber weiter gewachsen war.
    Jeanette Bielke lebte immerhin. Sie warteten auf das Ergebnis der Untersuchungen.
    Er stand mit dem Foto in der Hand auf und öffnete das Fenster. Die Sonne war auf der anderen Seite der Stadt. Leichte, fast unmerkliche Düfte des Sommers hingen in der Luft. Er dachte an Elsa. Es klopfte an der Tür, und er rief »Herein!« Halders stand in der Türöffnung, und Winter zeigte auf den Besucherstuhl, blieb aber am Fenster stehen.
    »Der Beischlaf ist vollzogen worden«, sagte Halders. »Ich hab gerade den Bericht bekommen. Rein technisch, also. Aber es geht ja um Vergewaltigung.«
    »Was steht sonst noch in dem Bericht?«
    »Dass das Mädchen wohl die Wahrheit gesagt hat.«
    »Ausreichend?«
    Halders zuckte mit den Schultern. »Du weißt doch, wie das ist.«
    Winter antwortete nicht. Halders schaute auf die Akten und nickte in ihre Richtung. »Du hast sie dir bringen lassen, wie ich sehe.« »Ja.«
    »Hast du schon reingeschaut?«
    »Bin bislang nur bis zu diesem Foto gekommen.« Winter hielt es hoch.
    Halders sah gleichzeitig das Bild von Beatrice Wagner auf einem Zeitungsausschnitt, der neben Winters Ellenbogen lag. »Ist das ein Zufall?«, fragte Halders.
    »Der Ort? Ja... es ist ja nicht das erste Mal, dass jemand im Park überfallen wurde.«
    »Aber nicht an der Stelle.«
    »In der Nähe.«
    »Nie an der Stelle«, sagte Halders. »Du kennst sie. Ich kenne sie.«
    Das stimmt, dachte Winter. Er kannte den Teil des Parks. Seit dem Mord an Beatrice war er regelmäßig dorthin gegangen. Hatte dagestanden und sich die Menschen angeschaut, die sich um ihn herum bewegten. Halders hatte es genauso gemacht. Einige Male waren sie dort zusammengetroffen. »Du wirst nicht verdächtigt«, hatte Halders einmal gemurmelt.
    Sie suchten ein Gesicht, eine Bewegung. Ein auffallendes Verhalten. Eine Stimme. Einen Gegenstand. Einen Gürtel. Eine Würgeleine.
    Der Täter kehrt immer zurück. Jeder Polizist weiß das. Jeder.
    Irgendwie, bei irgendeiner Gelegenheit kehrt er immer wieder. Nach fünf Jahren kommt er zurück, oder nach zehn Jahren. Um weiterzumachen. Oder nur um dort zu sein, zu atmen, sich zu erinnern.
    Es kam nur darauf an, im selben Moment dort zu sein. Wenn er dort war, der die Taten verübt hatte, vielleicht kam er gerade den Weg entlang, und er, Winter, würde es wissen, wirklich wissen, dann konnte es kein Zufall sein. Das hatte nichts mit Glück zu tun. Nichts mit Zufall. Und genau in dem Augenblick, als er immer noch das Foto in der Hand hielt und Halders anschaute, der einen Schweißfleck unterm linken Arm hatte, in dem Augenblick dachte er, so würde es sein. Er würde ihm begegnen, und das würde wie ein Schritt aus dem Albtraum in die Wirklichkeit sein. Es würde geschehen.
    »Der Kerl ist wieder da«, sagte Halders.
    Winter antwortete nicht.
    »Derselbe Modus Operandi.« Halders strich sich über den Stoppelkopf. »Dieselbe Stelle.«
    »Wir müssen das Mädchen noch mal verhören.«
    »Sie kommt heute Nachmittag nach Hause.«
    »Fahr hin.«
    »Ja.«
    »Wie waren die Eltern?« »Außer sich.« »Nichts Auffallendes?«
    »Aneta hat extra auf sie geachtet, als ich mit dem Mädchen gesprochen habe.« Halders zwinkerte mit dem linken Auge, als ob er

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