In aller Unschuld Thriller
Weg.«
»Ich wollte einfach jeden Verdacht ausräumen, den Sie hinsichtlich David haben könnten.«
Kovac hob eine Augenbraue. »Haben Sie ein enges Verhältnis, Sie und Dave?«
Ivors lächelte wie ein Politiker. »Ich kenne David seit einigen Jahren. Er ist ein netter Kerl. Er kann unmöglich etwas damit zu tun haben, was seiner Frau gestern Abend passiert ist.«
»Sie verbrachten den Abend miteinander.«
»Ja. Wir trafen uns auf einen Drink in der Lobby Bar des Marquette. So um sieben.«
»Welchen Eindruck machte er auf Sie? Nervös, beunruhigt, entspannt …«
»Völlig normal.«
»Hat er von seiner Frau gesprochen?«
»Nicht, dass ich mich erinnere. Wir hatten Geschäftliches zu besprechen.« Ivors machte eine einladende Handbewegung. »Lassen Sie uns in mein Büro gehen, Detective. Dort ist es ruhiger. Darf ich Ihnen irgendetwas zu trinken anbieten? Wasser? Saft? Ich würde Ihnen gern Kaffee anbieten, aber ich weiß leider nicht, wie man mit der Maschine umgeht. Wenn ich nicht meine Sekretärin hätte, müsste ich auf Tee umsteigen. Wasser bringe ich gerade noch zum Kochen, aber damit bin ich mit meinem Küchenlatein auch schon am Ende.«
»Für mich nichts, danke.«
Von dem Büro am Ende des Gangs aus hatte man einen umwerfenden Ausblick auf die Stadt. Zwei Wände waren völlig verglast. Es stand ein riesiger Mahagonischreibtisch im Art-déco-Stil darin, auf dem Stuhl davor saß eine Frau.
Kovac musterte sie. Ginnie Bird, nahm er an. Ein weiterer Präventivschlag. Die Geschichte gefiel ihm immer weniger. Das Ganze war ein abgekartetes Spiel und so offensichtlich, dass sie ihn für völlig verblödet halten mussten.
Sie machte nicht den Eindruck, als würde sie viel aushalten. Sie war klein und zierlich, fast mager, bis auf die künstlichen Brüste; attraktiv, aber in einer Weise, die ihn nicht ansprach. Sie war gut angezogen, kamelhaarfarbene Hosen und eine rostfarbene Seidenbluse. Perfektes Make-up. Er wusste nicht genau, warum, aber irgendetwas an ihr veranlasste ihn dazu, zu denken: billig . Etwas an ihrem hageren, langen Gesicht, der Form ihrer Augen, den glatten blonden Haaren, die auf Schulterlänge geschnitten waren.
Vielleicht hatte Kovac aber auch eine spontane Abneigung gegen die Frau gefasst, weil er immer daran dachte, dass sie mit David Moore gevögelt hatte, während seine Frau im Krankenhaus lag.
»Detective Kovac«, sagte Ivors, »darf ich vorstellen: Ginnie Bird. Ginnie war gestern Abend während des Geschäftsessens anwesend.«
»Ms. Bird.«
Die Frau rührte sich nicht vom Fleck, und erst als Kovac ihr seine Hand entgegenstreckte, reichte sie ihm eine schlaffe Hand. Sie wollte nicht hier sein und noch viel weniger wollte sie etwas mit einem Polizisten zu tun haben.
Ihre Nasenspitze war rot, so als hätte sie eine Erkältung. Vielleicht hatte sie auch geweint.
Ein Junkie, dachte Kovac. Die Blässe, die Magerkeit … das war's, dachte er. Sie sah aus wie eine drogensüchtige Nutte, die jemand als höheres Töchterchen verkaufen wollte.
»Dann waren Sie drei also bis zwei Uhr morgens unterwegs«, sagte Kovac. »Das war ein langer Abend.«
»Wir haben über Davids neues Projekt gesprochen«, erwiderte Ivors und ging zur Bar, wo er sich aus einer Glaskaraffe, in der mindestens ein Dutzend Zitronenscheiben schwammen, ein Glas Wasser einschenkte. »Er arbeitet gerade an einer dokumentarischen Gegenüberstellung von …«
»Es ist mir egal, woran er arbeitet«, unterbrach Kovac ihn schroff. »Sie können seine Geschichte also bestätigen?«
»Ja.«
»Und welche Rolle spielen Sie dabei, Ms. Bird?«
Sie wirkte überrascht, dass er seine Aufmerksamkeit auf sie richtete. Als sie den Mund öffnete, um ihm zu antworten, sagte Ivors: »Ginnie ist für das Casting verantwortlich. Sie sucht die Schauspieler für die nachgestellten Filmsequenzen aus.«
»Und deswegen nehmen Sie an Geschäftsbesprechungen teil?«, fragte Kovac, ohne seine Skepsis zu verbergen.
»Ginnie ist sehr talentiert, sie hat einen guten Instinkt. Ich wollte wissen, was sie von dem Projekt hält.«
Kovac sah die Frau direkt an. »Gehört zu ihren Talenten auch die Fähigkeit zu sprechen?«
Ivors lachte, ganz der joviale Gastgeber. »Entschuldige vielmals, Ginnie. Meine Frau wirft mir immer vor, dass ich nie jemanden zu Wort kommen lasse. Ich kann einfach nichts dagegen tun.«
»Versuchen Sie es einfach mal«, sagte Kovac unwirsch. Er wandte sich wieder an Lady Bird. »Sind Sie neu in der Gegend, Ms.
Weitere Kostenlose Bücher