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In aller Unschuld Thriller

In aller Unschuld Thriller

Titel: In aller Unschuld Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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sich anlehnen konnte, jemanden, der ihr anbot, ihr die
    Last abzunehmen.
    »Ich weiß Ihr Angebot zu schätzen«, sagte sie. »Wirklich.«
    »Ich traue ihm nicht, Carey.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen. David ist viel zu passiv-aggressiv, als dass er mir mit eigenen Händen etwas antut.«
    »Ich will, dass Sie mich danach anrufen«, sagte Kovac. Er hielt noch immer ihren Arm umfasst und stand so dicht vor ihr, dass sie seinen Atem auf ihrer Wange spürte. Pfefferminz … und ein Hauch von Scotch.
    Sie zog eine Augenbraue in die Höhe. »Sie trinken im Dienst, Detective?«
    »Ja«, gab er zu, und sein Mundwinkel verzog sich wieder zu diesem angedeuteten Lächeln. »So weit haben Sie mich gebracht.«
    »Keine Sorge, ich werde es niemandem verraten.«
    Sie trat einen Schritt von ihm weg, und er ließ ihren Arm los.
    Seine Miene wurde wieder ernst. »Seien Sie vorsichtig. Und rufen Sie mich an. Und denken Sie daran: Ich kann da sein, bevor Sie den Hörer aufgelegt haben.«
    Carey nickte. »Danke … Sam. Danke.«
    Sie hätte ihn am liebsten umarmt und ihn an sich gedrückt, weil er freundlich zu ihr war. Oder weil sie gern ein Paar starke Arme um sich gespürt hätte, die sie stützten, sie beschützten. Sie fühlte sich so verdammt allein.
    Stattdessen bedankte sie sich ein weiteres Mal und ging zur Tür. Lucys Gesicht leuchtete.
    »Mommy, ich weiß jetzt, wie man jemanden verhaftet.«
    Officer Young lächelte sie an. »Was sagst du zu den bösen Jungs?«
    Lucy stemmte die Hände in die Hüften und blickte so finster wie möglich drein. »Hände an die Wand und Beine auseinander!«
    Carey lachte leise. »Wir müssen jetzt gehen, Schätzchen. Sag Officer Young und Detective Kovac Dankeschön.«
    Lucy bedankte sich artig bei dem Officer, dann ging sie zu Kovac und sah zu ihm hoch. »Danke, dass Sie mich rausgebracht haben, Detective Kovac.«
    Kovac beugte sich zu ihr hinunter und schüttelte ihr förmlich die Hand. »Es war mir ein Vergnügen, Feenprinzessin Lucy. Und du kannst mich ruhig Sam nennen.«
    Das kleine Mädchen strahlte. »Ich mag dich, Detective Sam. Trägst du mich?«
    »Lucy!«, rief Carey.
    Kovac wirkte verlegen und gleichzeitig etwas erschrocken. Er warf Carey einen Blick zu.
    »Das müssen Sie nicht«, sagte sie.
    Aber als er daraufhin wieder Lucy ansah, brachte er es nicht übers Herz, nein zu sagen. Lucy ließ sich von ihm hochheben, legte die Arme um seinen Hals und sah dabei ungeheuer zufrieden mit sich aus.
    »Ich tu so, als ob du ein Riese bist«, sagte sie und plapperte auf dem Weg zum Auto munter weiter auf ihn ein.
    Nachdem Kovac sie auf dem Bürgersteig abgesetzt hatte, drehte er sich zu Carey um und sah sie ernst an. »Sie brauchen mich nur anzurufen, und ich komme. Seien Sie vorsichtig.«
    Carey nickte und ließ sich auf den Rücksitz des Mercedes sinken. Während der ganzen Fahrt nach Hause dachte sie darüber nach, wie sehr ihr Vater Sam Kovac gemocht hätte.

29
    »Wenn man ein Kind zu einer Pflegefamilie gibt, macht man sich Gedanken darüber, ob die Pflegeeltern es vielleicht nur des Geldes wegen aufnehmen oder sich als Kinderschänder entpuppen könnten. Aber man macht sich keine Gedanken darüber, dass irgendein Irrer sie umbringen könnte.«
    Marcella Otis war die Sozialarbeiterin beim Jugendamt, die Wayne und Marlene Haas hinsichtlich der Pflegschaft für die beiden Kinder von Amber Franken betreut hatte. Liska hatte sich ein paar Straßen vom Polizeirevier entfernt mit ihr in einem Café in der Nicollet Mall verabredet. Sie saßen an einem Tisch auf dem Bürgersteig, genossen den wunderbaren Tag, nippten an ihren Getränken und redeten. Wahrscheinlich sahen sie aus wie zwei ganz gewöhnliche Frauen, die sich über ganz gewöhnliche Dinge unterhielten. Lediglich die Leute am Nebentisch, die unübersehbar die Ohren spitzten, wussten es besser.
    Ms. Otis bot einen beeindruckenden Anblick. Sie war nicht gerade schlank und trug eine Hose und eine Tunika in leuchtendem Grün; ihre Haare waren zu unzähligen Zöpfchen geflochten, auf denen eine afrikanisch anmutende knallbunte Kappe thronte. Ergänzt wurde das Ganze durch eine extravagante Brille mit rechteckigen Gläsern und jede Menge Silber-schmuck.
    »Mir ist richtig schlecht geworden, als ich es in den Nachrichten gesehen habe. Diese Nacht werde ich nie vergessen. Das schreckliche Gewitter. Ich habe nur noch darauf gewartet, dass ein Tornado unser Haus wegfegt. Es kam mir alles wie ein Albtraum vor, aber leider war es nur zu real.

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