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In aller Unschuld Thriller

In aller Unschuld Thriller

Titel: In aller Unschuld Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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der sich ihm bot, zögerte er. Er hatte eigentlich vorgehabt, Carey eine Standpauke zu halten, weil sie das Haus verlassen hatte, aber als er sie jetzt mit Lucy sah, als er die Tränen in ihren Augen sah, nahm ihm das den Wind aus den Segeln.
    Verlegen wischte sich Carey die Tränen aus den Augen.
    Die Zahl der Menschen, die sie jemals hatten weinen sehen, konnte sie an einer Hand abzählen. Kovac hatte es zweimal an einem Tag geschafft.
    »Aber bitte, kommen Sie doch rein, Detective Kovac«, sagte sie, um einen sarkastischen Unterton bemüht, der ihr allerdings nicht so recht gelang, weil ihre Stimme zu sehr zitterte.
    Kovac sah von ihr zu Lucy.
    »Woher haben Sie denn gewusst, dass wir hier sind?«, fragte Lucy mit neugierig funkelnden Augen.
    »Ich bin Detective«, sagte Kovac. »Das ist mein Job. Ich finde alles heraus.«
    »Meine Mommy ist Richterin«, sagte Lucy stolz.
    »Ich weiß.«
    »Sie schickt böse Leute ins Gefängnis.«
    Kovac warf Carey einen Blick zu, und sie hatte den Eindruck, als müsse er sich auf die Zunge beißen, um sich eine spitze Bemerkung zu verkneifen.
    »Hey, Prinzessin Lucy«, sagte Kovac. »Ich muss mal kurz allein mit deiner Mom reden. Warum gehst du nicht raus zu Officer Young und lässt dir von ihm zeigen, was er für tolle Sachen an seinem Gürtel hat? Er kann dir auch zeigen, wie man Handschellen auf und zu macht.«
    »Ich bin eine Fee, keine Prinzessin«, erklärte Lucy. Sie drehte sich um. »Darf ich, Mommy?«
    »Natürlich, Schätzchen.«
    Lucy kletterte von dem Stuhl, ging um den Schreibtisch herum und streckte Kovac die Hand entgegen. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hätte sie ihm auch eine lebende Schlange hinhalten können.
    »Ich darf nicht allein irgendwohin gehen«, sagte Lucy. »Sie müssen mitgehen.«
    Carey deutete auf die Tür, als Kovac sie ansah.
    »Ach so … ja, okay«, murmelte er und nahm Lucys kleine Hand. Er ging mit ihr hinaus, um sie der Obhut von Officer Young zu übergeben.
    Als er zurückkam, wirkte er leicht verwirrt, als wüsste er nicht, was er mit den Empfindungen anstellen sollte, die Lucy in ihm geweckt hatte. Mit Mördern konnte er umgehen. Ein fünfjähriges Mädchen brachte ihn aus der Fassung.
    »Haben Sie Kinder, Detective?«
    Er zögerte kurz, bevor er antwortete. »Nein. Ich bin nicht verheiratet.«
    Als ob das eine etwas mit dem anderen zu tun haben musste. Wie etwa achtzig Prozent aller Polizisten, die sie kannte, war Kovac wahrscheinlich mindestens einmal verheiratet gewesen und geschieden.
    »Sie ist niedlich«, sagte er.
    »Danke.«
    Danach herrschte für einen kurzen Moment unbehagliches Schweigen.
    »Ich nehme an, Sie wollen mir die Leviten lesen, weil ich das Haus verlassen habe«, sagte Carey.
    »Ich glaube, ich hatte Ihnen gesagt, dass Sie sich nicht wegrühren sollen.«
    »Sie können mir gern sagen, was ich tun soll.«
    »Und Sie tun trotzdem das, was Ihnen in den Kram passt.«
    »Würden Sie das nicht tun?«
    Er überlegte kurz, und dann verzog sich einer seiner Mundwinkel nach oben. »Der Punkt geht an Sie. Aber Sie sollten sich setzen. Sie sehen ein bisschen blass aus.«
    »Ich sehe aus, als wäre ich einem Horrorfilm entsprungen.«
    »Na ja … ja«, gab Kovac zu.
    Carey ließ sich in den Schreibtischsessel sinken, dankbar für das weiche Lederpolster. »Also, dann mal raus mit der schlechten Nachricht. Oder wollten Sie mir nur einen Vortrag halten?«
    Kovac setzte sich auf den Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs und stieß einen Seufzer aus. »Ja, ich wollte Ihnen einen Vortrag halten, aber … würde das was nützen?«
    »Ich wäre nie allein hierhergekommen«, sagte Carey. »Ich bin keine dieser dummen Frauen, wie sie in jedem zweiten Krimi auftauchen, die unbedingt nachsehen müssen, woher das merkwürdige Geräusch im Keller kommt.«
    Erneut erschien auf seinem Gesicht die Andeutung eines Lächelns. Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, als wolle er den Augenkontakt mit ihr vermeiden, bevor er wieder seine Polizistenmiene aufgesetzt hatte.
    »Das hier ist viel schöner als die Büros, die die Staatsanwälte bekommen«, sagte er. »Sie haben auch so angefangen. Vermissen Sie es manchmal?«
    »Ja, hin und wieder«, gestand sie. »Aber Richterin zu sein ist genau das, was ich immer machen wollte.«
    »Wegen Ihres Vaters?«
    »Ja. Er ist mein Vorbild«, sagte sie und sah weg, als neue Tränen drohten.
    »Er war ein guter Richter. Was macht er denn jetzt, nachdem er im Ruhestand ist? Golfspielen

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