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In allertiefster Wälder Nacht

In allertiefster Wälder Nacht

Titel: In allertiefster Wälder Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy McNamara
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Weit weg. Isoliert. Ich mach das. Was soll’s.
    Als ich vor Cals Haus vorfahre, steht die Sonne hell und hoch am Himmel. Den größten Teil des Weges hierher hat sie mich geblendet, schmelzender Schnee blitzt auf der Straße wie ein Stroboskop. Vielleicht liegt es daran, dass ich vor seinem Haus bin, jedenfalls fühle ich mich plötzlich komisch. Als ob ich aufwachen würde oder so. Was mache ich hier? Ich will ihn nicht wiedersehen. Er kann jemand anders einstellen, wenn er Hilfe haben will.
    Vor der Haustür liegt der neue Schnee hoch. Unberührt. Seit ein paar Tagen ist niemand mehr gekommen oder gegangen. Auf der Ablage über dem Armaturenbrett entdecke ich die Fernbedienung für die Garage. Ich drücke, das Tor fährt hoch und zurück, eine moderne Zugbrücke. Ich schieße durch Haufen von Weiß und lasse den Jeep neben das silberne Auto gleiten.
    Wie ein zappelnder Fisch fängt mein Herz an zu schlagen, die Ruhe der letzten Tagen verfliegt. Ich könnte reingehen, die Schlüssel auf dem Tisch liegen lassen und zu Fuß nach Hause gehen. Laufen sogar. Meine Stille entgleitet mir, viel zu schnell, mein Verstand fängt an zu rasen. Was mache ich hier? Gehe ich rein, schau mal, was er will? Stelle ich mich ihm? Hat Mary mit ihm geredet? Sind sie befreundet? Sie hat mir die ganze Woche nonstop was vorgeplappert. Fröhliche Geräusche, wie ein geschwätziges Eichhörnchen. So was von unter einer Decke mit meinem Dad. Wahrscheinlich hat sie Cal angerufen und das hier inszeniert, nicht andersrum.
    Ich lege den Kopf aufs Steuer. Wenn mein Herz sich nicht beruhigt, könnte es explodieren. Das wäre das angemessene Ende für alles. Einfach abkratzen, hier in diesem Jeep, mein schwaches Herz zerfetzt in mir. Atmen. Ein. Und aus. Wieder ein. Ich weiß nicht, ob ich aussteigen kann aus diesem Auto.
    Meine stumme Woche. So leicht. Friedlich. Wenn die gesprochenen Worte erst mal weg sind, verschwinden sie auch innen. Kein pausenloses mentales Gezeter. Ich bin nirgendwo.
    Da wundert man sich doch, dass nicht mehr Leute einfach die Klappe halten. Mein Dad hat mir meine Mutter vom Hals gehalten, glaube ich, und ihre Anrufe entgegengenommen. Muss so gewesen sein, sonst wäre sie längst hier. Sogar in der Bibliothek scheint Lucy zu wissen, dass sie mich nichts fragen darf. Sie zeigt mir meine Aufgaben und ich erledige sie. Alle paar Tage kommt Zara zum Kaffee vorbei und sie reden und lachen miteinander, beachten mich nicht. Es ist wieder gut. Was soll das also, dass ich in Cals Garage rumsitze?
    Zufällig seh ich mich im Rückspiegel. Ich sehe irre aus. Na, dann passt doch alles zusammen. Ich dusche, aber den Spiegel habe ich mit den Worten gehen lassen. Mit den Fingern fahre ich mir durchs Haar. Hilft nicht viel. Meine Kleider sind auch ziemlich schäbig. Ich fläze in einem alten, löcherigen moosgrünen Kaschmirpullover von meinem Dad herum und in zerrissenen Jeans. Hab vergessen, einen Mantel mitzunehmen. Kam alles ein bisschen plötzlich. Es ist unter null. Vielleicht sollte ich jemanden konsultieren. Eine Weile weggehen. In die Anstalt.
    Ich hämmere die Stirn aufs Lenkrad. Die Anstalt. Meredith. Die Normale-Meredith-auf-dem-College. Wenn sie hier bei mir wäre, würde sie eine güldene Augenbraue hochziehen, teils Kritik, teils Sorge bekunden.
    Wieder hab ich mich verirrt, in mir. Irgendwo, das nicht nirgendwo ist. Desorientiert. Ich hab alles schleifen lassen. Ich glaube, ich muss reingehen. In Cals Haus. Sehen, was er will.
    Ich steige aus dem Auto und will die Tür aufmachen, ist abgeschlossen. Einen Moment Erleichterung, dann fällt mir der Sicherheitscode auf dem Zettel ein, den ich in meine Tasche gestopft habe. Ich tippe die Nummern ins Eingabefeld und das grüne Licht leuchtet auf. Los. Ich schiebe die schwere Tür auf und lasse sie laut hinter mir ins Schloss fallen.
    »Wren?« Cals Stimme.
    Ich schau mich um im perfekten Haus. Kein Cal.
    »Hier hinten«, ruft er.
    Eins der Zimmer. Seins. Ich durchquere das helle Wohnzimmer und gehe nach hinten zum engen Flur. Seine Tür steht offen. Das Nachmittagslicht fällt hell auf sein Bett, ein flammender Quilt aus Farben.
    Mit einem Haufen Bücher und seinem Laptop sitzt Cal auf einer grauen Couch am Fenster. Blass, dunkle Ringe um die Augen. Vielleicht hat er lange nicht mehr geschlafen. Trainingshosen, ein abgetragenes T-Shirt mit Auden-Logo. Rund um ihn herum Papiere auf dem Boden, eine kleine Kollektion von Tellern und Bechern zu seinen Füßen.
    »Tut mir leid wegen der

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