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In allertiefster Wälder Nacht

In allertiefster Wälder Nacht

Titel: In allertiefster Wälder Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy McNamara
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begutachte sein Haus. Ich hab es hier drinnen wieder schön gemacht. Ist wahrscheinlich das Beste, was ich ihm zu bieten habe.
    Auf einem Beistelltisch entdecke ich eine Sammlung von Steinen in Softballgröße. Ich nehme mir einen weißlich grauen und gehe zur Couch. Er ist schwer und schmiegt sich in meine Handfläche, als wäre er dafür geschaffen, von mir gehalten zu werden.
    Ein normaler Mensch würde gehen, damit zufrieden sein, geholfen zu haben. Aber normal liegt so weit hinter mir, und es hat mich so viel gekostet, hier rüberzukommen. Ich werde noch ein wenig warten. Vielleicht wacht er ja auf. Mit den Händen wärme ich den Stein. Er wird mich überdauern. Hat er bereits. Ich ziehe ein helles Kaschmirplaid von der Sofalehne und wickele mich darin ein. Halte den Stein und schaue aufs Wasser.

Aufwärts
    »Das Kaninchen ist wieder da …«
    Eine leise Stimme neben meinem Kopf weckt mich. Ich setze mich auf. Bin desorientiert. Es ist dunkel. Draußen. Im Haus. Mir tut die Seite weh, weil ich auf etwas Hartem gelegen habe, und meine Hand ist eingeschlafen. Cal sitzt neben mir auf der Couch. Er sieht gut aus. Barfuß, altes T-Shirt, Jeans. Diese dunklen Wimpern. Schieferblaue Augen schauen mich an, mit einem kleinen Lächeln darin.
    »Oh«, sage ich mit meiner kratzigen Stimme. Räuspere mich, versuche, das Bewusstsein wiederzuerlangen. Mit den Fingern fahre ich mir durchs Haar. Spüre seinen warmen Oberschenkel an meinem. Die Krücken liegen vor unseren Füßen auf dem Boden.
    »Und sie spricht«, sagt er fröhlich. »Es geht eindeutig aufwärts.«
    »Du bist wach«, sage ich. Jetzt bin ich selbst hellwach. Und verlegen.
    Ich will aufstehen. »Tut mir leid, ich hätte nicht reinkommen dürfen, aber ich hatte nichts von dir gehört, ich hab versucht, dich anzurufen, und ich …«
    Er greift nach meiner Hand und zieht mich wieder neben sich aufs Sofa.
    »Ich bin froh, dass du da bist. Ich bin wach geworden und hab gedacht, das Haus sei von magischen Elfen sauber gemacht worden. Dann hab ich dich auf der Couch gesehen. Ich wollte dich nicht erschrecken, aber es ist bald acht, und irgendwie sah es so aus, als wolltest du die ganze Nacht durchschlafen.«
    Ich reibe mir das Gesicht. »Sind nicht alle Elfen magisch? Liegt das nicht in ihrer Natur?«
    Er lacht. Tolles Geräusch.
    »Bin eine lange Strecke gelaufen heute Nachmittag«, sage ich, um das Nickerchen zu erklären. So als wäre es die natürlichste Sache der Welt, bis zum Umfallen zu laufen, dann irgendwo ungebeten in ein Haus zu gehen und auf der Couch einzuschlafen. Ich bin nervös, schaue auf die Krücken.
    »Bist du wieder okay? Geht’s dir besser?«
    Er lehnt sich zurück. Er ist so nah. Wir sitzen Schulter an Schulter. Mir ist schwindelig. In der Luft zwischen uns knistert irgendeine Spannung. Mein Herz sitzt im Hals. Er schiebt seine Hand rüber, ganz leicht, sodass sie meine berührt.
    Ich schaue seine Finger an. Sie sind gepflegt, nicht trocken und vernachlässigt. Cremen ist offensichtlich ein weiterer vernachlässigter Punkt auf meiner Checkliste der täglichen Wartungsarbeiten.
    Er lehnt den Kopf weiter zu mir rüber, berührt meine Wange. Gleich bleibt mein Herz stehen.
    »Ich würde dich wirklich gern küssen«, sagt er. Schaut mich an.
    Selbst wenn ich es versuchte, könnte ich nicht Nein sagen. Ich lehne mich zu ihm rüber. Ich hab nichts mehr zu verlieren.
    Mit dem Finger streicht er über meine Lippen, nimmt mein Gesicht zwischen die warmen Hände und zieht mich näher heran. Ich schließe die Augen. Sein Mund ist auf meinem.
    »Du sprichst wieder«, sagt er nach einer Weile.
    Wir liegen umschlungen auf der Couch. Meine Lippen fühlen sich voll an und kribbeln ein wenig.
    »Tu ich.« Ich zucke zusammen, schaue ihm in die Augen. »Tut mir leid … deswegen.«
    »Schon gut«, sagt er. »Du schlägst dich mit einem Haufen Sachen rum. Ich dachte schon, ich seh dich gar nicht mehr wieder.«
    Beschämt guck ich runter. Ich war mir auch nicht sicher.
    Nachdem ich zugesagt hatte, mit Patrick zum Around-the-World -Ball zu gehen, ist er mir in die Dunkelkammer gefolgt, da hat er mich an die Wanne mit dem Stopperbad gedrückt. Unser erster Kuss.
    Für ihn gibt es keine ersten Küsse mehr. Das ist wie ein riesiger Stein in meiner Mitte, er drückt mich nach unten.
    »Ich weiß nicht, was da läuft zwischen uns, aber ich wollte dich schon küssen, seit ich dich vom Rad gefegt hab.«
    Cal. Er redet mit mir. Hier. Nicht da.
    »Ich …« Ich versuche, mich

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