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In allertiefster Wälder Nacht

In allertiefster Wälder Nacht

Titel: In allertiefster Wälder Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy McNamara
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sie langsam und beäugt mich.
    Eine Weile schweigen wir. Manche Bitten gehen einen Schritt zu weit.
    »Vergiss es«, sage ich beschämt. »Ich rufe selbst an.«
    Sie lächelt mir konspirativ zu, als ob gerade nichts Seltsames zwischen uns vorgefallen wäre. »Du warst so lange weg, ich dachte schon, du würdest gar nicht wieder von Cal zurückkommen …« Sie zieht eine Augenbraue hoch.
    Ich werfe ein Kissen nach ihr.
    »Dein Dad hat angerufen. Da ist Material für ihn geliefert worden, nicht weit vom Flughafen. Ich soll das abholen, damit es hier ist, wenn er zurückkommt.« Sie nimmt den Larkin, der neben dem Bett liegt, und blättert die Seiten mit dem Daumen durch. »Ich soll dir sagen, dass die Eröffnung seiner Ausstellung gut gelaufen ist und dass er vielleicht doch nicht die ganze Woche dort bleibt. Er ist inspiriert.« Ihr Gesicht strahlt noch mehr, es ist, als würde man sehen, wie sich die Blende von einem Fotoapparat öffnet, um mehr Licht reinzulassen. »Und er möchte wieder an die Arbeit gehen!« Sie presst ihre Hände ineinander und wippt glücklich auf den Fußballen. »Das ist natürlich toll für mich. Egal, ich fahr jedenfalls los und hol diese Sachen. Kommst du mit? Die Fahrt ist so lang. Wir könnten da ein paar Läden unsicher machen? Bitte?«
    Das ist eine normale Bitte. Aber in mir steigt trotzdem Panik auf. Meine sorgfältig konstruierte Einsamkeit löst sich schneller auf, als ich es glaube verkraften zu können. Ich schlucke.
    »Ich check mal mein Telefon«, sage ich. Hoffentlich geht sie, drängt mich nicht zu einer Entscheidung.
    Sie guckt wieder auf die Tabletten, dann zu mir.
    »Schlimme Nacht?«
    »Konnte nicht schlafen.«
    »Weißt du …«, mit etwas unsicherer Hand weist sie auf das kleine Glas, »gleich nachdem du hier angekommen bist, hat dein Vater mich in die Apotheke geschickt, ich sollte Zuckerpillen besorgen. Er wollte, dass ich sie austausche.«
    Ich bin verblüfft. Wie hatte er so was von ihr verlangen können? Allmählich wird mir klar, dass ich unterschätzt habe, wie genau mein Dad mich beobachtet. Als ob ich nicht alle Tassen im Schrank hätte. Hab ich vermutlich auch nicht.
    Sie zögert. »Er dachte, du würdest vielleicht alle auf einmal nehmen. Oder was in der Art. Aber die Zuckerpillen sahen ganz anders aus als die verschriebenen, also hab ich das nicht gemacht.«
    Mein Handy summt wieder.
    »Aber ich hab ihm gesagt, ich hätte es getan. Er war so in Sorge um dich, er hat überhaupt nicht arbeiten können.«
    Sie lacht nervös und ihre kronleuchterartigen Ohrringe glitzern. Sie setzt sich ans Fußende meines Bettes.
    »Und dann hatte ich Angst, du würdest … du weißt schon … ich meine, ich kannte dich nicht … wusste nicht, was in dir vorging …«
    Ich schließe die Augen und lege die Hände vors Gesicht. Mir ist das so peinlich, ich könnte sterben. Zu viele Leute sind in mein blödes Leben verwickelt.
    Sie redet weiter. »Und dann hätte ich mir nie vergeben, es nicht gemacht zu haben. Er würde mir diese Lüge nie verzeihen. Aber ich habe beschlossen, dir zu vertrauen. Irgendjemand muss das. Du wirst da durchkommen. Du kommst da durch. Du würdest das nicht machen, dir etwas antun, so vielen Leuten wehtun.«
    Sie klingt sicher. Kann ich mir davon eine Scheibe abschneiden?
    »Hab ich schon getan«, sage ich leise.
    Patricks Mutter zum Beispiel. Das erste Gesicht, das ich gesehen habe, als ich wieder zu Bewusstsein kam. Ihre Erleichterung. Sie hat die Hand meiner Mutter gehalten, sich um mich gesorgt, obwohl sie gerade ihren Sohn verloren hatte. Seit dieser Nacht habe ich kein einziges Wort mehr mit ihr gesprochen.
    Es überkommt mich einfach so. Blitze aus heiterem Himmel, so plastisch, dass ich alles noch einmal durchlebe. Sie ziehen mich runter, drängen das Hier und Jetzt aus meinem Fokus.
    »Was hast du gesagt?« Mary legt den Kopf schräg, erinnert mich an einen Vogel.
    Besorgungen machen mit Mary. Einen ganzen Nachmittag lang. Normale Menschen würden das tun, sich einen Ruck geben. Nichts anderes funktioniert.
    »Nichts.« Ich reibe mir die Augen, als ob es davon weggehen würde. »Ich komme vielleicht mit. Kann ich erst laufen?«
    »Ich bin im Atelier. Hämmere an die Tür, wenn du wieder zurück bist. Wir brauchen anderthalb Stunden, bis wir da sind, wenn keine Bullen in der Nähe sind, eine Stunde. Lauf nicht so lange.«
    Ich steh auf und stelle mich dem Tag. Rufe Lucy an, entschuldige mich, verspreche, es nicht wieder zu tun. Sie lacht und sagt,

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