In angenehmer Gesellschaft
allein und fuhr nach Hause.
7
An diesem Nachmittag blieb ich bis halb sieben allein — himmlisch! Ich schlief ein bißchen, nahm ein Bad und pusselte herum, bis Jim nach Hause kam.
Er brachte mir einen riesigen Rosenstrauß mit und war sehr liebenswürdig. Nicht etwa zerknirscht und reuig, sondern einfach ruhig und nett. Nach einer Weile sagte er: »Ich habe einen schweren Tag hinter mir, Kate. Wenn es dir nichts ausmacht, lege ich mich vor dem Essen in meinem Arbeitszimmer ein bißchen aufs Bett.«
Ich holte tief Luft. »Nicht im Arbeitszimmer, Liebster. Ich habe das Blaue Zimmer für dich in Ordnung bringen lassen.«
Er fuhr kurz zusammen, war jedoch offensichtlich entschlossen, Ruhe und Würde zu bewahren. »Natürlich! Ich hatte es vergessen.« Langsam und schwer ging er die Treppe hinauf.
Dann kam mein Vater zurück. Er brachte mir eine große Schachtel Konfekt, die ich sofort so versteckte, daß ich sie nicht wiederfinden würde — höchstens im äußersten Notfall.
»Katherine«, sagte er, »hier herrscht plötzlich eine seltsame Atmosphäre — das ganze Haus ist ruhig. — Wo steckt unser abenteuernder Odysseus?«
»Ausgegangen. Jessica zeigt ihm San Franzisko. Wie war es im Bohème-Klub?«
»Unverändert. Ich habe mit ein paar anderen alten Überbleibseln aus dem Fenster gesehen und über die alten Zeiten gesprochen. Ist Jim schon zurück?«
»Er hat sich für ein paar Minuten hingelegt.«
»Ob er etwas dagegen hätte, wenn ich mir einen Finger hoch von dem alten Bourbon nähme?«
»Vater — du brauchst doch nicht erst zu fragen! Soviel du willst!«
Er trottete hinaus.
Ein paar Minuten danach stürmte Jessica ins Haus. Sie hatte beide Arme voller Mimosen. Pogo, der hinterher kam, war hinter einem noch größeren Mimosenstrauß kaum zu sehen und trug außerdem einen Topf mit einem Mimosenbaum.
»Mutter! Sieh, was wir dir mitgebracht haben!« rief Jessica.
»Meine Güte!« sagte ich und legte die Hand aufs Herz.
Ich liebe Rosen, ich liebe alles, was blüht, aber am meisten liebe ich Mimosen, schon als Kind, seit mein Vater mir zum erstenmal diese wundervoll sensible Pflanze gezeigt hatte. M. púdica —deren Blätter sich bei der geringsten Berührung zusammenklappen. Trotzdem hatte ich sie selten im Haus, weil meine allzu große Liebe Strafe nach sich zieht: meine Augen tränen, wenn ich ihnen zu nahe komme, und ich muß niesen.
Jessica sagte: »Vater hat nicht vergessen, daß sie immer deine Lieblingsblumen waren. Ist das nicht rührend von ihm?«
Ich griff nach der Schachtel mit den Papiertaschentüchern. »Entzückend!« sagte ich und schnaubte mir kräftig die Nase.
»Siehst du!« sagte Jessica und strahlte Pogo an. »Mutter ist gerührt!«
»Sie war immer empfindsam«, sagte Pogo.
»Ich hole ein paar Vasen«, sagte Jessica und tanzte hinaus.
Mit Tränen in den Augen sagte ich: »War es nett, Pogo?«
»Herrlich!« Er sah mich an. »Wahrhaftig, Kate — du bist ein sentimentales altes Ding! Mußt du weinen, weil ich dir ein paar Mimosenzweige mitgebracht habe? Hör auf!«
Ich schnaubte mir wieder die Nase und merkte mir vor, daß die Taschentuch-Schachtel neu gefüllt werden mußte. »Schon gut, Pogo! Mach dir nichts draus!«
Jessica kam mit mehreren Vasen zurückgetanzt. »Wir sind nur zum Umziehen nach Hause gekommen, Mutter. Du hast doch nichts dagegen, wenn wir in der Stadt essen?«
»Nein, Liebling. Natürlich nicht!«
Aufgeregt fuhr sie fort: »Stell dir vor, was wir erlebt haben: wir haben uns überall herumgetrieben und dann in Ellis Street ein kleines französisches Restaurant entdeckt, Cassandre, in dem ich noch nie gewesen bin. Wahrhaftig — Vater hat einen erstaunlichen Instinkt für so etwas! Wir haben ausgezeichnet gegessen und ausgezeichneten Wein getrunken, und dann hat Vater den Küchenchef zu uns gebeten, um ihm seine Anerkennung auszusprechen. Und rate, was jetzt passierte!«
Ich konnte es raten; ich hatte es früher oft erlebt; aber ich sagte: »Was, Liebling?«
»Sie kannten sich!« rief Jessica. »Sie fielen sich in die Arme! Der Küchenchef sagte, >Oh, mon dieu, Monsieur Poole!< und Vater sagte, >Pierre! Parbleu!< — und das ganze Restaurant war in Aufruhr. Der Küchenchef hat Vater auf beide Wangen geküßt und den Himmel zum Zeugen dafür angerufen, daß sein liebster Traum durch Monsieur Pooles Besuch in Erfüllung gegangen sei.«
»Er war immer schon ziemlich rührselig«, sagte Pogo.
»Vater hat ihn vor Jahren in Paris kennengelernt. Ich
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