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In angenehmer Gesellschaft

In angenehmer Gesellschaft

Titel: In angenehmer Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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jungen kalifornischen Modezeichnerinnen.
    »Sehr attraktiv!« sagte Pogo höflich.
    »Warte, bis ich es anhabe!« rief sie. Sie war so aufgeregt und nervös, als ob Leben und Tod von seinem Urteil abhingen. »Du wirst Geduld haben müssen — es dauert eine Weile, weil ich alles mögliche darunter anziehen muß.«
    »Was — alles mögliche?«
    »Oh, Pettycoats und eine Art Krinoline und die Korsage. Willst du es vorher sehen?«
    »Später.«
    »Bitte — komm mit und sieh es dir vorher an!«
    »Also — gut.«
    Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn in das Ankleidezimmer. Miß Whitehead ging hinterher, und ich blieb mit schwerem Herzen und schweren Gedanken allein. Im Laufe weniger Stunden hatte sich zwischen Jessica und Pogo eine Vertrautheit entwickelt, die völlig anders war als die Vertrautheit zwischen Jessica und Jim. Nicht im Traum wäre sie auf die Idee gekommen, Jim ihre Petticoats oder Korsagen zu zeigen. Bei Pogo dagegen kannte sie keine Bedenken; von Anfang an war sie sich bewußt, daß sie von seinem Fleisch und Blut kam; es gab keinen Grund, sich vor ihm zu genieren. Es tat mir weh und hätte Jim weh getan. Und es ließ sich nicht ändern.
    Pogo kam zurück und setzte sich. Er sah finster vor sich hin.
    »Es ist wirklich ein hübsches Kleid«, sagte ich.
    »Findest du?«
    »Bestimmt! Warte, bis du sie darin gesehen hast.«
    »Wenn ich es nur rechtzeitig gewußt hätte!« sagte er ärgerlich. »Ich hätte St. Laurent bitten können, etwas Besonderes für sie zu entwerfen. Etwas, das ihr wirklich gestanden hätte, etwas Schönes und Phantastisches.«
    »Pogo, sie hat sich dieses Kleid selbst ausgesucht. Du darfst es nicht kritisieren; du würdest sie verrückt machen. Und es ist keine Zeit mehr, an etwas anderes zu denken.«
    »Ich könnte telegrafieren, es mit dem Flugzeug kommen lassen.«
    »Pogo — ich verbiete dir ganz und gar, so etwas zu machen!«
    »Es ist die Hochzeit meiner Tochter, Kate. Daran scheinst du nicht zu denken. Sie müßte wie eine Prinzessin angezogen sein...«
    »Es ist die Hochzeit meiner Tochter«, sagte ich. »Daran solltest du auch denken!«
    »Kate, ich will nicht mit dir streiten, aber ich habe gewisse Vorrechte, wenn ich so sagen darf...«
    »Als Vater?«
    »Ja — natürlich! Als Vater.«
    »Warum hast du sie dann, zum Teufel, bisher noch nie ausgeübt?«
    »Über diese Frage haben wir wohl schon gesprochen!«
    »Haben wir! Ich will es nur ganz klarmachen: Du kannst nicht in der letzten Minute hier hereinmarschieren, deine Rechte als Vater beanspruchen und alles durcheinanderbringen!«
    Er sah mich sehr erstaunt an. Darm sagte er, vollkommen unerwartet: »Du hast einen großen Irrtum begangen, Kate, als du damals nicht mit nach Bangkok kamst. Es war wirklich fabelhaft. Du wärst begeistert gewesen. Du hättest dich auch über Rangoon und Kalkutta gefreut. Hat es dir noch nie leid getan, daß du nicht mitgekommen bist?«
    »Nein«, sagte ich.
    Er lächelte, lehnte sich zurück und schwieg, bis Jessica hereinkam.
    Ruhig, schüchtern und blaß kam sie herein, die Hände gefaltet. Sie wirkte atemberaubend — auf mich wenigstens. Sie sah größer und schlanker aus, unschuldig und rein, mädchenhaft und fraulich zugleich. Pogo stand ohne ein Wort auf.
    »Vater?« flüsterte sie.
    »Ja, mein Liebes?« Seine Stimme klang wie erstickt.
    »Gefällt es dir?«
    Überwältigt trat er einen Schritt vor und blieb wieder stehen, als ob es ihm unmöglich sei, weiterzugehen. In seinen Augen standen Tränen. Er breitete die Arme aus, sie lief auf ihn zu, er umarmte sie und küßte sie auf die Stirn.
    »Du siehst himmlisch aus!« sagte er. »Wirklich himmlisch!« Er wandte sich zu mir. »Du hast recht gehabt, Kate. Das Kleid ist herrlich!«
    Immer noch hatte er Tränen in den Augen. Miß Whitehead flüsterte mir zu: »Sonderbar — alle Väter sind überwältigt, wenn sie ihre Tochter zum erstenmal so sehen. Alle.«
    Dann war Pogo wenigstens in dieser Hinsicht normal. Der hingerissene Blick und die Tränen blieben in seinen Augen stehen, bis wir gingen.
    Sie wollten mit mir zu Mittag essen, aber ich lehnte ab. Jessica sagte: »Wir werden ziemlich spät nach Hause kommen, weil ich Vater nach dem Essen San Franzisko zeigen will.«
    »Vergiß aber nicht, die Ranch anzurufen und dich zu erkundigen, wie es draußen steht«, sagte ich.
    Sie erschrak und sagte: »Oh, ja — natürlich!«
    Ich ging zu Jims Bank, aber er war beschäftigt und konnte nicht mit mir essen. Es schadete nichts — ich aß

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