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In angenehmer Gesellschaft

In angenehmer Gesellschaft

Titel: In angenehmer Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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zu eins für dich!« sagte er. »Ein feiner Junge, Vetter Knockenhauser. Und du warst mit Pogo irrsinnig glücklich?«
    »Ganz und gar!«
    »Wirst du ihn vermissen, wenn er wieder wegfährt?«
    »Soll das ein Witz sein? Ich danke Gott dafür, daß er schon Reisepläne macht. Ich habe gehört, wie er am Telefon sagte...«
    Jim ist einer der vornehmsten Menschen, ein irischer Puritaner, unerschütterlich ehrlich und gewissenhaft. Er unterbrach sich ernst: »Du hast ihn am Telefon gehört? Wie ist das möglich?«
    Ich mußte schnell etwas erfinden: »Liebling — ganz zufällig habe ich hier unten den Hörer abgenommen, um mit Nancy Clark wegen ihrer Kusine Wendy zu sprechen, gerade, als Pogo oben im Arbeitszimmer telefonierte. Das ist alles. Ohne es zu wollen, habe ich dabei gehört, daß er ein Telegramm nach Paris aufgeben wollte...?
    Jim starrte mich finster an. »Was hast du dabei noch gehört?«
    »Nichts. Aber das genügt. Immer wenn Pogo eine neue Reise vorbereitet, schickt er wie wild Telegramme umher, damit seine vielen Freunde Bescheid wissen. Ich kenne das.«
    »Bist du dir bewußt, Kate, daß es sehr unschicklich ist, anderer Leute Telefongespräche mit anzuhören?«
    »Liebling — ich versichere dir: es war vollkommen unschuldig! Ein Zufall!«
    »Daß es sogar strafbar ist?!«
    »Das Gesetz kann mir wohl nicht verbieten, in meinem eignen Hause von meinem Telefon den Hörer abzunehmen!«
    Er zögerte, weil er nicht wußte, ob er mir weiter Vorwürfe machen sollte, seufzte schließlich und gab mir einen Kuß. »Soll ich die Musik abstellen?« fragte er.
    »Nein. Ich höre sie gern.«
    Er ging zur Treppe und gab mir eine seltsame Bestätigung für einen meiner Gründe, ihn zu lieben. Er sagte: »Ich werde oben noch etwas lesen. Ruf mich, wenn du Hilfe brauchst.«
    »Weshalb sollte ich Hilfe brauchen?«
    »Ich habe dich den ganzen Abend beobachtet, Kate — du machst dir große Sorgen!«
    »Du bist ein zu scharfer Beobachter. Aber ich bin dir dankbar dafür. Wenn ich Hilfe brauche, rufe ich sofort nach dir.«
    Er nickte und ging.
    Jessica und Roger und Pogo kamen kurz nach elf zurück. Ich hörte Rogers Wagen vor dem Haus halten; dann wurde die Haustür aufgerissen, und Jessica marschierte gerade, steif und blaß herein. Roger kam hinter ihr — er war weiß im Gesicht. Pogo bildete die Nachhut, liebenswürdig und gleichmütig lächelnd.
    Jessica ließ ihr Cape über einen Sessel fallen und sagte: »Hallo, Mutter! Ganz allein?«
    »Ja, Liebling. Habt ihr euch amüsiert?«
    »Oh, hinreißend!«
    »Sie auch, Roger?«
    Er sah verletzt und bitter aus, versuchte jedoch, überzeugend zu sagen: »Schön, Mrs. Dougherty, sehr schön!«
    »Pogo«, sagte ich.
    »Hallo, Kate!«
    »Daß du dich amüsiert hast, sehe ich.«
    »Tatsächlich! Das Essen war glänzend. Zu schade, daß du nicht dabei warst!«
    Jessica trat an den Plattenspieler. »Hört zu!« sagte sie. »Die arme Mimi will gerade sterben!«
    »Ah!« sagte Pogo. »De los Angeles. Die Samtstimme.«
    »Du erkennst sie?« sagte Jessica.
    »Natürlich!«
    Sie warteten. Rudolfo stieß seinen herzbrechenden Schrei aus: »Mimi! Mimi!«
    »Erkennst du ihn auch?« fragte Jessica.
    »Nicht Di Stefano«, sagte Pogo. »Kann es Jussi Bjoerling sein?«
    Jessica lachte triumphierend. »Oh, Vater, du bist phantastisch!«
    »Zum Teufel«, sagte Roger, ging zur Fensterbank und setzte sich.
    »Was ist los, Roger?« fragte Jessica drohend.
    »Nichts.«
    »Weshalb hast du dann Zum Teufel gesagt?«
    »Ich bin beeindruckt, tief beeindruckt — das ist alles. Ich könnte nicht mal zwischen Bing Crosby und Bob Hope unterscheiden.«
    »Das ist nicht so wichtig, Roger. Deshalb brauchst du nicht wild zu werden. — Hast du diese Platte schon einmal gehört, Vater?«
    »Ich höre ganz selten Schallplatten, Jessica. Mir kommt es auf das Wirkliche, Unmittelbare an. Wie kann man erwarten, daß eine Maschine die Herrlichkeit und den Glanz der De los Angeles, der Tebaldi oder der Callas wiedergibt?«
    »Wie?« sagte Roger.
    Jessica fuhr herum und starrte ihn an. Krieg stand bevor — erkannte ich —, und mein Wohnzimmer wurde zum Schlachtfeld.
    La Bohème war zu Ende. »Immer muß ich um die arme Mimi weinen, und ich kann nicht weinend zu Bett gehen. Mutter, würde es dich sehr stören, wenn ich noch eine Tanzplatte auflege?«
    »Nicht, wenn du sie leise stellst.«
    Sie legte etwas von Louis Armstrong auf und beobachtete, wie die Platte sich drehte. Dann ging sie plötzlich zu Roger hinüber

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