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In angenehmer Gesellschaft

In angenehmer Gesellschaft

Titel: In angenehmer Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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wünschte, du wärst dabei gewesen, Mutter! Sie haben Vater praktisch das ganze Restaurant zur Verfügung gestellt — deshalb gehen wir zum Abendessen wieder hin.«
    »Großartig!«
    »Es war großartig!« rief sie. »Das Theater, das sie um Vater gemacht haben! Ich war sehr stolz! — Und weißt du, was wir beschlossen haben?«
    »Was?«
    »Also — ich habe die Ranch angerufen und mit Roger gesprochen. Er ist furchtbar müde, der arme Kerl, aber es sieht so aus, als ob Governor wieder gesund wird. Sie hoffen es jedenfalls. Vor morgen ist es nicht sicher, aber Roger will trotzdem hereinfahren.«
    »Gut«, sagte ich. »Das freut mich.«
    »Und«, plapperte sie weiter, »Vater und ich haben einen Plan geschmiedet. Wir wollen ihn zum Essen ins Cassandre mitnehmen, als Überraschung. Ist das nicht nett? Vater und Pierre entwerfen ein Spezial-Menu für ihn, ganz französisch, wie auf dem Montmartre. Es wird einfach herrlich! Die größte Überraschung, die Roger im ganzen Leben gehabt hat. Hältst du das nicht auch für wundervoll?«
    Es war keine Zeit, das Problem von allen Gesichtspunkten zu betrachten. »Wundervoll!« sagte ich.
    Entschuldigend sagte sie: »Wir hätten dich und Jim und Großva-auch gern dabei gehabt. Vielleicht geht es ein andermal. Aber Roger und Vater kennen sich kaum, und ich dachte, dies ist die beste Gelegenheit für sie, sich richtig kennenzulernen.«
    »Nur wir drei«, sagte Pogo. »Gemütlich in einer Ecke sitzen und plaudern.«
    »Ja«, sagte ich. »Es wird Zeit, daß ihr euch näher kennenlernt.«
    »Siehst du!« rief Jessica. »Ich wußte, daß Mutter es richtig finden würde. — Vater, geh lieber schnell nach oben und zieh dich um.«
    »Ja, mein Liebes«, sagte Pogo.
    »Hast du etwas von der Stadt gesehen?« fragte ich.
    »Eine Menge hübscher Häuser. Und die Felsen mit den Seehunden. Sehr reizvoll...«
    »Entschuldige uns, Mutter«, sagte Jessica. »Wir müssen uns beeilen.« Sie zog Pogo die Treppe hinauf.
    Sie mußten Jim gestört haben; ein paar Minuten später kam er nach unten. Er sah die Mimosen und fragte erstaunt: »Was ist das?«
    »Mimosen, Liebling.«
    »Ich weiß. Woher kommen sie?«
    »Pogo und Jessica haben sie für mich mitgebracht.«
    »Bist du nicht allergisch gegen das Zeug?«
    Ich nieste. »Nicht so schlimm wie früher,«

    Sie kamen spät nachts nach Hause; sie gingen am nächsten Morgen sehr früh wieder weg. Ich hörte erst nachmittags um vier wieder von ihnen, als Jessica anrief.
    Sie sagte: »Mutter, Roger wird gegen sechs bei uns sein. Wenn Vater und ich bis dahin noch nicht zurück sind, macht euch keine Gedanken! Und, bitte, erzähle Roger nicht, wo wir sind.«
    »Das kann ich Roger gar nicht erzählen, weil ich es selbst nicht
    weiß.«
    »Bist du nicht auf dem Posten, Mutter? Du sprichst, als ob du erkältet wärst.«
    »Nur ein bißchen Schnupfen. Wo seid ihr denn?«
    »Im Cassandre. In unserem Restaurant. Vater und Pierre arbeiten in der Küche an den letzten Feinheiten für unser Essen. Mr. Cassandre, der Inhaber, ist auch dabei. Ich kann dir sagen — es ist eine Aufregung!«
    »Hast du die ganze Zeit in diesem Restaurant zugebracht?«
    »Oh, nein. Wir sind überall gewesen. Vater ist ganz begeistert von San Franzisko. Ich glaube, er würde gern hier leben. Aber ich habe es vorher gewußt.«
    Großartig, dachte ich, als ich aufhängte, großartig. Daß Pogo sich hier niederläßt, hat uns gefehlt. Vielleicht als Nachbar, gleich nebenan. Ab und zu für eine Plauderei hereinkommen. Entzückend! — Jessica mußte blind sein, dachte ich, wenn sie nicht sah, wie wenig willkommen Pogo mir und Jim war. Aber es war die besondere Art von Blindheit, die uns befällt, wenn Zuneigungen mit im Spiel sind. Sie liebte ihren Vater — darum mußte jeder andere ihn auch lieben. Sie wünschte, daß er hier wohnte, damit er jederzeit für sie erreichbar sei — deshalb mußte jeder andere auch wünschen, daß er hier wohnte und jederzeit erreichbar sei. Es war sinnlos, etwas dagegen zu sagen. Ich war sogar, zum Teil wenigstens, dafür verantwortlich.
    Um sechs hörte ich Rogers Wagen und ging zur Tür, um Roger zu begrüßen. Er winkte mir zu und rief: »Hallo, Mrs. Dougherty! Wie geht es Ihnen?«
    »Gut, Roger. Und Ihnen? Kommen Sie herein, wir haben auf Sie gewartet.«
    Er grinste, aber ich sah sofort, daß er todmüde war. Seine Augen waren blutunterlaufen. Er trug einen Smoking, der ein bißchen zu eng wirkte.
    Während wir ins Haus gingen, sagte ich: »Jessica ist

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