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In besten Kreisen

In besten Kreisen

Titel: In besten Kreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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rundweg abgelehnt. Ich habe meinem Bruder gesagt, er und seine Frau könnten sich sehr wohl selbst ein Haus mieten und Leo versorgen.
    Dann trank ich meinen zweiten Beefeater-Martini aus, beendete meinen Lunch, goß noch einen hervorragenden Brandy darüber und machte mich in einer Wolke rechtschaffener Empörung davon.« »Kate«, sagte Reed, »ich bin noch keiner Frau begegnet, die einen so verrückt machen kann wie du. Es will mir zum Beispiel nicht in den Kopf, warum ich, der ich mich glücklich in meiner vollklimatisierten Wohnung in New York ausruhen könnte, hier mit dir eine Landstraße entlangspaziere, mich von Moskitos aussaugen lasse und in meiner Nase das unbehagliche Gefühl habe, daß sich bei mir ein Heuschnupfen ankündigt.« »Im Juli bekommt man keinen Heuschnupfen mehr.« »Also gut, was immer man im Juli bekommen kann, ich bekomme es. Da, bitte!« Reed nieste heftig. »Doch da stehe ich nun, schlage nach Moskitos, hasse das Landleben und bin sogar aus dem Haus, das du dort hast, vertrieben worden. Wie ist es dann, in Gottes Namen, mit Leo doch so weit gekommen?« »Er ist von zu Hause weggerannt und bei mir gelandet. Es war ganz offensichtlich, daß er sich, weil alle so mächtig bemüht waren, ihn zu verstehen, die Gesellschaft von jemandem wünschte, der ihn nicht verstand und das auch gar nicht versuchte. Ich habe ihn natürlich wieder nach Hause geschickt, aber ich habe ihm versprochen, daß er den Sommer über bei mir sein darf. Mein Bruder, stur und verstockt wie alle Menschen schlichten Gemüts, war außer sich, daß Leo bei mir war. Jedenfalls wurde die ›Ferienpension‹ auf diese Weise überwältigend real.« Eine Begegnung
     
    R eed, der dank Moskitostichen, Niesen und Verwirrung einen höchst gestörten Schlaf gefunden hatte, wurde am nächsten Morgen von einer Kinderstimme geweckt, die sehr deutlich und fast direkt an sein Ohr verkündete: »Hurra! Ich habe das Mistvieh erwischt, ganz bestimmt!« Ihr folgte die strenge Stimme eines Alteren: »Das Wort ›Mistvieh‹ solltest du nicht in den Mund nehmen. Wie ich dir zu erklären versuchte, gibt es eine Sprache für Gleichaltrige und eine andere, die man Alteren gegenüber benutzt, und beide überschneiden sich nur ungefähr die Hälfte der Zeit. ›Mistvieh‹ gehört nicht zu diesen Überschneidungen, es sei denn, du meinst exakt die Spezies, die Mist macht. Aber«, fügte die Stimme nun leiser hinzu, »abgesehen davon glaube ich, du hast sie tatsächlich erwischt.« Reed setzte sich im Bett auf. Wahrscheinlich war es nur ein Traum. Er tastete nach seiner Uhr auf dem Nachttisch und konsultierte sie: Viertel vor sechs. Unmöglich. Aber der Sekundenzeiger der wunderschönen Uhr seines Großvaters tickte beharrlich seine kleine Runde. Das war es, das absolute, unwiderrufliche Ende. Er würde in sein Auto steigen und fort sein, sobald er einer Tasse Kaffee habhaft geworden war, Kate hin und Kate her. Wie sehr er auch an Kate hing, es gab Erfahrungen, denen er sich nicht aussetzen wollte. Kate – er legte sich wieder hin, nur für einen Augenblick, und dachte an Kate. Aus einiger Entfernung hörte er eine weibliche Stimme wie in einem Wutanfall kreischen. Das war nicht Kate: eine unangenehme Stimme. Kates Stimme dagegen… Reed war wieder eingeschlafen.
    Als er das nächste Mal aufwachte, zeigte die Uhr seines Großvaters zehn Minuten vor zehn, und es herrschte himmlische Ruhe.
    Irritiert fragte er sich, was mit den anderen passiert sein mochte. Er zog sich an und ging auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer: leer. Niemand kam in den Raum geschossen oder katapultierte sich die Treppe hinab. Reed entspannte sich ein wenig und ging ins Eßzimmer, wo er ein Gedeck fand, auf dessen Teller ein Schildchen stand: »Für Dich.« Auf der Anrichte wartete ein Glas Orangensaft in einem Kühler mit gehacktem Eis; daneben standen eine Kaffeemaschine, ein Toaster, ein Korb mit Brot und ein Paket Cornflakes. An dem klebte ein Zettel: »Nach 9.30 Uhr keine Eier mehr.« Reed grinste, trug den Orangensaft zum Tisch und griff nach der Zeitung, die neben dem Teller lag. Eine Zeitung draußen auf dem Lande! Man stelle sich vor! Sein Staunen verwandelte sich in Irritation, als er merkte, daß es der ›Berkshire Eagle‹ von gestern war. Auf dem Rand hatte Kate geschrieben: »Für den Fall, daß Zeitungslektüre beim Frühstück eine Notwendigkeit ist.« Reed machte es sich mit dem ›Berkshire Eagle‹ bequem.
    Das Schweigen im Hause hielt das ganze Frühstück

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