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In Blut geschrieben

In Blut geschrieben

Titel: In Blut geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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von einer dicken Schneedecke überzogen.
    Thayer und Annabel stellten den Wagen ab und bewegten sich auf die Menschenansammlung zu. Als sie über ein kleines Mäuerchen stiegen, das den Park von der Straße trennte, stieß Thayer seine Kollegin an und deutete auf ein Schild, das an einen Baumstamm genagelt war: BETRETEN DES PARKS VON EINBRUCH DER DUNKELHEIT BIS ZUM MORGENGRAUEN VERBOTEN. Annabel bezweifelte, dass diese Vorschrift eingehalten wurde, trotzdem dürfte der Park am Abend kaum und nachts noch weniger bevölkert sein.
    Sie verschaffte sich ein Gesamtbild von der Örtlichkeit: In der Mitte eine kleine Erhebung, die das dahinter liegende Ufer verbarg, die Dunkelheit und die Baumstämme beschränkten die Sichtweite auf zwanzig Meter. Keine Beleuchtung und keine Zufahrtsmöglichkeit von der Straße her.
    Zu ihrer Linken, halb verborgen hinter einer Gruppe von Eichen, flammten die Blitzlichter der Journalisten auf. Das künstliche Licht tauchte die Szene in den gierigen Schein der Indiskretion.
    Die beiden Detectives bahnten sich einen Weg zwischen den Reportern und Schaulustigen hindurch, die herbeiströmten, nachdem die Nachricht bekannt geworden war. Mord ist ein Schauspiel, das sich viele um nichts auf der Welt entgehen lassen wollen.
    Ehe sie die Sicherheitsabsperrung überschreiten durften, mussten sie bei einem Officer eine Zutrittsberechtigung ausfüllen: Name, Nummer der Dienstmarke, Ankunftszeit. Bislang erwies sich die Polizei von Larchmont als zuverlässig. Doch hinter der Absperrung bot sich ein anderes Bild. Mitten auf dem verschneiten Rasen saßen zwei Polizisten auf einer Bank und tranken heißen Kaffee aus einem Pappbecher. Insgesamt zählte Annabel zwölf uniformierte und fast ebenso viele zivile Beamte. Der Boden war zertrampelt und somit jede brauchbare Spur seit langem zerstört. Annabels Zorn nahm zu, als sie sah, wie ein Hilfssheriff achtlos seine Zigarettenkippe wegwarf. Hier konnte von der Erhaltung des Tatorts keine Rede sein. Im Prinzip hätte der erste Officer, der an den Schauplatz des Verbrechens gekommen war, einen möglichst schmalen Weg zum Opfer vorgeben müssen, den später alle anderen benutzen mussten, um die Spuren nicht zu verwischen. Im Prinzip.
    Sheriff Douglas Williamson kam mit ausgestreckter Hand auf sie zu. Er war hager, hatte kleine, eng zusammenstehende Augen und eine auffallend kurze Nase, die untere Gesichtshälfte war durch einen Bart verdeckt.
    »Gut, dass Sie da sind, ich habe Sie angerufen.«
    Wie immer kam Annabel ohne weitere Umschweife gleich zur Sache.
    »Waren Sie der Erste, der den Sektor betreten hat?«
    Der Sheriff schien erfreut über die rasche Vorgehensweise. Er konnte es kaum erwarten, dass die Leiche abtransportiert wurde und der Rummel im Park ein Ende fand.
    »Nein, das war Harry. Kommen Sie mit.«
    Er führte sie zur Spitze der Landzunge, wo die Klippen begannen, die bis zum Sound abfielen. Auf dem Felsgrat standen mehrere Personen um kleine, auf Stativen befestigte Scheinwerfer. Die Arme ausgebreitet, um das Gleichgewicht zu halten, führte Williamson sie vier schmale in den Stein gehauene Stufen hinunter. Wegen des Schnees waren sie rutschig geworden, und man musste sich vorsichtig bewegen, was manchmal zu grotesken Verrenkungen führte, die unter den gegebenen Umständen deplatziert wirkten.
    »Harry«, rief der Sheriff, »die Kollegen aus New York sind da. Darf ich Ihnen Harrison Doubsky vorstellen? Und das ist unser Coroner Ed Foster.«
    Sie begrüßten die beiden. Doubsky wirkte wie ein Gymnasiast, während Ed Foster, ein lebhafter Mann um die fünfzig, eine beruhigende Erfahrung ausstrahlte.
    In der Ferne wiegte sich in der Strömung des Sound eine Boje mit ihrer Glocke. Ding-Ding … Ding-Ding … Ein langsamer, unheilvoller Rhythmus. Er hallte unaufhörlich über die riesige graue Fläche, nur bisweilen von einem plötzlichen Windstoß oder vom Klatschen der Wellen zwischen den Felsen unterbrochen.
    Die beiden Männer traten beiseite, um den Blick auf das traurige Schauspiel freizugeben.
    Annabel presste die Hand auf den Mund.
    »Mein Gott …«
    Jack Thayer hiss die Zähne zusammen. Auch wenn man an den Anblick von Toten gewöhnt ist – an das Leid wird man sich nie gewöhnen.
    Die Frau lag auf dem Rücken, völlig nackt. Weder der Tod noch die eisige Nacht hatten ihr ihren rosigen Teint genommen, im Gegenteil. Doch das Erstaunlichste war ihre Haltung: Die Beine waren an die Brust gezogen, ohne den Boden zu berühren, beide Arme

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