In dein Herz geschrieben
Blutung zu stoppen. Aber zum Glück war sie mittlerweile ohnehin zu einem schwachen Tröpfeln verebbt.
»So«, sagte sie und trat zurück. »Das sollte reichen.«
Er klappte den Mund auf, um etwas zu sagen, als ein Windstoß das Haus erfasste und es bis auf die Grundmauern zu erschüttern schien. Binnen Sekunden löste sich die Spannung zwischen ihnen. Hector stand auf, und sie folgte ihm ins Wohnzimmer. Es war immer noch hell genug draußen, um die kleinen, vom Sturm platt gedrückten Bäume und Pflanzen in Evelyns Garten und den Teil des Zauns zu erkennen, der in den Pool geweht worden war. Cassandra konnte nicht sagen, was lauter war - die Wellen oder der Sturm.
»Tja«, meinte Hector. »Ich schätze, wir sollten uns einen Platz zum Schlafen suchen. Es wird eine Weile dauern, bis wir hier wegkommen.«
Sie gingen ins große Schlafzimmer zurück, wo Hector zu der hohen, gewölbten Decke hinaufsah und den Kopf schüttelte. Er ging den Korridor entlang und trat in ein etwas kleineres Zimmer. »Das hier liegt wenigstens nicht auf der Meerseite«, sagte er. Doch auch die Decke dieses Zimmers schien seine Zustimmung nicht zu finden. Schließlich trat er vor den begehbaren Schrank. »Gütiger Himmel«, stieß er hervor. »Der Schrank ist ja größer als mein Schlafzimmer. Aber er wird wohl reichen.« Er trat vor das Bett und zog die Decke herunter.
»Was tust du da?«
Er hielt inne. »Wenn du nicht auf dem Boden schlafen willst, hilf mir, die Matratze dort hinüberzuziehen.«
Allmählich gelangte sie zu dem Schluss, es wäre besser gewesen, wenn sie ihn den ganzen Weg zurück zu Mays Haus
geschleppt hätte. Sie würden das Bett teilen müssen. Schon wieder. »Ich wette, oben gibt es Einzelbetten. Für Evelyns Enkel. Wieso holen wir nicht die Matratzen von dort? Bestimmt passen sie besser als diese hier. Die ist für ein Doppelbett.« Doch er hatte die Matratze bereits halb durch den Raum gezerrt, und sie musste ihm helfen, wenn sie verhindern wollte, dass er wieder das Bewusstsein verlor.
Auch als die Matratze auf dem Schrankboden lag, blieb immer noch genug Platz, um darum herum zu gehen. Cassandra war nicht klar, wie jemand einen so riesigen Kleiderschrank brauchen konnte. Sie sorgte dafür, dass Hector sich hinsetzte und ausruhte, während sie die Matratzenauflage, Laken und eine Decke holte und das Bett herrichtete, so gut es ging. Als sie mit den Kissen zurückkehrte, hatte Hector sich auf der Matratze ausgestreckt und klopfte lächelnd auf den freien Platz neben sich.
Plötzlich, ohne jede Vorwarnung, war sie wütend. Wie konnte er es wagen, so zu tun, als würden sie sich hübsch aneinanderkuscheln und wie ein normales Paar warten, bis der Sturm vorbeigezogen war? Sie waren kein Paar. Nach all der Zeit, die sie allein zu Hause gesessen hatte, ohne ein Wort von ihm zu hören. Und nun glaubte er, sie würden dort wieder anknüpfen, wo sie vor ihrer Abreise aufgehört hatten? »Du Blödmann!«, blaffte sie ihn an und warf die Kissen nach ihm. »Du erbärmlicher, hinterhältiger, nichtsnutziger Feigling! Wie kommst du auf die Idee, ich könnte auch nur im Traum daran denken, mich neben dich zu legen? Ich würde lieber nach draußen gehen und im Graben übernachten, als auch nur eine Minute länger mit dir in diesem Haus zu bleiben.« Sie wirbelte herum, packte eine Taschenlampe und stürmte davon.
Das Wohnzimmer mit seinen großen Fenstern war zu unheimlich, also ging sie weiter, bis sie die Küche fand und dankbar feststellte, dass sie nicht auf der dem Meer zugewandten Seite lag. Sie war zu wütend, um etwas zu essen, stattdessen
fand sie ein wenig Tee im Kühlschrank und goss sich ein Glas voll ein, ehe sie einen Hocker heranzog und sich an die Kochinsel setzte. An diesem Morgen war sie noch in Davis gewesen, und jetzt war sie hier. Wie hatte das alles passieren können?
In diesem Moment fiel ihr Dennis wieder ein. Sie sollte doch mit ihm Spaghetti essen gehen. Mit einem Stöhnen legte sie den Kopf auf die Arbeitsplatte. Der rostfreie Stahl fühlte sich so angenehm kühl unter ihrer Wange an. Was für eine Idiotin sie doch war, und dass sie hier allein im Dunkeln saß, machte es nur noch schlimmer. Sie fragte sich, ob sich hier ein seltsames, schicksalhaftes Muster wiederholen würde. Vor Dennis weglaufen, auf Hector treffen. Wollte ihr jemand damit etwas sagen? Wenn ja, sollte derjenige vielleicht wissen, dass Hector bereits eine Frau hatte - sogar eine Ehefrau. Und dabei spielte es keine Rolle, dass sie
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