In dein Herz geschrieben
sie, als sie einen Ziegelstein anhob, um die Scheibe in Evelyns Eingangstür einzuschlagen. Aber ihr blieb nichts anderes übrig. Hector lag blutend da draußen, und sie musste ihn ins Haus schaffen. Als sie drinnen war, schien es zuerst eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis sie die Garagentür gefunden hatte, und dann gelang es ihr nicht, das schwere Tor aufzubekommen. Kein Strom. Sie löste die Trage von der Stoßstange des Lasters und zerrte sie durch eine Seitentür in die Garage. Als sie sich gegen die Wand sinken ließ, um Atem zu schöpfen, setzte Hector sich plötzlich auf. »Annie Laurie!« Cassandra stürzte zu ihm und ging in
die Knie. Blut sickerte über seine Schläfe und durchweichte sein Hemd. »Es geht ihr gut. Sie ist zu Hause.«
Er schloss die Augen und schwankte leicht. Sie hatte ihn noch nie so blass gesehen und spürte, wie Panik in ihr aufstieg. »Hector? Komm, nicht schlappmachen.«
»Cassandra?« Wieder schlug er die Augen auf und starrte sie an, als wäre sie ein Gespenst. »Cassandra. Wir müssen nach Hause. Es zieht ein Hurrikan auf.«
»Ich weiß. Aber wir können nicht weg. Zwei Bäume blockieren die Einfahrt.«
»Was machst du hier?«
Was für eine dämliche Frage. »Erzähl ich dir später. Jetzt steh auf, los. Wir müssen dich ins Haus schaffen.«
»Wo sind wir?«
»Bei Evelyn. Ich bin in ihr Haus eingebrochen. Meinst du, sie lässt mich noch mal verhaften?«
Er schüttelte den Kopf, als wäre er benommen, und hob die Hand, um die Verletzung zu berühren.
»Nein, nein.« Sie schob seine Hand weg. »Komm jetzt und hilf mir.«
Sie trat hinter ihn und hob ihn an, während er mühsam versuchte, auf die Füße zu kommen. Als sie ihn einen Moment lang losließ, begann er zu schwanken, so dass sie fürchtete, er würde sie beide zu Boden reißen, doch sie fing ihn gerade noch rechtzeitig auf. Er legte einen Arm um ihre Schultern und lehnte sich gegen sie. Vorsichtig durchquerten sie das weitläufige Wohnzimmer, während über dem Meer Blitze aufzuckten und den Blick auf die bedrohlichen düsteren Wolken freigaben. Achte nicht drauf, ermahnte sie sich und führte Hector den Korridor entlang zum Schlafzimmer. Sie setzte ihn auf die Bettkante und machte sich auf die Suche nach einer Taschenlampe oder nach Kerzen. In einem so feudalen Haus musste es doch einen Generator geben, doch selbst wenn sie ihn fände, wüsste sie nicht, wie man ihn in Gang brachte.
In einem Schrank in der Waschküche stieß sie auf batteriebetriebene Leuchten und Taschenlampen mit - oh Wunder über Wunder - funktionstüchtigen Batterien. Sie legte alle in einen Wäschekorb und trug sie ins Schlafzimmer. Als sie die Lampen im Schlaf- und Badezimmer verteilt hatte, kramte sie in den Schränken nach Verbandszeug, Wundsalbe und Alkohol. Hector würde nicht gefallen, was auf ihn zukam, aber es ging nicht anders.
Sie setzte ihn auf die Toilette und wies ihn an, die Taschenlampe zu halten, so dass sie sich die Schnittwunde ansehen konnte. Das viele Blut ließ es schlimmer aussehen, als es war, trotzdem würde hier wohl mit ein, zwei Stichen genäht werden müssen. Anscheinend hatte er sich inzwischen ein wenig erholt, denn er besaß genug Kraft, den Kopf zurückzureißen, wann immer sie die Wunde mit dem mit Alkohol getränkten Waschlappen berührte. »Stillhalten, Riesenbaby«, sagte sie und hielt sein Gesicht mit ihrer freien Hand fest.
»Wann bist du zurückgekommen?«
»Ich bin nicht zurückgekommen, sondern wollte nur nach Annie Laurie sehen.«
»Woher wusstest du, dass sie weg ist?«
Wenn sie ihm von der Stimme im Wind erzählte, würde er sie für verrückt halten, auch wenn er eine Mutter hatte, die Dinge träumte, die sich später bewahrheiteten. »May hat es mir gesagt«, erwiderte sie, was keine Lüge war. Dann erzählte sie ihm alles, von Hazel, wie sie die Barrikade durchbrochen und Annie Laurie in Sicherheit zu Hause vorgefunden hatten.
Als sie die antiseptische Salbe auftupfte, bemerkte sie, wie still es geworden war, und sah ihn an. Er beobachtete sie. In seinen großen blauen Augen lag ein Ausdruck, als sei sie ein leckeres Bonbon, während seine Lust auf Süßes soeben erwacht war. Und aus irgendeinem Grund befand sich sein Knie zwischen ihren Knien. Oh Gott. Das war gar nicht gut.
Diese Nähe. Zeit, zum Ende zu kommen. Sie riss ein Päckchen Verbandszeug auf und befahl ihm, es zu halten, während sie es so gut es ging mit Pflastern befestigte, in der Hoffnung, dass der Druck ausreichte, um die
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