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In deinem Schatten

In deinem Schatten

Titel: In deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hambly
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musste.
    Die Ratten zogen sich zurück, doch ihr Gestank verfolgte Maddie und Phil, als sie weiter die dunkle Treppe hinaufgingen. Zwischendurch hatte Maddie das Gefühl, als würden die Wände immer näher kommen und sie beide erdrücken, und sie spürte, wie Lucius Glendowers zorniger, gieriger Geist an ihrer Seele zerrte. Ihr Kopf dröhnte nun wieder vor Schmerz, ihr ganzer Körper war verkrampft, und sie hörte Glendower brüllen:
Ich erwische dich, du Flittchen. Warum musst du dich auch einmischen? Ich erwische dich …
    Wie der tobende, hässliche Teufel auf der Tarotkarte, zu dessen Füßen die Liebenden in Ketten lagen.
Doch die Ketten
– Maddie hatte das Bild deutlich vor Augen –
sind locker
.
Wir können sie ablegen, wann immer wir wollen.
    Dann war er verschwunden. Der kalte, reißende Schmerz in ihrer Seele wich einer schrecklichen Stille.
    Vielleicht hatte es irgendeine Warnung gegeben, irgendeine Bewegung, ein Geräusch oder der plötzliche Gestank nach Glendowers Tabak oder seinem Aftershave. Maddie wusste es nicht. Doch als sie rasch zu Phil aufschaute, sah sie, wie der Ausdruck seiner Augen sich veränderte. Sie sah, wie Gier, Lust und so etwas wie Triumph in seinen Augen aufloderten, bevor er plötzlich die Taschenlampe ausmachte, Maddie gegen die Wand des schmalen Treppenhauses stieß und in der Dunkelheit über sie herfiel.
    Vielleicht hatte sie seinen Namen geschrien – sie konnte sich später nicht mehr daran erinnern. Er biss sie in den Hals und in die Schultern, presste sich an sie, riss an ihrer Bluse und versuchte, sie auf den Boden zu werfen. Eine Sekunde gelang es ihr, ihn abzuwehren und sich von ihm loszumachen, doch er war beängstigend stark. Im nächsten Augenblick stieß er sie weg, und als er sich von ihr abwandte und Anstalten machte zu fliehen, packte Maddie ihn am Arm. Die Brutalität, mit der er versuchte, sich ihrem Griff zu entziehen, brach ihr fast das Handgelenk.
    “Du verdammter Hurensohn!”, brüllte er in die Dunkelheit. “Du dreckiger Bastard sollst im Feuer verrecken!” Dann taumelte er schwer keuchend gegen die Wand.
    Maddie klammerte sich an seinen Arm und spürte, wie das Zittern, das seinen ganzen Körper erfasst hatte, langsam schwächer wurde. Sie wusste genau, was geschehen war und was Glendower gerade versucht hatte: Einen Augenblick lang hatte er sie aus Phils Augen angestarrt.
    Nach einer Weile sagte sie: “Er versucht, uns auseinanderzubringen. Er will, dass ich vor dir die Flucht ergreife oder du vor mir davonläufst, damit er sich uns einzeln vornehmen kann. Lass mich nicht los.”
    Phil drückte sie wortlos an sich. Die Kraft, mit der er sie umarmte, war genauso beängstigend wie vorhin, als der Geist des bösen, alten Mannes Phils Seele in Besitz genommen hatte. Doch er drückte sie nur lange und voller Verzweiflung an sich, und sie spürte seinen heißen Atem an ihrer Wange.
    “Komm”, flüsterte Maddie. “Komm, wir müssen weiter. Er wird es wieder versuchen.”
    Sie spürte, wie er nickte. Er schaltete die Taschenlampe wieder ein, deren Strahl jetzt nur noch schwach flackerte, als würden die Geister, die an diesem wahnsinnigen Ort herrschten, sogar die Energien aus den Batterien saugen. Maddie zog sich die Bluse fester um ihre blutenden Schultern und klammerte sich an Phils Hand, während sie die letzten Stufen hinaufgingen.
    Tessa lag auf dem Boden jenes Speichers, von dem Maddie annahm, dass er früher einmal der achte Stock des Glendower Building gewesen sein musste, der zur Fabrik gehört hatte. Durch die offene Tür sah man Tessa zwischen alten Lumpen bewusstlos auf den Dielen liegen. Es war höllisch kalt, und auf die großen, schrägen Dachfenster fiel Schnee. Die Fenster darunter waren dunkel. Maddie fragte sich, was man bei Tageslicht durch diese Fenster wohl sehen mochte – falls es hier oben jemals Tag wurde …
    Die Luft war voller Staub, und auch die langen Tische in der Mitte des Raumes und die ölverschmierten schwarzen Nähmaschinen waren von einer dicken Staubschicht überzogen. Als Phil und Maddie durch die offene Eisentür in den Speicher traten, sagte Phil: “Hier ist es. Das ist der Raum, den ich in meinem Traum gesehen habe …”
    “Tessa!” Maddie kniete sich neben ihrer Freundin hin. “Tessa, alles in Ordnung?” Als das Mädchen die Augen öffnete, hatte Maddie einen Moment lang Angst, dass ihr – wie vorhin bei Phil – wieder Lucius Glendowers Dämon entgegenstarren würde.
    Doch Tessa blinzelte sie nur

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