In deinen Armen
Frau am Arm.
»Das könn' Se nich machen! Ich arbeit für Dr. Bridges!« schrie die Frau, während sie Mr. Kinman folgte. »Da krieng Se noch was zu hörn!«
Enid hörte nicht auf den leiser werdenden Protest, sondern beugte sich über ihren mit dem Gesicht nach unten liegenden Ehemann und begutachtete seinen Körper. Sein Schädel und eine Seite seines Gesichts waren bandagiert, doch sie hätte ihn ohnehin niemals erkannt. Seine Nase war gebrochen, und Schwellungen deformierten jede sichtbare Stelle seines Gesichts. Durch die Verbandstreifen um seine Brust sickerte Blut, und während sie langsam die Decke zurückzog, entdeckte sie, dass er bis hinunter zum Magen und auch unterhalb der losen, kurzen Unterhosen bandagiert war. Sein Bein … sein Bein war geschient und auf Kissen gebettet, und alles an ihm roch nach Schweiß und Krankheit.
Was hatten sie sich nur dabei gedacht, ihn wie einen dahergelaufenen Vagabunden zu behandeln, den es auf der Straße des Lebens niedergestreckt hatte? Wenn das hier das Beste war, das Ihrer Majestät Regierung zu leisten im Stande war, dann bestand Ihrer Majestät Regierung aus Philistern und Scharlatanen. Während sie zur Treppe ging, rief sie: »Mr. Kinman!«
»Madam?« Ihr wütender Tonfall schien ihn zu erstaunen.
»Ich will augenblicklich heißes Wasser!«
»Ja, Madam.« Er kam unten an den Treppenabsatz und sah mit einer gewissen Ehrfurcht zu ihr auf. »Mr. Throckmorton ist unterwegs, Madam.«
»Gut. Ich habe nämlich ein Wörtchen mit Mr. Throckmorton zu reden.« Was tatsächlich der Fall war. Während sie die erste der Bandagen abwickelte, übte sie ihre Rede ein. »Wer einen Mann retten will, der heuert keine Schlampe von Krankenpflegerin an und holt auch keinen ignoranten Dorftrottel von Arzt. Inkompetent, unachtsam …«
Gütiger Himmel! ihre Hände gerieten ins Stocken, während sie MacLeans Gesicht auswickelten. Sie hätte ihn nie erkannt. Die Explosion war offenkundig von der rechten Seite gekommen, denn diese Seite des Gesichts war von Dutzenden von Scherben zerschnitten. jede Wunde war sauber genäht, doch Schwellungen und Blutergüsse entstellten seine Wange. Er hatte ein Ohrläppchen verloren, doch ein rauer Bartwuchs überdeckte die Verletzungen an seinem Kinn. Das Fieber hatte tiefe Furchen in die vollen Lippen gegraben. »MacLean?« Sie betrachtete ihn tief über sein Gesicht gebeugt nochmals. Sie berührte ihn nur mit den Fingerspitzen. Diese Hitze war nicht allein Fieber. Diese Hitze war Lebenswillen. Hätte er sich bewegen können, er hätte das Leben mit beiden Händen gepackt und festgehalten.
Nun musste sie es für ihn tun.
Doch diese Wunden gefielen ihr nicht. »Mr. Kinman!«, schrie sie.
»Madam?« Er kam die Treppe heraufgeschlichen und ging auf Zehenspitzen auf sie zu und streckte, die Handtücher über dem Arm, Enid das Wasserbecken hin, als habe er Angst, näher zu kommen.
»Stellen Sie es auf den Nachttisch.«
Er gehorchte.
Sie zog den Verband von MacLeans Hals ab, seiner Brust, seinen Armen. Stellenweise blieb er kleben. Sie sah sich um. »Saubere Lappen«, sagte sie. »Handtücher.«
Mr. Kinman warf sie ihr hin, dann hastete er so weit davon, wie es ihm, ohne den Raum zu verlassen, möglich war. Den Lappen ins warme Wasser tauchend, strich sie MacLean übers Gesicht und suchte nach einem Überbleibsel des Mannes, der er einst gewesen war. Unter der Schwellung entdeckte sie die breiten Wangenknochen, das kantige Kinn und die Stirn, die ihren Gatten zu einem solch gut aussehenden Mann gemacht hatten. Doch seine Nase erschien ihr, obwohl zertrümmert, größer und schärfer geschnitten als früher. Der Gang der Zeit, die Folgen der Explosion und ihre eigene Erinnerung schienen sie zu trügen. »MacLean, was hast du nur angestellt?«, murmelte sie.
Sie ließ die dunkelrot befleckten Bandagen auf den ständig wachsenden Haufen auf den Boden fallen. »Mr. Kinman, ich brauche einen Eimer, um das Zeug loszuwerden. Und wenn ich ihn fertig gewaschen habe, muss mir jemand beim Wechseln der Laken helfen.«
Mr. Kinman machte ein sonderbares Geräusch. Enid schaute ihn an.
Er starrte in fasziniertem Entsetzen die schrecklichen Verwundungen an, die Enid freigelegt hatte. Alle Farbe wich aus seinem Gesicht, er rollte wie ein ungezähmtes Pferd die Augen und ging mit einem dumpfem Bums zu Boden.
Zu schade. Sie hätte seine Hilfe brauchen können. Aber sie hatte jetzt keine Zeit, sich seinetwegen zu sorgen. Kinman würde sich schon wieder
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