In deinen Armen
nicht helfen kann …«
»Falls Sie ihm nicht helfen können und er zu einem Tod verurteilt ist, den er nicht verdient – wenn das der Fall sein sollte, dann wird die Familie wollen, dass man den Leichnam nach Schottland zurückbringt. Und Sie als seine Frau werden den Transport selbstverständlich begleiten.«
Das wurde ja immer schlimmer. In trotzigem Widerstand die Stimme hebend, sagte Enid: »Lady Halifax braucht mich. Aber … aber der Clan der MacLeans will nichts mit mir zu tun haben.«
»Stephen hat Ihnen vielleicht ein Erbe ausgesetzt.«
Aschfahl, weil Throckmorton andeutete, dass sie möglicherweise die Gier trieb, stand Enid auf. »Ich habe Stephen MacLean geheiratet, und ich kann Ihnen versichern, dass er mir eher einen Berg Schulden hinterlassen würde.«
Was Throckmorton ihr zugab, denn er erwiderte: »Aber die Familie ist wohlhabend und möglicherweise willens, Ihnen zu helfen.«
»Und ich würde auch jede Hilfe annehmen, Mr. Throckmorton, denn während der drei Monate, in denen mein Ehemann und ich zusammengelebt haben, habe ich ihn ausgehalten. Es wäre also nichts anderes als eine längst überfällige Rückzahlung. Aber ich will keine Hilfe von den MacLeans. Nach der Hochzeit hat mir ihr Clansherr in einem Brief eines ganz klar gemacht: dass mein Ehemann kein eigenes Vermögen besitzt und er, Kiernan MacLean, mich lieber verrecken lassen würde, als eine opportunistische Kreatur wie mich zu unterstützen.«
Mr. Throckmorton schien erstmals wirklich indigniert. »Ich bin mir sicher, dass der Clansherr das nicht so …«
»Er hat es ganz genauso gemeint. Nein, Mr. Throckmorton, ich bin eine allein stehende Frau, und zwischen mir und dem Hungertod steht einzig meiner eigenen Hände harte Arbeit, trotzdem werde ich gewiss nicht MacLeans schottische Verwandtschaft bemühen.«
Mr. Throckmorton richtete sich zu seiner ganzen Größe auf und starrte sie entrüstet an.
Enid starrte zurück. »Falls unsere Unterredung fürs Erste beendet ist, Mr. Throckmorton, dann würde ich jetzt gerne meinen Patienten begutachten. je schneller er gesund wird, desto schneller kann ich wieder gehen.«
Wieder auf Normalmaß zusammensinkend, stellte Throckmorton fest: »Mrs. MacLean, Ihnen ist nicht leicht Bange zu machen.«
»Nein.« Sie ging zum Eingangstor des Gartens.
Mr. Kinman lief neben der Kutsche auf und ab, ein übermäßig großer, watschelnder Bär von einem Mann, der seine Kleider trug, als seien sie zu klein, zu unbequem, zu eng. Als er Enid sah, hellte sich seine Miene auf, und er eilte herbei, um ihr in den Wagen zu helfen. »Ich habe Ihnen doch gesagt, Mr. Throckmorton erklärt Ihnen alles«, sagte er stolz.
»Das hat er allerdings.« Enid setzte sich.
Als Mr. Kinman seinen mächtigen Körper hineinschwang, neigte sich die Kutsche. »Glauben Sie, Sie können MacLean helfen?«
»Ich muss ihn mir erst einmal ansehen.« Wütend und aufgebracht starrte sie geradeaus.
»Mrs. MacLean!« Throckmorton hastete aus dem Garten auf die Kutsche zu. »Lassen Sie mich Ihnen versichern, dass Sie … dass Sie Ihrer. Majestät Regierung einen Dienst erweisen. Sie werden entlohnt werden. Unabhängig vom Testament Ihres Gatten. Sie werden nach Abschluss Ihrer Dienste jedenfalls nicht mittellos dastehen.«
Mr. Kinman nahm schockiert zur Kenntnis, dass über Geld gesprochen worden war, doch Enid wollte vor Erleichterung zusammensinken. »Danke, Mr. Throckmorton. Gut, das zu wissen.«
»Wenn Sie irgendetwas benötigen sollten, solange Sie hier sind, wenden Sie sich an Mr. Kinman.«
»Was immer Sie wünschen«, sagte Kinman schroff.
»Wir haben MacLean in einem der Cottages hier auf dem Landsitz untergebracht. Ich werde nämlich am i. September heiraten.« Throckmorton lächelte kurz und aufrichtig erfreut, besann sich aber sogleich wieder. »Das Cottage ist ruhiger und einer Genesung förderlicher als das Haupthaus, in dem es von Handwerkern nur so wimmelt.«
Das Cottage ist leichter zu verteidigen,
schoss es Enid durch den Kopf. Und sie erinnerte sich daran, dass auf der Zugfahrt von London zwei Wachen vor dem Abteil gestanden hatten.
Irgendetwas – oder irgendwer – bereitete Mr. Throckmorton und Mr. Kinman Sorgen.
Hatten die beiden sie angelogen? War sie in Gefahr?
Doch sie würde nicht fragen. Das da waren Männer. Die von der besseren Sorte waren der Ansicht, dass man Frauen vor unangenehmen Wahrheiten bewahren müsse, die von der schlechteren glaubten, dass Frauen zu tratschen begännen, sobald man
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