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In Den Armen Der Finsternis

Titel: In Den Armen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Aber das wussten Sie ja.«
    »Das Labyrinth hat sie hergebracht«, sagte Jack, dessen
Stimme plötzlich eine Spur drängender klang. »Du redest vom Urteil, und hier ist dein Beweis. Sie gehören zu den ersten Menschen. Selbst du kannst das sehen. Das Labyrinth hat sie gerettet.«
    »Für uns«, schoss Mr. Koenig scharf zurück. »Wir brauchen ihr Blut, damit wir überleben können, wenn die Dämonen ausbrechen. Uns ist keine andere Waffe geblieben.«
    »Wenn du mit ihnen fertig bist, wird nichts mehr übrig sein. Du kannst keine Seele klonen!«, fuhr Jack ihn angewidert an. »Du wirst nichts anderes züchten können als das, was wir bereits vor uns haben.«
    Ich ergriff seinen Arm. »Jetzt aber genug geredet. Wo sind sie?«
    Mr. Koenig sah auf meine Hand, die auf dem Arm des alten Mannes lag, und sein Zähnefletschen veränderte sein großartiges Gesicht in etwas Grauenvolles. »Wenn ich Ihnen den Lichtbringer gebe, was dann? Sie wollen doch Genugtuung. Sie sind ein Wolf. Und Wölfe kümmern sich um nichts anderes. In der Gesellschaft von Wölfen kann man nur Blut erwarten. Und … Jägerin, Sie träumen von Blut.«
    Ich musste mich bewegt haben, anders war das nicht zu erklären. Später konnte ich mich nicht daran erinnern. Aber die Distanz zwischen uns existierte plötzlich nicht mehr, und als ich blinzelte, presste sich die Spitze des Schwertes gegen Mr. Koenigs Kehle, und meine linke Hand hatte sein rechtes Ohr gepackt und verdreht. Sein Blick war furchtsam, aber als er sprach, zitterte seine Stimme kaum merklich.
    »Ich werde Sie töten lassen«, sagte er.
    Ich antwortete nicht, sondern drehte das Schwert so, dass es sich vor seinen Augen hob. Er betrachtete es lange und gründlich, er konnte nicht anders. Er sah es an, von der Klinge bis zur
Pariser Stange - das Verlangen in seinen Augen war so stark wie das eines Körpers, der jahrelang nicht mehr berührt worden war. Er wirkte so, als würde er aufhören zu atmen, sobald er den Blick abwandte.
    »Sie sind grausam«, flüsterte er und lehnte sich gegen die Klinge, schloss die Augen, als der Stahl in sein Fleisch eindrang und sein Blut floss. Ein Zittern überlief ihn, und dann stieß er einen Seufzer aus, der weniger von Schmerz als von Entzücken kündete. Ich zog das Schwert zurück, nur so weit, um den Kontakt zu unterbrechen, und er versuchte ihm zu folgen, während sich die Verzweiflung auf seinem Gesicht abzeichnete.
    »Nein«, murmelte Mr. Koenig zitternd. »Nein, geben Sie es mir zurück!«
    »Sie wollen es wirklich haben.« Ich betrachtete die schreckliche Gier, die in seinen Augen brannte, die beinahe schmerzhafte Einsamkeit und die Verzweiflung, die sein wunderschönes, gestohlenes Gesicht verzerrte.
    »Ich will Freiheit«, stieß er leise hervor. »Ich will, dass Sie mich aus diesem Gefängnis befreien.«
    »Sie sind aber doch frei. Sie sind ja ebenso frei wie wir alle.«
    »Ich bin frei zu sterben.« Mr. Koenig kniff die Augen fest zusammen. »Das Labyrinth verweigerte sich mir. Ich wurde immer und immer wieder abgewiesen, obwohl sich die Türen einst auf einen bloßen Gedanken hin geöffnet haben.«
    »Keiner von uns kann noch auf den alten Wegen wandeln, so wie wir es einst taten«, sagte Jack, der hinter mir stand. »Was willst du …«
    »Was ich auch bekommen werde!«, fauchte Mr. Koenig und packte die Klinge mit der bloßen Hand. Er drückte zu, bis er blutete. »Was ich bekommen werde, ist meine Würde und auch Respekt. Ich werde wieder sein, was ich einst war, und nicht
dieses … Wesen, das auf einer Welt gefangen gehalten wird, die bereits tot ist.«
    Er richtete seinen Blick wieder auf mich, durchdringend und vor Gier und Ekel funkelnd. »Geben Sie mir, was ich will, Jägerin. Wenn nicht aus anderen Gründen, dann wenigstens aus Erbarmen. Ich möchte nicht hier sterben, ich möchte nicht durch die Hände von Dämonen sterben, wenn sie auf diese Welt losgelassen werden.«
    »Und Grant? Und Mary?« Ich zitterte, während die Rüstung und das Schwert in meiner Hand immer heißer wurden. »Verarschen Sie mich nicht. Vielleicht versprechen Sie ja, sie hier zu lassen. Vielleicht sagen Sie mir sogar zu, dass Sie niemals zurückkommen werden. Aber Sie haben es selbst formuliert: Sie brauchen sie. Ihre Spezies braucht sie. Ihretwegen wird man diese Welt vernichten, so wie Sie sie schon mit Ihren Fleischspielen gezeichnet haben.« Mit jedem Wort, das ich aussprach, wuchs meine Wut noch weiter; jedes Wort fiel wie ein Hammerschlag aus meinem

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