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In Den Armen Der Finsternis

Titel: In Den Armen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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menschlich sein zu können. Es war faszinierend. Schwarzes Haar, blasse Haut, blaue Augen. Ein silberner Reif ruhte auf der Stirn. Hinter seinem Rücken erhoben sich prachtvolle schwarze Schwingen, so riesig und wunderschön, dass selbst mir der Atem stockte. Sogar ich, die wusste, um was es sich bei ihm handelte, war einen Augenblick lang in Ehrfurcht erstarrt.
    Gabriel. Antony Cribari hatte niemals eine Chance gehabt.
    »Mylady.« Seine Stimme klang tief und grollend und füllte die Höhle wie ein langsames, heißes Schnurren. »Ich habe Ihre Ankunft spüren können. Trotz Ihrer … schrecklichen Verletzungen.«
    »Mr. Koenig«, begrüßte ich ihn. »Sie sagten, Sie wollten mich lebend.«
    »Ich kam zu dem Schluss, dass der Tod sicherer wäre. Ich hatte recht. Irgendwie zerstört ihr Selbst jetzt noch alles, was ich geschaffen habe. Meine Soldaten kämpfen.« Sein Blick fiel auf die Rüstung und das Schwert. »So viel Mühe für ein kleines Ding.«
    »Manchmal verursachen wir den Ärger auch selbst.« Ich drehte mein Handgelenk, bis die Klinge des Schwertes an meinem Arm ruhte. »Grant und die anderen. Ich will sie.«
    »Oder Sie werden mich töten.« Mr. Koenigs Schwingen versteiften sich, drohend kniff er die Augen zusammen. »Nur die
Lichtbringer und die Dämonen waren jemals fähig, meine Spezies zu töten. Und nun Sie. Vorher war dies bei Ihrer Blutlinie nie so. Wir haben immer sehr sorgfältig darauf geachtet, Sie so zu schaffen, dass Sie gewisse Grenzen nicht überschreiten können.« Sein Blick fiel auf etwas, traf mich nicht. »Stimmt das nicht, Jack?«
    Mein Herz tat ein paar heftige Schläge. Ich trat zur Seite, weil ich Mr. Koenig nicht den Rücken zukehren wollte und drehte den Kopf gerade so weit, dass ich hinter mich sehen konnte.
    Jack stand da. Ich hatte ihn gar nicht kommen hören. Er war hager und blass, aber in seinen Augen glühte ein Feuer, das unheilig und wild wirkte. Als ich ihn ansah, verschlug es mir den Atem. Nephele war verschwunden.
    »Wir waren vorsichtig«, erwiderte der alte Mann, der Mr. Koenig so wütend anstarrte, dass ich mich ihm gegenüber sehr klein und jung fühlte - kaum mehr als ein Wimpernschlag in der Zeit. »Aber nichts bleibt gleich. Weder die Macht noch die Majestät noch die Träume. Von allen Lebewesen sollten gerade wir das wissen.«
    Mr. Koenig presste die Zähne zusammen. »Du hast mit ihrer Blutlinie herumgespielt.«
    »Ich habe geliebt«, erwiderte Jack schlicht. »Sonst habe ich nichts getan.«
    »Wie erklärst du dann sie ?« Mr. Koenigs Maske fiel, zwar nur ein wenig, doch ich sah die schreckliche Furcht, die sie verbarg. Es war eine glitzernde, instinktive Furcht, scharf und zitternd. »Es lebt in ihr. Ich habe in seine Augen geblickt und wurde verurteilt.«
    »So wie wir viele andere verurteilt haben?« Jack trat mit wenigen Schritten zu mir und blieb neben mir stehen, warm und
groß. »Mit den Welten haben wir Gott gespielt, und doch können wir, wenn wir unserem Tod ins Auge blicken, die Bitterkeit unserer eigenen Spiele nicht schlucken …«
    »Es waren Spiele des Überlebens«, flüsterte Mr. Koenig. »Du erinnerst dich doch daran, wie es war, in uns selbst verloren zu sein, ohne einen Körper, der unseren Geist anerkannte. Du erinnerst dich auch an deinen Wahnsinn. Du kannst jetzt noch fühlen, wie er auf uns lauert, so wie ich. Keiner von uns ist sicher. Und wenn wir deshalb dort gespielt haben, dann sei es eben so. Ich habe deine Urteilssprüche allmählich satt. Du bist nicht mehr länger ein Hoher Lord des Göttlichen Organischen. Du hast dieses Recht aufgegeben, als du dich selbst für diesen Flecken Staub und diese Häute entschieden hast. Du hast alles aufgegeben, und doch hast du Ahsen bestraft. Du hast mich bestraft und andere auch. Und nur dafür, dass wir bei Verstand geblieben sind.«
    »Geistige Gesundheit ist aber keine Entschuldigung für Grausamkeit.«
    »Grausamkeit ist ein Konstrukt. Sie bedeutet nichts.« Mr. Koenig sah mich an. »Sie werden das vielleicht eines Tages verstehen.«
    »Sie hat ein Herz«, erwiderte Jack kalt. »Das ist mehr, als ich von dir sagen kann.«
    »Der alte Merlin Jack. Du verteidigst immer noch deine Ritter. Selbst diejenigen, die dich vernichten werden.« Er trat zur Seite und schlug seine Robe mit bedachter Eleganz zur Seite. Die Spitzen seiner ungeheuren schwarzen Schwingen schleiften über den Steinboden. »Sie wollen den Lichtbringer in Ihre Gewalt bringen, ja? Und die alte Frau? Zwei von derselben Art.

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