Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Armen der Nacht

In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
Vom Netzwerk:
leeren Taschen weiterziehen würde.
    Doch das war nicht ihr Problem.
    Sie machte ihre Dienstmarke an ihrem Gürtel fest und marschierte los.
    »Hohes Tier im Anmarsch«, rief einer der uniformierten Kollegen, und sie blieb abrupt stehen.
    Langsam drehte sie sich um und bedachte ihn mit einem tödlichen Blick. »Nennen Sie mich nie wieder so.«
    Er sackte sichtlich in sich zusammen, doch sie ließ ihn einfach stehen und trat auf den verkrümmten Leichnam von Meredith Newman zu. »Waren Sie als Erster hier?«, fragte sie den Beamten, der neben der Toten stand.
    »Ja, Madam. Mein Partner und ich haben auf einen Notruf reagiert, in dem es hieß, dass in der Gasse zwischen den Gebäuden eine Leiche liegt. Eine der Besitzerinnen des Restaurants ist in ihrer Pause vor die Tür gegangen und hat sie entdeckt. Sofort, nachdem wir hier eingetroffen sind, haben wir –«
    »Schon gut. Haben Sie die Zeugin irgendwo untergebracht? «
    »Ja, Madam, zusammen mit den Küchenangestellten, die auf die Schreie der ersten Zeugin hin aus dem Haus gelaufen kamen.«

    Eve blies ihre Backen auf und sah sich in der Gasse um. »Wie viele Leute sind also hier rumgelaufen?«
    »Mindestens sechs, Lieutenant. Tut mir leid, aber als wir kamen, waren sie schon alle draußen und hatten die Leiche auch bereits bewegt. Wir haben die Zivilpersonen sofort wieder in das Restaurant geschickt und den Fundort umgehend gesichert.«
    »Okay.« Sie sah sich noch einmal in der Gasse um. Sie war kurz und schmal und endete vor einer mit Graffiti verzierten Mauer. Wieder hatten Kirkendall und seine Komplizen Arroganz und Selbstbewusstsein an den Tag gelegt. Sie hätten die Leiche überall entsorgen oder auch einfach zerstören können, doch sie hatten sie direkt neben das Restaurant gelegt.
    Zumindest gab es keine Überwachungskameras. Sie waren also einfach vorgefahren, hatten sie aus dem Wagen geworfen, sich aus dem Staub gemacht. Und darauf gewartet, dass jemand über das stolpern würde, was von Meredith noch übrig war.
    »Versiegeln Sie Ihre Hände und Schuhe, Trueheart«, wies sie den Kollegen an und sah sich, während sie ihre eigene Dose Versiegelungsspray hervorzog, weiter die Leiche an. »Rekorder an. Was sehen Sie?«
    »Eine Frau von Anfang dreißig, der die Kleider ausgezogen worden sind.«
    »Sagen Sie ruhig eine nackte Frau. Schließlich sind Sie bereits über einundzwanzig.«
    »Sehr wohl, Madam. Hand- und Fußgelenke weisen blaue Flecken auf. Brandwunden an Schultern, Oberkörper, Armen, Beinen lassen darauf schließen, dass sie gefoltert worden ist. Die Kehle wurde durchgeschnitten, aber man sieht nirgends Blut. Sie wurde also irgendwo anders getötet und dann hierher gebracht.«
    Eve ging vor der Toten in die Hocke und griff nach einer
ihrer Hände. »Sie ist kalt. Wie Fleisch, das man in den Kühlschrank legt, damit es länger frisch bleibt. Sie haben sie irgendwo aufbewahrt. Sie haben sie garantiert schon an dem Tag getötet, an dem sie von ihnen gekidnappt worden ist.«
    Trotzdem zog sie ihr Messgerät aus der Tasche und stellte damit den genauen Todeszeitpunkt fest. »Sie hat auch auf dem Rücken und Hintern Verbrennungen. Die blauen Flecken rühren vielleicht noch von der Entführung her. Die Abschürfungen kamen erst dazu, als sie auf die Straße geworfen worden ist. Sie sind noch ganz frisch.«
    Sie setzte sich ihre Mikro-Brille auf und sah sich Mund und Augen der Toten genauer an. »Sieht aus, als hätten sie ihr den Mund und die Augen zugeklebt. Das Muster der Rötungen entspricht der Form von Klebeband, obwohl es keine Überreste davon gibt.«
    Sie richtete sich etwas auf.
    »Was sehen Sie sonst noch, Trueheart?«
    »Der Fundort –«
    »Nein, die Leiche. Konzentrieren Sie sich ganz auf sie. Sie ist bereits seit Tagen tot. Es gibt Spuren schwerer Folter. Ihr wurde die Kehle durchgeschnitten, und sie hat, wenn wir das Vorgehen der Täter im Haus Swisher bedenken, dabei wahrscheinlich noch gelebt. Was sehen Sie?«
    Er runzelte angestrengt die Stirn, schüttelte dann aber unglücklich den Kopf. »Tut mir leid, Madam.«
    »Sie ist sauber, Trueheart. Was tut man, wenn einem jemand so starke Verbrennungen zufügt, dass das Fleisch davon versengt wird? Man schreit sich nicht nur die Lunge aus dem Hals und fleht um Gnade, sondern man macht sich in die Hose und kotzt sich die Seele aus dem Leib. Der Körper explodiert und entleert sich. Aber sie
ist völlig sauber. Jemand hat sie also gewaschen und dabei sogar die Überreste des Klebebands über

Weitere Kostenlose Bücher