In den Armen der Nacht
etwas bewirkt. Und jetzt …«
»Warum waren Sie vorhin draußen in der Gasse?«
»Ich dachte, ich hätte etwas gehört. Als ob etwas umgefallen wäre oder so. Ich war gerade im Lager, um dort etwas zu holen. Manchmal kommen die Leute etwas früher und klopfen hinten an. Ich habe die Tür geöffnet und gedacht, wenn es nicht jemand wirklich Bedürftiges
wäre, würde ich ihm sagen, dass er abends wiederkommen soll, wenn das Restaurant geschlossen wird. Sie lag direkt neben der Tür. Sie war nackt und lag mit dem Gesicht nach unten. Ich dachte, große Göttin, jemand hat diese arme Frau vergewaltigt. Ich habe mich gebückt, mit ihr gesprochen … und sie vorsichtig berührt. Ich glaube, an der Schulter, aber sicher bin ich nicht. Ich habe sie berührt, und sie war furchtbar kalt. Ich habe nicht sofort daran gedacht, dass sie nicht mehr lebt. Ich habe nur gedacht, oh, das arme, arme Ding, sie ist entsetzlich kalt, dann habe ich mich umgedreht und nach Genoa gerufen.«
»Als sie nach mir gerufen hat«, nahm ihr Lebensgefährte den Faden auf, »habe ich ihr sofort angehört, dass etwas nicht in Ordnung ist, und bin auf der Stelle losgerannt. Bis ich den Lagerraum erreichte, hat sie schon laut geschrien, deshalb kamen auch die anderen hinterher. Ich dachte, sie – die Frau – wäre verletzt, und habe versucht sie aufzuheben. Dann habe ich gesehen, dass sie tot war, wir haben die Polizei verständigt, und ich bin bei der Frau geblieben, bis der Streifenwagen kam. Ich dachte, jemand sollte bei ihr bleiben.«
»Haben Sie noch irgendjemand anderen in der Gasse gesehen? Oder vielleicht irgendein Fahrzeug, das aus der Gasse auf die Straße gebogen ist?«, wollte Eve von Leah wissen.
»Ich habe nur ganz kurz Rücklichter gesehen. Aber der Wagen war so schnell weg, dass mir nichts anderes als Klötze aufgefallen sind.«
»Klötze?«
»Die Rücklichter haben wie Bauklötze ausgesehen. Drei rote Rechtecke, eins über dem anderen, auf jeder Seite. Ich habe nur einen kurzen Blick darauf geworfen, tut mir leid. Und wahrscheinlich hätte ich noch nicht
mal das gesehen, wenn ich nicht erst in Richtung Straße geschaut hätte und dann erst auf die Frau.«
»Haben Sie gehört, wie das Fahrzeug in die Gasse eingebogen oder aus der Gasse herausgefahren ist?«
»Vielleicht. Ich bin mir nicht ganz sicher. Wir hören während der Arbeit gern Musik, ich war nur kurz im Lager und habe dort gesummt. Von dort aus kann man den Verkehrslärm hören, aber man achtet nicht weiter darauf. Sie verstehen? Man hört ihn, nimmt ihn aber im Grunde gar nicht wahr. Ich glaube – ich wünschte, ich wüsste es genau – aber ich glaube, dass ich erst Motorengeräusche aus der Gasse gehört habe, dann den Aufprall und dann, wie jemand davongefahren ist. Jetzt, wo ich mich daran erinnere, bin ich mir fast sicher, ja.«
»Haben Sie diesen Mann schon einmal irgendwo gesehen? « Eve hielt ihr Kirkendalls Phantombild hin.
»Nein, tut mir leid. Hat er –«
»Zeigen Sie das Bild bitte herum«, fiel ihr Eve ins Wort. »Gucken Sie, ob irgendjemand ihn erkennt. Oder vielleicht diese Frau.« Sie drückte ihr auch eine Kopie von Isenberrys Passfoto in die Hand.
Dann ging sie wieder aus dem Haus und winkte Trueheart zu sich heran. »Und, hat es bei Ihnen schon gekribbelt? «
»Nein, Madam. Bisher hat auch die Befragung der Nachbarn nichts ergeben, niemand hat ein Fahrzeug in die Gasse biegen oder aus der Gasse kommen gesehen. «
»Die Zeugin hat gehört, wie die Leiche auf dem Boden aufgeschlagen ist, und hat die Rücklichter eines Fahrzeugs am Ausgang der Gasse gesehen. Drei Rechtecke übereinander auf jeder Seite. Das ist vielleicht nicht viel, aber es ist zumindest ein Detail. Wenn die Zeugin nicht direkt hinter der Tür gestanden hätte, als sie die Leiche
rausgeworfen haben, hätten wir vielleicht noch nicht mal das.«
»Pech für sie«, erklärte Trueheart.
»Ja, Pech für sie. Auch wenn es sicher nicht viel bringt, lassen wir erst mal die Leute von der SpuSi ihre Arbeit machen, fahren zurück zu mir nach Hause und schreiben dort unseren Bericht. Jetzt haben wir noch ein Bild, das wir an unsere Pinnwand hängen müssen, Trueheart.«
Sie blickte auf den schwarzen Sack, der gerade in den Leichenwagen geschoben wurde, und fügte tonlos hinzu: »Das ist Pech für sie.«
»Ich wollte nicht respektlos sein, Lieutenant, als ich das mit dem Pech gesagt habe.«
»Das habe ich auch nicht so aufgefasst.« Während sie zu ihrem Fahrzeug zurücklief, ließ
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