In den Armen der Nacht
fast alle in irgendwelchen Fabriken in Ohio am Band. Wissen Sie, was eine Fettabsaugung kostet?« Sie warf einen Blick auf Eve und nickte mit dem Kopf. »Sie wissen es bestimmt, denn für eine Figur, wie Sie sie haben, legt man sicher jede Menge auf den Tisch.«
Eve blieb vor Ugers Haustür stehen. »Hätte ich beleidigt sein sollen?«, überlegte sie. »Ich meine, wegen ihrem letzten Satz.«
»Wahrscheinlich hat sie es als eine Art Kompliment gemeint. Aber ich habe eine Urgroßtante, die halb Französin ist, weshalb ich wegen der Bemerkungen von Mrs Grentz über die Franzosen ebenfalls beleidigt war.« Peabody schob sich auf ihren Sitz. »Wenn Sie also jetzt beleidigt wären, wären wir beide quitt.«
»Okay. Aber zurück zu unserem eigentlichen Thema. Diese Uger ist eindeutig viel zu dämlich und verfügt auch ganz bestimmt nicht über die Mittel, um eine solche Tat zu planen oder selber zu begehen. Die Militärakte des Mannes war blitzsauber, und als Feldjäger dürfte er keine solch spezielle Ausbildung genossen haben wie die beiden Kerle, von denen die Morde begangen worden sind. Außerdem ist er zu alt und seinem Foto nach zu urteilen selber ziemlich dick.«
»Vielleicht war er ja nur der Strippenzieher, aber –«
»Es ist schwer vorstellbar, dass ein Mann, der dieses Weib zur Frau genommen hat und in einer Bude voller Qualm und klebrig-süßer Bonbons lebt, diszipliniert und clever genug ist, um eine solche Operation auch nur in groben Zügen zu skizzieren.«
»Dazu passt auch nicht sein Job als Wachmann in der Mall, bei dem er hauptsächlich irgendwelchen Jugendlichen, die sich schlecht benehmen, Beine machen
muss. Andere durch den Dreck ziehen und über ihr eigenes Elend jammern, etwas anderes können solche Leute meistens nicht.«
»Und sie bringen ganz bestimmt nicht eine ganze Familie um, nur weil sie sauer auf jemanden sind. Nein«, stimmte Eve ihr zu. »Sie ist mir furchtbar auf den Keks gegangen, und er ist bestimmt genauso, aber kaltblütige Kindermörder sind sie sicher nicht.«
»Wer auch immer die Morde begangen oder in Auftrag gegeben hat, hat vorher unter Garantie kein Aufhebens um seinen Zorn auf die Swishers gemacht. Ich meine, er ist bestimmt nicht rumgelaufen und hat aller Welt erzählt, dass Grant als Anwalt ein Versager oder Keelie eine Quacksalberin ist. Ich weiß, wir müssen all die Leute auf der Liste überprüfen, aber dabei kommt ganz sicher nichts heraus.«
Eve blickte weiter vor sich auf die Straße, die sie gerade hinunterfuhr. »Und warum nicht?«
»Unser Täter hat das Ganze von langer Hand geplant, richtig? Er ist also beherrscht und gut organisiert. Aus welchem Grund auch immer er gerade diese Menschen aufs Korn genommen hat, hat er ganz sicher kein Wort darüber verloren. Weil er schon in dem Augenblick, als er mit irgendetwas unzufrieden war, auf Rache gesonnen hat. Eines Tages werde ich dich dafür fertigmachen, hat er wahrscheinlich gedacht. Und er hat sorgfältig darauf geachtet, dass er keine Spuren hinterlässt.«
Jetzt wandte Eve den Kopf. »Mir schwillt vor Stolz auf Sie das Herz. Es sei denn, es wäre der Sojaburger, zu dem Sie mich vorhin überredet haben, der mir schwer im Magen liegt.«
»Meine Güte, Dallas, wenn Sie so weiterreden, werde ich noch rot. Es sei denn, dass auch meine Röte an dem Sojaburger liegt.« Sie schlug sich mit der Faust gegen die
Brust und stieß einen leisen, beinahe damenhaften Rülpser aus. »Scheint der Burger zu sein.«
»Nun, da das geklärt ist, suchen Sie bitte die nächste Adresse auf der Liste, ja?«
Peabody rief die Liste auf, suchte den nächsten Namen und gab die Adresse in den Navigator ein. Dann beugte sie sich vor, streichelte das Armaturenbrett und erklärte säuselnd: »Braves Fahrzeug, schönes Fahrzeug. Du bist nicht nur brav und schön, sondern auch noch klug.« Dann wandte sie sich an Eve. »Und wer hat uns dieses brave, schöne, kluge Vehikel besorgt?«
»Dafür habe ich Sie schon viel zu oft gelobt.«
»Ja, aber – ah, sehen Sie nur, jetzt piepst auch noch das Autotelefon.«
Kopfschüttelnd drückte Eve den Knopf für die Verbindung. »Dallas.«
»Ich habe was für Sie«, erklärte ihr Nadine. »In der Avenue B wurde eine Frau entführt. Sie haben sie innerhalb von wenigen Sekunden in einen Lieferwagen verfrachtet und sind mit ihr davongebraust.«
»Tut mir leid. Solange sie nicht tot ist, habe ich mit dieser Sache nichts zu tun.«
»Das ist grausam, kaltherzig und wahr. Aber die Sache ist
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