In den Armen der Nacht
die, eine der Zeuginnen hat sie erkannt und war sogar so freundlich, das den Beamten zu erzählen, die als Erste an den Tatort kamen. Sie meinte, es wäre eine Sozialarbeiterin mit Namen Meredith Newman. Als ich davon hörte, habe ich gedacht, he, ist das nicht der Name …«
»… der Frau, die wegen Nixie in der Nacht der Morde im Haus der Swishers war.«
»Ich bin gerade auf dem Weg dorthin, um ein paar Interviews zu machen. Ich dachte, ich gebe Ihnen netterweise Bescheid.«
»Wir sind schon unterwegs. Sprechen Sie mit niemandem, Nadine. Ich muss als Erste mit den Leuten reden. Dafür haben Sie was bei mir gut«, fügte sie, als die Reporterin etwas erwidern wollte, großzügig hinzu. »Also regen Sie sich ab.«
Damit brach sie die Übertragung ab, preschte um eine Kurve und raste in Richtung Süden, wo Alphabet City lag.
8
Als Eve die Avenue B erreichte, hatte Nadines Fahrer den Ü-Wagen von Channel 75 bereits in einer Ladezone geparkt. Sie fuhr daran vorbei und stellte ihren eigenen Wagen in der zweiten Reihe neben einem Streifenwagen ab.
Dann entdeckte sie Nadine – es war vollkommen unmöglich, sie zu übersehen, denn mit ihrem perfekt gesträhnten Haar und dem leuchtend königblauen Kostüm hob sie sich wie eine exotische Blume von dem Wald aus schmuddeligen T-Shirts und der grauen, schmutzstarrenden Umgebung ab.
Sie unterhielt sich gerade mit drei Typen, die den ganzen Tag in irgendwelchen Hauseingängen lungerten, riss sich aber von ihnen los und wandte sich an Eve.
»Ich habe nicht gesagt, dass ich keine Fragen stellen würde«, begann sie das Gespräch. »Aber erst mal gehe ich mit der Geschichte nicht auf Sendung. Der Beamte, der zuerst hier war, ist drinnen bei der Frau, die behauptet, sie hätte die Entführung gesehen und die Entführte erkannt. Hi, Peabody. Wie geht es Ihnen?«
»Immer besser, danke.«
Eve starrte auf den Übertragungswagen. »Lassen Sie die Kameras aus.«
»Dies ist eine öffentliche Straße«, begann die Journalistin. »Und die Öffentlichkeit hat –«
»Nadine, wissen Sie, warum Sie so oft ein Interview mit mir bekommen? Weil es Ihnen nicht nur um die Story geht. Sie denken tatsächlich an die Menschen, um die sich Ihre Storys drehen. Sie würden diese Menschen nicht dafür opfern, dass sich Ihre Einschaltquoten erhöhen oder dass Ihr zugegebenermaßen durchaus hübsches Gesicht noch häufiger ins Fernsehen kommt.«
Nadine atmete hörbar aus. »Scheiße.«
»Ich will nicht, dass Sie irgendetwas filmen«, wiederholte Eve und marschierte selbst auf die drei Kerle zu.
»Was wisst ihr von dieser Sache? Was habt ihr gesehen? « Der Kleinste von den dreien, ein gemischtrassiger, klapperdürrer, pockennarbiger Kerl, rieb Daumen und Zeigefinger aneinander und verzog den Mund zu einem breiten Grinsen, das Eve deutlich machte, dass ihm die Hygiene seiner Zähne noch weniger als seine Hautpflege am Herzen lag.
»Detective Peabody«, sagte Eve mit ruhiger Stimme, maß den Kerl dabei jedoch mit einem kalten Blick. »Was glauben Sie als Polizistin? Hat dieses Individuum, das wahrscheinlich Zeuge eines Verbrechens war, vielleicht gerade versucht, sich von einer Ermittlungsbeamtin dafür bezahlen zu lassen, dass es ihr Informationen über besagtes Verbrechen gibt?«
»Nun, Lieutenant, so sieht es auf alle Fälle aus.«
»Mann, ich und meine Kumpels, wir brauchen ein paar Flocken. Wenn Sie uns welche geben, gibt’s dafür auch was von uns.«
»Und, Detective, wie reagiere ich normalerweise auf eine solche Forderung?«
»Sie zerren besagtes Individuum und vielleicht auch seine Kumpel auf die Wache und buchten sie erst mal wegen Behinderung polizeilicher Ermittlungen für ein paar Stunden ein. Außerdem gucken Sie, ob besagtes Individuum oder vielleicht einer von seinen Kumpels schon mal mit den Gesetzen in Konflikt geraten ist. Und wenn das der Fall ist, investieren Sie jede Menge Zeit und Arbeit, um ihnen das Leben zumindest vorübergehend schwerer zu machen, als ich es in Worte fassen kann.«
»Genau, Detective. Danke. Hast du das verstanden, Arschloch?«
Er wirkte tatsächlich verletzt. »Dann gibt’s also keine Kohle?«
»Richtig. Und jetzt frage ich noch einmal: was wisst ihr von der Sache, was habt ihr gesehen?«
»Sie schleifen mich wirklich auf die Wache, wenn ich Ihnen nichts erzähle?«
»Das ist schon wieder richtig. Willst du vielleicht versuchen, ob du drei richtige Fragen nacheinander hinbekommst? «
»Ach, Scheiße. Die Sozialamtstante kam die
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