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In den Armen der Nacht

In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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ist.«
    Minnie zeigte in die Richtung, aus der Meredith gekommen war. »Sie hatte den Kopf gesenkt, deshalb habe ich sie nicht sofort erkannt. Aber dann wusste ich, dass sie es ist. Ich wollte einen Schritt nach hinten machen –damit sie mich nicht sieht, falls sie nach oben guckt –, als plötzlich der Lieferwagen kam. Er kam richtig angeflogen. Er war unglaublich schnell. Die Reifen haben gequietscht, als er angehalten hat. Dann sind diese beiden Typen hinten rausgesprungen und haben sie sich sofort geschnappt. Haben sie gepackt und hochgehoben. Ich habe ganz kurz ihr Gesicht gesehen. Sie wirkte nicht mal überrascht, aber es ging auch wirklich furchtbar schnell.« Sie schnippste mit den Fingern, um zu zeigen, wie schnell es gegangen war. »Sie haben sie durch die offene Tür auf die Ladefläche geworfen, sind hinter ihr reingesprungen und waren auch schon wieder weg.
    Ich habe sofort die Polizei verständigt. Vielleicht hat es einen Augenblick gedauert, denn ich war total überrascht. Ich meine, das alles ging blitzschnell, und dann hat es gewirkt, als wäre all das nie passiert. Aber es ist passiert, das weiß ich ganz genau. Also habe ich die Polizei angerufen und erzählt, was ich gesehen habe. Sie werden doch nicht denken, ich hätte was damit zu tun? Weil sie auf dem Weg in meine Wohnung war und weil ich ein Junkie bin?«
    »Für mich klingen Sie nicht wie ein Junkie«, meinte Eve, und Minnie sah sie strahlend an.
     
    »Das waren wirklich süße Kinder«, meinte Peabody, als sie wieder nach unten gingen. »Es sieht so aus, als ob die Frau sich alle Mühe gibt. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass sie es wirklich schafft.«

    Eve nickte mit dem Kopf. Die Junkies, die sie kannte, einschließlich ihrer eigenen Mutter, an die sie sich nur undeutlich erinnerte, dachten nicht an ihre Kinder, sondern einzig an den nächsten Schuss. Minnies Kinder hatten also tatsächlich noch Glück.
    Sie traten wieder auf die Straße und Eve winkte Nadine zu sich heran.
    »Jetzt können Sie meinetwegen mit den Leuten reden. Aber lassen Sie unsere Namen weg. Wer auch immer hinter der Entführung steckt, soll nicht wissen, dass die Polizei vermutet, dass es eine Verbindung zu den Swisher-Morden gibt.«
    »Aber das vermuten Sie.«
    Eve wollte ihr erklären, dazu könne sie nichts sagen, doch das wäre beleidigend gewesen, denn schließlich hatte erst Nadine sie auf diese Spur gebracht. »Ich bin davon überzeugt. Aber wenn die Kidnapper erfahren, dass wir die Verbindung sehen, ist Newman eine tote Frau. Wahrscheinlich ist sie das auch so, aber andernfalls ist ihr Schicksal endgültig besiegelt. Vielleicht könnten Sie den Schwerpunkt des Berichts ja auf die Zeugin Minnie Cable legen – ehemaliger Funk-Junkie, der sich alle Mühe gibt, clean zu bleiben, ihren Kindern ein ordentliches Zuhause zu geben und so weiter und so fort. Sie hat die Entführung beobachtet und umgehend gemeldet. Aber machen Sie auf alle Fälle deutlich, dass sie uns keine Beschreibung der Täter geben konnte, weil sie sie nicht gesehen hat.«
    »Hat sie sie wirklich nicht gesehen?«
    »Sie konnte uns erzählen, dass sie schwarz gekleidet, maskiert und furchtbar schnell waren. Über die Größe, das Alter, das Gewicht, die Rasse hat sie wirklich nichts gewusst. Machen Sie das bitte deutlich, ja?«
    »Na klar. He!« Als Eve davonmarschieren wollte, lief
Nadine ihr mit laut klappernden Absätzen hinterher. »Ist das etwa alles, was ich kriege?«
    »Im Augenblick ja. Nadine?« Eve blieb lange genug stehen, um sich kurz umzusehen. »Danke, dass Sie mir Bescheid gegeben haben.« Damit wandte sie sich ihrem uniformierten Kollegen zu. »Officer. Erstatten Sie Bericht. «
     
    Eve saß in einem Büro des Jugendamtes und musste sich zwingen, sich nicht anmerken zu lassen, wie verhasst ihr die Behörde war. Sie hasste diesen Ort, denn er erfüllte sie mit Abscheu und mit Furcht. Sie wusste, dass diese Gefühle völlig unbegründet waren, dass sie ihre Wurzel bei dem Monster hatten, das sie mit Horrorgeschichten hatte glauben machen wollen, dass es das kleinere Übel war.
    Natürlich hatte er gelogen, um sie unter Kontrolle behalten zu können. Das war ihr längst bewusst.
    Wie lange würde es noch dauern, die Ängste aus der Kindheit zu besiegen?
    Falls sie sie jemals überwand.
    Die Frau hinter dem Schreibtisch sah nicht wie ein Monster aus. Sie werden dich in eine Grube werfen, kleines Mädchen. Eine tiefe, dunkle Grube, die voller Spinnen ist. Sie sah wie eine

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