In den Armen der Nacht
Gebäude einzumieten, das gut gesichert ist. Das wäre für die Typen sicher kein Problem gewesen, aber sie haben nicht gewartet, bis sie nach Hause kam, und sie einfach in ihrer Wohnung ausgequetscht. Sie wollen sie sicher eine Zeitlang in ihrer Gewalt behalten. Wollen sichergehen, dass sie alles aus ihr rausholen, was sie erzählen kann, das geht vielleicht nicht ganz so schnell. Deshalb bringen sie sie besser irgendwohin, wo kein Mensch sie stören kann. Aber auch das ist noch nicht alles.«
Sie drehte sich einmal um die eigene Achse und dachte weiter nach. »Vor allem haben sie sie auf offener Straße überfallen, weil sie dazu in der Lage sind. Sie sind unglaublich schnell, weshalb selbst potenzielle Zeugen nicht viel von ihnen sehen. Zwei Typen in einem großen, schwarzen Lieferwagen. Weiter nichts. Sie haben wahrscheinlich nicht erwartet, dass in dieser Gegend irgendjemand darauf achtet, was mit einem anderen passiert. Vielleicht haben sie gedacht, niemand würde die Entführung melden und es würde eine Zeitlang dauern,
bis jemand Meredith vermisst oder auf den Gedanken kommt, dass es eine Verbindung zwischen ihrem Verschwinden und den Swisher-Morden gibt.«
Eve blickte auf die nackten Wände und das einsame, sorgsam gemachte Bett. »Sie haben sie irgendwo in ihrer Gewalt. Wenn sie mit ihr fertig sind, ist sie so tot wie dieser Raum.«
Sie zog ihr Handy aus der Tasche, und als Baxter an den Apparat kam, schnauzte sie ihn an: »Sorgen Sie dafür, dass niemand mithören kann.«
»Außer mir ist nur noch Trueheart hier. Nixie ist gerade unten, wir haben sie auf dem Monitor.«
»Die Frau vom Jugendamt, die für sie zuständig gewesen wäre, wurde entführt. Die Beschreibung der Entführer stimmt mit der Beschreibung unserer Verdächtigen überein. Lassen Sie die Zeugin nicht mehr aus den Augen.«
»Wir haben sie die ganze Zeit im Blick. Glauben Sie, dass diese Typen es auch weiter auf sie abgesehen haben? «
»Falls sie rausfinden, wo sie ist, werden sie auf jeden Fall versuchen, sie ebenfalls aus dem Verkehr zu ziehen. Sie darf das Haus auf keinen Fall verlassen. Solange Sie nichts anderes von mir hören, bleiben Sie im Dienst.«
Damit brach sie die Übertragung ab und wählte die Nummer von Roarke.
»Sie haben die Frau vom Jugendamt«, erklärte sie, nachdem er auf den abhörsicheren Modus gewechselt hatte. »Sie weiß nicht, wo die Zeugin ist, kann also nichts verraten. Trotzdem habe ich Baxter alarmiert.«
»Verstanden. Ich spreche auch mit Summerset«, fügte er in einem Ton hinzu, der ihr verriet, dass er mitten in einer Besprechung war. »Ich kann selbst in einer halben Stunde dort sein.«
»Schneller sind sie auf keinen Fall. Newman wusste nur, dass ich das Mädchen mitgenommen habe, nicht wohin, aber pass trotzdem auf dich auf. Wenn sie dahinterkommen, dass ich die Kleine habe, ist nicht ausgeschlossen, dass sie versuchen, mich damit zu erpressen, dass sie sich jemanden schnappen, der mir wichtig ist.«
»Ich werde dich ebenfalls bitten, gut auf dich aufzupassen, auch wenn das genauso unnötig ist.«
Dieses Mal beendete nicht sie, sondern der Angerufene das Gespräch.
»Sammeln Sie ihre Disketten, ihr Adressbuch und ihre Notizbücher ein, und sagen Sie den elektronischen Ermittlern, dass hier eine Kiste für sie steht. Am besten gehen wir genau nach Vorschrift vor.«
»Wie viel Zeit bleibt ihr Ihrer Meinung nach?«
Eve sah sich in dem nüchternen und seelenlosen Zimmer um. »Bei Weitem nicht genug.«
Als Meredith allmählich wieder zu sich kam, hatte sie das Gefühl, als hätte jemand einen Eispickel in ihre Stirn getrieben, der Wellen heißen Schmerzes durch ihren Schädel wandern ließ. Die Schmerzen waren derart heftig, dass sie anfangs dachte, sie wären der Grund dafür, dass sie nichts sah.
Außerdem war ihr ein wenig übel, als hätte sie etwas gegessen, was nicht mehr ganz gut war, als sie aber eine Hand auf ihren Magen legen wollte, merkte sie, dass sich ihr Arm nicht mehr bewegen ließ.
Aus irgendeiner Richtung drangen Stimmen an ihr Ohr. Wässrige, verschwommene Stimmen.
Dann fiel ihr alles wieder ein. Sie war die Avenue B hinabmarschiert, um einen Hausbesuch zu machen, und etwas … jemand …
Plötzlich kam die Angst, bohrte sich durch den
Schmerz hindurch. Sie versuchte zu schreien, brachte aber außer einem wilden, wimmernden Stöhnen keinen Laut heraus.
Sie saß im Dunkeln und konnte weder ihre Arme noch die Beine oder den Kopf bewegen. Konnte nicht sehen und
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