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In den Armen der Nacht

In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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etwas plumpe, gutmütige Oma aus. Zumindest stellte Eve sich eine etwas plumpe, gutmütige Oma so wie ihr Gegenüber vor. Die Haare lagen ordentlich frisiert um ihren Kopf, sie hatte ein rundes, rotwangiges Gesicht, trug ein langes, unförmiges, bedrucktes Kleid und duftete nach süßen Beeren. Himbeeren, dachte Eve.
    Ihre Augen aber waren ganz eindeutig nicht die von einer gutmütigen Oma. Sie waren scharfsichtig, sorgenvoll und erschöpft.

    »Sie hat sich noch nicht zurückgemeldet und geht auch nicht an ihr Handy.« Renny Townston, Newmans Vorgesetzte, runzelte die Stirn. »Wir haben unsere Leute mit Alarmgeräten ausgestattet. Sie müssen oft in üble Gegenden und zu noch übleren Gestalten. Deshalb haben sie die Piepser und machen Kurse in Selbstverteidigung. Meredith kann sich also ganz sicher wehren. Sie ist ein alter Hase. Auch wenn …«
    »Auch wenn?«
    »Auch wenn sie meiner Meinung nach inzwischen ziemlich fertig ist. Ein, zwei Jahre, länger hält sie diesen Job ganz sicher nicht mehr durch. Sie macht ihre Arbeit, Lieutenant, aber sie ist nicht mehr mit dem Herzen bei der Sache. So geht es den meisten von uns nach ein paar Jahren. Wenn sie nicht noch die Kurve kriegt, wird es vielleicht noch sechs Monate dauern, dann sitzt sie nur noch ihre Zeit hier ab. Tatsache ist …«
    »Tatsache ist?«
    »Sie hätte Ihnen nie erlauben dürfen, über den weiteren Verbleib der kleinen Swisher zu bestimmen. Sie hätte Ihnen nie erlauben dürfen, ihr das Mädchen einfach zu entziehen. Sie hat nicht einmal gefragt, wohin Sie das Mädchen bringen, sondern die Sache einfach abgehakt. «
    »Ich habe sie überfahren.«
    »Trotzdem hätte sie sich behaupten oder Sie und das Mädchen auf jeden Fall begleiten müssen, um sich ein Bild davon zu machen, wo es unterkommt. Außerdem hätte sie auf der Stelle Meldung machen müssen, aber sie ist einfach heimgefahren und hat ihren Bericht erst am nächsten Vormittag geschrieben und an mich geschickt. «
    Townston presste die Lippen aufeinander und sah Eve halb besorgt und halb verärgert an. »Ich fürchte, einer
ihrer Klienten hat sie sich geschnappt. Wissen Sie, genau wie Ihnen von der Polizei geben die Leute auch uns vom Jugendamt gerne die Schuld an den Dingen, die von ihnen selbst vermasselt worden sind.«
    »Wie sieht es mit ihrem Privatleben aus?«
    »Darüber weiß ich nur wenig. Sie ist nicht gerade eine Plaudertasche, wenn Sie wissen, was ich damit sagen will. Ich weiß, dass sie in letzter Zeit gelegentlich mit einem Typen ausgegangen ist, aber das ist schon wieder vorbei. Sie ist eine Einzelgängerin, das ist ein Teil ihres Problems. Ohne ein Leben außerhalb des Jobs hält man nicht bis zur Rente durch.«
     
    Obwohl sie wusste, dass es reine Zeitverschwendung war, ging Eve sämtliche Fälle von Meredith Newman durch, schrieb sich die Namen und Adressen auf und fuhr mit Peabody in ihre Wohnung, um sich dort kurz umzusehen.
    Der Wohn-Küchen-Bereich war größer als bei Minnie Cable, aber es fehlten die Farben und das Leben, das mit einer gewissen Unordnung verbunden war. Der Raum war so sauber, dass er fast steril zu nennen war, mit kahlen, weißen Wänden, heruntergelassenen Jalousien, einem geraden Sofa und einem einzelnen Stuhl.
    Im Schlafzimmer – das Bett war ordentlich gemacht –gab es einen Computer und zwei Kisten mit ordentlich beschrifteten Disketten.
    »Irgendwie traurig, finden Sie nicht auch?« Peabody sah sich in dem Zimmer um. »Wenn man bedenkt, an was für unterschiedlichen Orten wir heute schon waren. Aber in Mrs Grentz’ mit Schätzen vollgestopfter Wohnung, in Hildys wildem Chaos und selbst in dem jämmerlichen kleinen Zimmer, in dem Minnie Cable haust, konnte man deutlich spüren, dass dort Menschen leben.
Dass dort etwas passiert. Das hier ist wie die Kulisse eines langweiligen Films über eine allein stehende, berufstätige Frau, die kein Leben neben ihrer Arbeit hat.«
    »Warum haben sie sie nicht hier gekidnappt, Peabody? Warum sind sie das Wagnis eines Überfalls auf offener Straße eingegangen, obwohl sie sogar in der Lage waren, in das gut gesicherte Haus einer Familie einzubrechen und fünf Menschen in weniger Zeit zu töten, als der Pizzaservice braucht?«
    »Hm. Wahrscheinlich waren sie in Eile. Wahrscheinlich wollten sie sie möglichst schnell erwischen, um herauszufinden, was sie weiß.«
    »Das ist sicher auch ein Grund. Obwohl die Wohnung tot aussieht und sich auch so anfühlt, war Newman schlau und vorsichtig genug, sich in einem

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