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In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)

In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: In den Armen des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolyn Jewel
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sitzenden Passagiere hinweg und hämmerte mit der Faust gegen das Fenster. Nikodemus wandte sich um. Ihre Blicke trafen sich, und plötzlich hatte sie das unglaubliche Gefühl, dass er sich in ihrem Kopf befinde. Er rannte los und schaffte es gerade noch, in den Bus zu steigen, bevor sich die Türen schlossen. Er zeigte dem Fahrer eine Metro-Karte und kämpfte sich dann zu ihr durch. Er stand ganz nah vor ihr. Zu nah. Nur wenige Zentimeter trennten sie, und hinter Carson war kein Platz mehr, um zurückzuweichen.
    Nikodemus lächelte. » Du hast Kynan ganz schön einen verpasst«, sagte er.
    Sie hob den Kopf, sodass sie Nikodemus ansehen konnte. » Er hat es verdient.«
    Sein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. » Du kannst jederzeit in meiner Mannschaft mitspielen.«
    Der Bus fuhr an, den Hügel hinauf. Und Carson konnte an nichts anderes denken als an Nikodemus, der vielleicht fünftausend Jahre alt war oder auch nicht.
    Sie umklammerte die Metallstange noch ein bisschen fester und betete, dass er nicht gerade in diesem Moment überlegte, wie er sie am besten umbringen könnte.

3
    Nikodemus nahm die Hexe an der Hand und stieg mit ihr an der Polk Street aus, in einem Viertel, das vor Kurzem noch schäbig und verrufen gewesen war, sich inzwischen jedoch zu einem begehrten Wohngebiet gewandelt hatte. Es gab etliche Geschäfte hier– Antiquariate, einen Supermarkt, eine Bäckerei, den Laden einer Drogeriekette– und Restaurants. In den oberen Stockwerken der Gebäude befanden sich meist Wohnungen.
    Carson ging einen Schritt hinter ihm, doch er bemerkte trotzdem, wie schwer es ihr fiel, ihm zu folgen.
    Nikodemus wandte sich um und zog sie an sich. Carson wehrte sich nicht. Er presste einen Finger auf ihre Stirn, und der Verkehrslärm verblasste. Keine Sirenen waren mehr zu hören, keine Stimmen. Es war ein perfekter Moment der Stille, und Nikodemus wünschte, er würde für immer andauern. Auch wenn sich immer noch Schmerz in Carsons Augen spiegelte, blickten sie nun herzergreifend klar, sahen ihn eindringlich an.
    » Geht es?«, wollte er wissen.
    Sie schwankte, nicht mehr so stark wie zuvor, doch es fiel ihr immer noch schwer, das Gleichgewicht zu halten.
    » Klar«, erwiderte sie, dann lachte sie, doch es klang nicht so, als ob sie etwas komisch fände. » Es sei denn, du hast immer noch vor, mich umzubringen.«
    » Ich bringe niemanden um, wenn er hilflos ist. Du hast mein Wort darauf«, erwiderte er lächelnd. Er hatte keine Ahnung, wie viel sie tatsächlich wusste, vermutete aber, dass es nur eine Menge Unsinn war. Allerdings hatte sie sich inzwischen sicher einiges zusammengereimt, vielleicht mehr, als er dachte. » Ist schon okay«, fügte er hinzu. Verdammt, sie war hübsch. Genau sein Typ. Er legte die Arme um sie und zog sie an sich. Die Metallstange schlug gegen sein Bein. » Ehrlich.«
    » Warum sollte ich dir glauben?«
    Sie klammerte sich an ihn, als wären sie ein Liebespaar, doch sie ahnte nicht, dass er sich in diesem Moment genau das wünschte. Nun ja, vielleicht ahnte sie es doch. Sie schob ihn weg, und plötzlich standen ihr Tränen in den Augen.
    » Süße.« Er fuhr mit den Fingern über ihre Wange. Sie wandte das Gesicht nicht ab. Zu schade. Denn so spürte er, wie weich ihre Haut war, und die Berührung hatte eine seltsame Wirkung auf ihn. » Wen hast du denn sonst noch, dem du vertrauen könntest? Und was noch wichtiger ist: Wer sonst wäre bereit, dich vor Kynan zu beschützen?« Merkwürdig, dass ihre Magie in diesem Moment praktisch nicht existent war, was sie plötzlich ganz und gar menschlich erscheinen ließ.
    Sie sah ihn an, angestrengt und konzentriert, denn es wurde bereits dunkel, und sie konnte in der Dunkelheit nicht so gut sehen wie er.
    » Niemand«, sagte sie.
    » Warum dann nicht ich?«
    » Ich kenne dich nicht«, sagte sie sanft und berührte seinen Ohrring.
    War das nicht typisch Hexe, sich geradewegs auf das Objekt der Macht zu konzentrieren?
    » Du hättest mich Kynan überlassen können«, fuhr sie fort. » Aber du hast es nicht getan? Wieso nicht?«
    » Ein schwerer Irrtum meinerseits«, erwiderte er mit einem Lächeln, damit sie wusste, dass er es nicht ernst meinte. Oder nur ein bisschen. » Andererseits bin ich bekannt dafür, dass ich für alles offen bin. Schau, Carson, du kannst mir vertrauen, doch falls du aus welchem Grund auch immer zu dem Schluss kommen solltest, dass du dazu nicht in der Lage bist, dann zieh mir doch einfach eins mit diesem Ding hier

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