In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
schluckte und bemühte sich, nicht das Gesicht zu verziehen. Er tat so, als bemerkte er es nicht. Für eine Hexe hatte sie wirklich hervorragende Manieren.
Carson stellte ihre Füße auf die Querstange des Stuhls. » Müsste ich jetzt sagen, dass es irgendwie interessant schmeckt?«
» Wieso das denn?«
Sie senkte den Kopf und blickte in ihre Tasse. » Na ja. Das sagt man doch, wenn man findet, dass etwas eklig schmeckt, man es aber nicht so deutlich ausdrücken will. Tut mir leid, wenn ich dich beleidigt habe.«
Er antwortete nicht gleich. » Und ich hatte schon befürchtet, dass du unter Geschmacksverirrung leidest. › Schmeckt irgendwie interessant!‹ Wie Sumpfwasser schmeckt dieser Shit!« Er lachte, und Carson schmunzelte. Sie hatte ein nettes Lächeln. Nicht dass ein nettes Lächeln irgendetwas geändert hätte. » Es hat mich schon ein bisschen nervös gemacht, dass du über meine Scherze gar nicht lachen konntest.« Er trank einen Schluck Bier. Feuchtigkeit kondensierte an der Flasche. Nikodemus sah Carson über die Flasche hinweg an. » Ich würde dir ja auch ein Bier anbieten, aber erst einmal musst du deine Kopfschmerzen loswerden.« Er grinste. » Und dann mache ich dich betrunken und nutze die Situation aus.«
Die Hexe lachte und trank den Rest in einem einzigen langen tapferen Zug aus.
» Braves Mädchen«, lobte er sie, als sie ihm den leeren Becher hinhielt. Er nahm ihn und stellte ihn auf den Tisch, dann deutete er mit dem Kopf in Richtung Flur. » Komm mit, ich will dir jetzt mein Gruselkabinett zeigen, während wir darauf warten, dass der Saft wirkt.«
Sie stand auf. » Auch wenn du mich umbringen willst– ich muss sagen, dass du der netteste, höflichste Killer bist, dem ich je begegnet bin.«
» Danke«, erwiderte er und legte eine Hand an seine Brust. » Ich weiß das zu schätzen. Echt.« Er mochte selbst kaum glauben, dass er sie witzig fand oder sogar den Wunsch verspürte, sie zum Lachen zu bringen.
Sie folgte ihm aus der Küche, beobachtete, wie er sich bewegte, und er war sich dessen überdeutlich bewusst.
» Also, das war die Küche«, fuhr er fort. » Hier geht’s zum Wohnzimmer.« Er zeigte mit der Bierflasche in die entsprechende Richtung. Ein glitzernder Wassertropfen rollte am Glas hinab und fiel zu Boden. Bevor sie den Raum betraten, schaltete er das Licht ein, und diesmal brauchte Carson die Augen nicht zu schließen. » Hier bewahre ich übrigens die Kettensäge auf.«
Sie schaute sich um. » Und wo ist die blutbefleckte Axt?«
» Im Gästezimmer.«
Carson lachte, ein helles, fröhliches Lachen. Himmel, sie war umwerfend, wenn sie lachte! Er beobachtete sie. » Ich hatte schon immer eine Vorliebe für Frauen mit grünen Augen.«
Carson öffnete den Mund, um zu antworten, doch dann schloss sie ihn wieder. Sie war ziemlich gut darin, ihre Gedanken zu verbergen. Er fragte sich, was ihr gerade durch den Sinn gehen mochte. Danke. Ich finde es auch schön, dass ich grüne Augen habe. Oder vielleicht: Rühr mich nicht an, oder ich schreie!
Er lehnte sich gegen die Wand, die Arme verschränkt, und beobachtete sie schweigend. Er hatte den Eindruck, dass sie auf etwas lauschte, doch das Haus war so still wie ein Grab.
» Was machen deine Kopfschmerzen?«, wollte er wissen. » Besser?«
» Ja. Tatsächlich.« Sie berührte kurz ihre Schläfe. » Was ist das für ein Wunderzeug?«
» Ist ein Familienrezept, wie ich schon sagte. Ein geheimes Familienrezept.« Er stieß sich von der Wand ab. » Okay, dann können wir jetzt ja reden.«
4
Reden. Unwillkürlich wich sie einen Schritt zurück. Nein, dachte Carson. Sie wollte nicht reden. Das führte lediglich in eine Richtung, die sie nicht einschlagen mochte. » Ja.«
Mit seiner freien Hand umschloss er ihre Finger und zog sie Richtung Wohnzimmer. Selbst mit den Cowboystiefeln machte er kein Geräusch. Er bewegte sich geschmeidig wie ein Tänzer. Doch vorhin, beim Restaurant, hatten sich seine geschmeidigen Bewegungen in eine tödliche Bedrohung verwandelt. Nein. Das stimmte nicht. Es war nichts passiert. Gar nichts.
Das Wohnzimmer war gemütlich und einladend. Das mit grünem Samt bezogene Sofa wirkte bequem. Dazu gab es zwei passende Sessel und einen Lehnstuhl aus schwarzem Leder.
Nikodemus stellte sein Bier auf den Tisch, zog sein Handy aus der hinteren Hosentasche und legte es daneben, dann setzte er sich lässig hin.
Carson entdeckte auf dem Tischchen neben dem Flachbildfernseher ein Wii-Set samt Fernbedienung und
Weitere Kostenlose Bücher