In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
Pizzabote? Model für Lederbekleidung?«
Mist, gab sie denn nie auf? » Sie haben ja wirklich keine Ahnung? Ich arbeite für einen alten Freund von Nikodemus.«
» Und was machen Sie für ihn?« Sie kniff die Augen zusammen und rieb sich den Nacken.
» Dieses und jenes. Was er mir gerade aufträgt.«
» Dann sind Sie so eine Art Laufbursche?«
» Ja. Unter anderem.«
» Könnte es zufällig sein, dass Sie mit Artefakten zu tun haben?«
Xia erstarrte. » Manchmal.«
» Das habe ich mir gedacht.« Die Hexe beugte sich vor und betrachtete interessiert das Messer, das er an der Hüfte befestigt trug. » Wegen dieser Waffe. Das Heft ist eine exquisite Arbeit. Sie sollten etwas derart Wertvolles nicht einfach so mit sich herumtragen. Ich glaube nicht, dass ich ein solches Messer schon jemals gesehen habe. Woher haben Sie es?«
» Es gehört mir.« Sein Körper reagierte heftig auf ihre Nähe, und Xia verlagerte sein Gewicht. Er malte sich aus, wie es sich anfühlen mochte, in ihr zu sein. Wenn sie ihn warm und feucht umschloss.
» Dürfte ich es mir mal ansehen?« Sie streckte eine Hand aus. Typisch Magier: immer nur fordern. » Bitte!«
Er zog das Messer aus der Scheide.
Carson schloss ihre Hand um das Heft aus Lapislazuli. » Autsch!« Ihre Augen weiteten sich. Sie schüttelte die Finger aus.
» Vorsicht«, warnte er und nahm sein Messer wieder zurück. » Es ist gefährlich.« Er hielt es gegen das Licht. » Ich möchte Ihnen etwas zeigen. Und keine Angst, ich werde Sie nicht verletzen.« Er nahm eine ihrer Hände und streckte ihren Arm aus.
Xia zitterte vor Erwartung. Wie lange war es her, dass er das getan hatte? Das Messer fest umklammernd, schob er Carsons Ärmel hoch und starrte auf die feinen blauen Adern, die sich unter ihrer Haut abzeichneten.
Die schmalen Klingen waren kunstvoll ineinander verschlungen, jede einzelne Schneide tausendmal schärfer als jeglicher von Menschen geschmiedete Stahl. In wie vielen Jahren der Sklaverei hatte er jeden einzelnen Grat, die scharfen Unterseiten, so perfekt geschliffen, alle Unebenheiten ausgeglichen?
Ihre Augen wurden noch größer, als er mit der Spitze des Messers über ihren Arm fuhr. Sein Griff um ihr Handgelenk verstärkte sich. Er war so gierig danach, dies zu tun, dass er fürchtete, durch das Zittern seiner Finger nicht die richtige Vene zu treffen.
Doch dann hatte er sich wieder unter Kontrolle und drehte Carsons Arm leicht zur Seite, zur Rückenlehne hin. Er gab sich ganz der Vorfreude hin, die ihn erfüllte. Genau an der Stelle, die er ausgewählt hatte, ritzte das Messer ihre Haut.
» Oh, das hab ich ja kaum gespürt«, sagte Carson und blickte auf den Blutstropfen, der aus der winzigen Wunde quoll.
Hunger sprang ihn an, blühte auf wie eine Rose. Ein Blutsfaden rann über ihre blasse Haut. Xia senkte den Kopf und atmete tief ein. Das Blut sickerte in ihre Armbeuge. Sein Verlangen war so stark, dass es schmerzte. Heftig schmerzte. Mit der Zunge berührte er das helle Rot. Der Geschmack– wild und bitter– überwältigte ihn. Und so wenig Blut es auch war, es reichte, um sie mit ihm zu verbinden. Und doch war es ihm nicht genug; er presste seine Lippen fester auf ihre Haut und nahm noch mehr von diesem wunderbaren, bittersüßen Geschmack in sich auf. Mehr und mehr.
» Was machen Sie da?« Carson schob seinen Kopf weg, und fast wäre es ihr gelungen, ihren Arm wegzuziehen. » Jetzt hören Sie schon auf!«
Deutlich war das Surren des Garagentors zu hören. Xia erwachte aus seiner Trance.
Elender Mist.
Er hatte jedes Zeitgefühl verloren. Er packte Carson an den Haaren, das Messer drohend in der anderen Hand. » Wo ist der Talisman?«, fuhr er sie an.
» Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
Er war sicher, dass sie log. Er hätte sie so in Angst versetzen können, dass sie ihm die Wahrheit gestand, doch er konnte sich jetzt keine weitere Verzögerung leisten.
» Das Ding, das du Magellan gestohlen hast. Wo ist es?«
Der Motor erstarb.
Xia trat einen Schritt zurück, seine Brust hob und senkte sich heftig, der Atem brannte in seinen Lungen. Ihm blieb jetzt nicht mehr viel Zeit, er spürte, wie die Pflicht an ihm zerrte. Und wieder einmal musste er sein Volk betrügen. An jedem gottverdammten Tag seines Lebens wurde er der eigenen Sippe zum Feind, doch noch nie hatte er sich auf eine so tiefe Ebene begeben: gezwungen, einen Talisman zu stehlen, von dem er wusste, dass er seiner Spezies gegenüber als Waffe eingesetzt werden
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