In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
vorkäme, aber es war vorbei, als die Magier begannen, uns zu bekämpfen. Doch selbst nachdem wir… na ja, zurückhaltender geworden waren, verfolgten die Magier uns weiter.«
Carson kaute auf ihrer Lippe. Nikodemus starrte sie an, und plötzlich hatte sie das Gefühl, dass er sie gleich küssen würde. Ihr Magen fing an zu flattern.
» Ich habe Blut auf dem Boden gefunden, als ich nach Hause kam.« Er musterte Carson von Kopf bis Fuß, dann nahm er einen sauberen Lappen, feuchtete ihn an und wischte Carson damit das Blut vom Gesicht.
» Au!«
» Tut’s weh?«
Carson sah Sternchen. » Ja.«
» Tut mir leid.« Er inspizierte ihren Hals und ihre Schultern, soweit es möglich war, berührte sie sanft, doch ganz ohne intime Absicht. Er schob erst einen, dann den anderen Ärmel ihres Shirts hoch, und Carson starrte auf die kleine Wunde in ihrer Ellenbeuge.
» Er hat mir sein Messer gezeigt und mich dabei geritzt. Es hat überhaupt nicht wehgetan. Doch dann hat er sich ganz komisch benommen.«
» Blut erregt uns.« Er wartete, doch Carson bemühte sich, keine Reaktion zu zeigen. » Der Geruch. Die Farbe. Und ganz besonders der Geschmack. Darum habe ich Durian angeschrien, dass er die Blutung stoppen sollte. Wir waren beide schon ganz nervös.«
» Oh.«
» In der Leidenschaft, Carson, ob es nun Liebe oder Hass oder einfach nur Lust ist, wecken der Geruch, der Geschmack und die Farbe von menschlichem Blut unser eigentliches Wesen. Es bringt uns demjenigen näher, mit dem wir zusammen sind. Auf gute oder auf schlechte Weise, je nachdem, was der andere für Dämonen empfindet. Manche von euch mögen es.«
Auf Nikodemus’ Daumen und Zeigefinger glitzerte eine schmale Blutspur. » Und manche von euch mögen es nicht.« Er ging zur Spüle, stellte den Wasserhahn an und wusch sich die Hände, dann wischte er sie an seinen Jeans ab. » Es war ganz natürlich für Xia, sich so zu benehmen. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich es auch getan.«
Sie hörte seine Worte, versuchte, sie zu verstehen, ohne darüber zu urteilen. Als sie nun auf Nikodemus’ Finger blickte, von denen er ihr Blut abgewaschen hatte, schnürte sich ihr Magen zusammen.
» Es gehört zu unserem Wesen, Carson. Wir sind eine Rasse von Kriegern. Blut und Schlachtenruhm lassen uns uns lebendig fühlen. Sind wir gezwungen, ohne die Verbindung zu Blut und zu unserer Sippe zu leben, dann ist das für uns schlimmer als der Tod.«
Er trat wieder zu ihr, strich über den kleinen roten Punkt auf ihrem Arm. » In diesen wenigen Momenten mit dir hat Xia sich wahrscheinlich wieder frei gefühlt.«
Seine Augen sind so schön, dachte sie. Wie gern hätte sie sich darin verloren.
» Vor vielen Jahrhunderten waren Menschenopfer noch üblich. Heute nicht mehr, weil die Welt sich verändert hat. Doch das Magiergeschlecht behandelt uns, als ob sich gar nichts geändert hätte. Für sie sind und bleiben wir böse. Monster, die man entweder unter seine Kontrolle bringt oder tötet, wenn sie sich nicht selbst umbringen.«
» Das Magiergeschlecht«, wiederholte sie, und plötzlich schien die Luft zwischen ihnen zu vibrieren. » Du meinst damit meine Rasse. Menschen wie mich.«
» Ja, Carson«, sagte er sanft. » Tut mir leid. Aber so ist es nun mal. Du und ich, wir sind Feinde. Eigentlich.«
» Warum? Ich habe dir doch nie etwas getan. Warum sollten wir einander hassen?«
» Du bist ja auch anders, Carson.«
Mit der Fingerspitze fuhr er die Bögen ihrer Brauen nach, und Carson schloss die Augen. Sie spürte etwas Fremdes in ihrem Bewusstsein und wusste, dass es Nikodemus war. Sie öffnete ihre Augen wieder und rief sich ins Gedächtnis, wie sie ihn schon einmal als etwas Nicht-Menschliches wahrgenommen hatte. Nun hatte sie erneut dieses Gefühl, stärker als zuvor.
» Du bist nicht wie Magellan«, fügte er hinzu.
Er hatte sich wieder aus ihren Gedanken zurückgezogen. Carson musterte ihn. Wenn sie in seinen Kopf hätte sehen können, dann hätte sie es getan. Gern.
» Was wird Rasmus tun, wenn er den Talisman hat?«, wollte sie wissen.
» Du kennst das Ritual«, erwiderte er ruhig. » Du hast gesehen, wie Magellan es ausgeführt hat. Er wird ein Opfer darbringen, um die Magie zu befreien, die in dem Talisman eingeschlossen ist. Er wird morden.«
Carson dachte nach. Ihr Wissen über Magier und ihre Beziehung zu Dämonen wuchs beängstigend schnell. Sie versuchte das, was Nikodemus ihr erzählt hatte, mit dem zusammenzubringen, was sie gelesen oder
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