In den Armen des Freibeuters: Erst wies sie ihn ab - doch dann entflammte seine Leidenschaft ihr Herz (German Edition)
währenddessen die Frau des Gefangenen und lauschte ängstlich hinaus.
Captain Jack O’Connor saß auf einem Stuhl, hatte die Beine von sich gestreckt und beobachtete sie. Sie war wohl etwa Mitte dreißig, sah jedoch älter aus. Ihr Haar war reichlich grau, auch wenn das bei dem von der Sonne gebleichten Blond nicht so auffiel wie bei einer Dunkelhaarigen. Wind, Wetter und das oft entbehrungsreiche Leben an Bord hatten sie frühzeitig altern lassen.
Sie fuhr zusammen, als sie ihren Mann schreien hörte. »Was machen Sie mit ihm?«
»Nichts, wenn er redet. Dann wird ihm kein Haar gekrümmt. Wenn nicht, dann …«, er zuckte mit den Schultern.
»Was wollen Sie denn von ihm?« Sie sprach gutes Englisch, aber das war unter Kaufmannsfrauen nicht selten. Sie begleiteten ihre Männer über weite Strecken, besuchten diverse Länder und hatten viele Kontakte mit anderen Kulturen.
»Er verbirgt etwas vor uns«, erwiderte O’Connor ruhig. »Und wir wollen herausfinden, was es ist und wo er es versteckt hat.«
»Was tun Sie mit ihm?« Sie war blass und rang die Hände. Auf ihrer Stirn glitzerten Schweißperlen. »Sie quälen ihn doch nicht, oder?«
Jack betrachtete sie. Sie und ihr Mann waren nicht allein auf dem Schiff gewesen, sie hatten ihre beiden Kinder dabei, die jetzt in der Offiziersmesse saßen. Verrückt von dem Mann, seine ganze Familie über sämtliche Ozeane zu schleppen und in Gefahr zu bringen. Andererseits war es die einzige Möglichkeit, zusammenzubleiben, sonst war die Familie über Monate und Jahre getrennt. So manche Ehe war dabei schon zugrunde gegangen. Seine eigene Verlobung hatte vor fünf Jahren seiner Entscheidung, fortzusegeln, nicht standgehalten. Aber vielleicht hatte es auch daran gelegen, dass Marietta nicht mit einem Freibeuter liiert sein wollte. Konnte man ihr nicht verdenken. Jack unterdrückte ein Grinsen. Marietta wäre jedenfalls bestimmt nicht mit ihm gesegelt, um andere Schiffe anzugreifen, harmlose Händler zu kapern und sich gar mit englischen Kriegsschiffen anzulegen.
»Was wir mit ihm tun?«, wiederholte er langsam. »Meine Männer verhören ihn.«
»Aber was wollen Sie denn wissen?« Ihre Hände zerrten unruhig an ihrem Rock.
»Wo die Schiffspapiere sind. Die Wertpapiere. Kaufverträge. Bargeld. Wir haben kaum etwas bei Ihrem Mann oder auf Ihrem Schiff gefunden.«
Sie hatten den Händler zwei Tage lang verfolgt und an diesem Morgen endlich gestellt. Sie hatten leichtes Spiel mit ihm gehabt – schon nach der ersten Breitseite hatte er aufgegeben. Das taten Händler meistens. Sie wussten, dass Freibeuter wie Jack nur auf die Ladung aus waren. Die Zeit der Piraten, die auf eigene Rechnung loszogen, war bis auf wenige Ausnahmen vorbei. Sie waren von allen seefahrenden Ländern gejagt und zur Strecke gebracht worden. Es galten immer noch die härtesten Strafen für diejenigen, die ohne Kaperbrief angetroffen wurden. Die heutigen Piraten nannten sich Freibeuter, segelten unter einem Freibrief einer Regierung und hatten sich nach bestimmten Regeln zu richten, andernfalls wurden sie bei Verstößen zur Rechenschaft gezogen.
Die Zeiten hatten sich tatsächlich geändert. Während früher so mancher Händler lieber gestorben wäre, als einem gnadenlosen Piraten in die Hände zu fallen, so hatte er nun eine gute Chance, zwar ohne Schiff und Ladung, aber mit heiler Haut davonzukommen, wenn er die Flagge strich und sich ergab. Damit hatte auch dieser Monsieur Charbal gerechnet. Aller dings hatte er sich in Jack O’Connor und seiner Mannschaft ein wenig verschätzt. Er hatte sich ergeben, Jack hatte eine Prisenmannschaft auf das andere Schiff geschickt und den Händler und seine Familie an Bord seines eigenen Schiffes, die Tuesday , gebeten. Dort hatte Jack die Familie getrennt, die Kinder in die Offiziersmesse und in die Obhut des Schiffsarztes geschickt und Monsieur Charbal einem Verhör unterzogen, nachdem seine Leute ergebnislos das gesamte Schiff des Händlers nach Papieren und Bargeld abgesucht hatten. Charbal hatte zwar behauptet, alles über Bord geworfen zu haben, aber das war lächerlich. Er musste es gut versteckt haben. Oder er hatte es noch zeitgerecht auf die sein Schiff begleitende Korvette geschafft. Vielleicht war dies der Grund, weshalb die Korvette so schnell alle Segel gesetzt hatte, ohne auch nur einen Versuch zu machen, das schwerfälligere Handelsschiff zu beschützen.
Jack hatte die Prise mit einer Mannschaft zurückgelassen und sich an die Verfolgung
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