In den Armen des Highlanders
und er spürte eine sonderbare Schwäche in seinen Knien. Oder vielmehr in seinem Gehirn.
In der Tat, er musste verrückt sein, weil er sich bereit erklärt hatte, sie auf diese Reise mitzunehmen.
»Danke!«, flüsterte sie. Dann tat sie etwas, womit Draven niemals gerechnet hätte. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, und ein zarter Kuss streifte seine Wange.
Eine Sekunde später schien sein ganzer Körper in Flammen aufzugehen, und er musste sich eisern beherrschen, um sie nicht an seine Brust zu reißen und viel leidenschaftlicher zu küssen, viel ausgiebiger.
Sie trat einen Schritt zurück und lächelte wieder, wandte sich ab und rannte zum Hauptturm. Auf Dravens Wange brannte ihr Kuss, während er zusah, wie sie mit wiegenden Hüften die Eingangsstufen hinaufstieg und aus seinem Blickfeld verschwand.
Auch wenn er es sich nur ungern eingestand, musste er doch bemerken, dass die junge Dame über ein äußerst reizvolles Hinterteil verfügte. In diesem Moment kehrte die Erinnerung an seinen Traum zurück, klar und deutlich. Beinahe glaubte er, zwischen Emilys seidenweichen Schenkeln zu versinken.
Er musste gewaltsam ein Stöhnen unterdrücken, während der Verdacht in ihm aufkeimte, dass diese Reise sehr, sehr lang werden könnte.
Simon schlug ihm grinsend auf die Schulter. »Gibt’s was Schöneres, als ein Mädchen glücklich zu machen?«
»Aye, ganz bestimmt.«
Verwirrt hob Simon die Brauen.
»Meinen lästigen Bruder zu erstechen, der sich ständig in meine Angelegenheiten einmischt, das würde mir viel besser gefallen.«
Simon lachte schallend. »Dann will ich jetzt gehen und meine Sachen packen, damit ich mich für die nächsten paar Minuten aus deiner gefährlichen Nähe entferne.«
»Tu das, Simon. Und sieh zu, dass du auch deinen klaren Kopf mit einpackst. Den musst du unbedingt dabeihaben.«
Zwei Stunden später waren Draven und seine Männer noch immer nicht aufgesessen, weil sie auf die Lady warteten. Sogar Simon b egann, etwas irritiert dreinzu schauen.
»Warum zum Teufel braucht sie so lange?« Ungeduldig wanderte Draven vor der Eingangstreppe umher. »Druce!«, rief er seinem Knappen zu. »Geh noch einmal zu der Lady und sag ihr, wir müssen aufbrechen, sonst werden wir den Wald nicht vor Einbruch der Dunkelheit durchqueren. Wenn sie nicht sofort erscheint, muss sie hier bleiben.«
»Aye, Mylord.«
Wütend starrte Draven seinen Bruder an, der verlegen den Kopf senkte und mit den Füßen im Sand scharrte.
Die Tür des Hauptturms öffnete sich.
»Da ist sie, Mylord!«, verkündete Druce.
Draven spähte über seine Schulter und erstarrte.
Wie ein anmutiger Engel in ein er dunkelgrünen Tu nika mit passendem Schleier schwebte Emily die Stufen herab. In einem goldenen Gürtel, der die sanften, schwingenden Bewegungen ihrer Hüften betonte, spiegelte sich das Sonnenlicht. Als sie ihm ein bezauberndes Lächeln schenkte, verflog sein Ärger über ihre Verspätung.
Bis er die beiden Truhen sah, die hinter ihr aus der Tür getragen wurden.
Einfach lächerlich! Das Letzte, womit er sich belasten wollte, war ein Gepäckwagen. Wenn er verreiste, pflegte er nur das Nötigste mitzunehmen. Möglichst schnell ans Ziel gelangen und dann zurückkehren, so lautete seine Devise.
Bei allen Heiligen, er hatte nicht vor, langsamer zu reiten, nur weil sich Lady Emily einbildete, ohne ihre gesamte Garderobe würde sie nicht auskommen. Schlimm
genug, dass sie ihn warten ließ - diesen Unsinn würde er nicht auch noch mitmachen!
Neuer Zorn stieg in ihm auf.
Was glaubte sie eigentlic h? Hielt sie es für ein amüsan tes Spiel, eine Geisel zu sein?
Nun, er würde ihr zeigen, dass er kein Spielzeug war, sondern ein Mann der Tat, der das Schicksal seiner Untergebenen und sein eigenes fest im Griff hatte. Niemals durfte ihn eine Frau zum Gespött seiner Leute machen.
»Was habt Ihr denn eingepackt?«, fragte er in täuschend ruhigem Ton und ging ihr entgegen.
»Nur das Alle rn ötigste, Sir.« Unschuldig blickte sie zu ihm auf, und Simon schrie bereits vor Lachen.
Aus schmalen Augen musterte Draven die Truhen. »Dieses ganze Zeug können wir nicht mitschleppen. Also müsst Ihr es hier lassen.«
»Aber, Lord Draven ...«
»Nein, Lady, in diesem Punkt gebe ich nicht nach.«
»Aber ...«
»Eine Tunika, ein Schleier, vielleicht ein paar persönliche Sachen, die Ihr unbedingt braucht. Sonst nichts.« Er eilte zu dem Pferd, das Druce für sie gesattelt hatte, und nahm die Satteltaschen herunter.
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