In den Armen des Highlanders
bestätigte Simon und trat an ihre Seite. Bevor er weitersprach, warf er seinem Bruder einen bedeutungsvollen Blick zu. »Einer der größten in dieser Gegend.«
»Tatsächlich?«, rief Emily.
»Ein Jahrmarkt ist wie der andere«, behauptete Draven, wütend auf Simon, der ihn so unverschämt zu manipulieren versuchte. »Da gibt’s keinen Unterschied.«
Einfach hinreißend sah die Lady aus, provokant und so süß, dass er am liebsten an ihrer Wange geknabbert hätte, um herauszufinden, ob sie mit Honig bestrichen war oder ob dieser goldene Schimmer die echte Farbe ihrer Haut war.
»Davon weiß ich nichts, Lord Draven«, erwiderte sie leise, einen schmerzlichen Ausdruck in den Augen. »Ich habe noch nie einen Jahrmarkt besucht.«
In seiner Brust meldete sich ein sonderbares Gefühl, als zöge irgendetwas an seinem Herzen, weil ihr etwas entgangen war, das sie sich offenbar sehnlich wünschte.
»Noch nie?«, fragte Simon entsetzt.
Draven starrte seinen Bruder durchdringend an.
»Noch nie«, bekräftigte sie und zog Dravens Aufmerksamkeit wieder auf sich, indem sie die Unterlippe ein bisschen vorschob und ihn mit einem reizenden Schmollmund herausforderte. »Das hat mein Vater nicht erlaubt. Er sagte, auf Jahrmärkten gäbe es nichts weiter zu sehen als schamlose Ausschweifungen.« Flehend schaute sie ihn an. »Wie gern würde ich wenigstens ein einziges Mal ein solches Volksfest sehen!«
Draven hörte ihr nur mit halbem Ohr zu, weil ihn Emilys funkelnde Augen und der feuchte Glanz ihres Mundes ablenkten. Gefesselt von der faszinierenden Vorstellung, an dieser verführerischen Unterlippe zu saugen, schluckte er mühsam.
»Wäre es möglich, dass ich Euch begleiten dürfte, Sir?«, bat sie.
Aye ... wäre es ihm beinahe entschlüpft.
Aye ?!, haderte er mit seinen verräterischen Gedanken. Immerhin war Emilys Anziehungskraft der einzige Grund, der ihn verfrüht nach Lincoln trieb! Wenn er sie mitnahm, würde er den Zweck dieser Reise völlig verfehlen.
»Nein, Lady.« Entschlossen ergriff er die Zügel seines Schlachtrosses. »Das ist nicht möglich.«
»Aber - Lord Draven ...«
»Ich muss in König Henrys Auftrag einige Geschäfte erledigen«, unterbrach er sie schroffer als beabsichtigt.
»Oh ...«
Der Kummer in ihrem Blick brach ihm fast das Herz. Einerseits wollte er sie nicht unglücklich machen, andererseits musste er seinen Eid halten. Sonst würde Henry ihn vermutlich hinrichten lassen.
Doch aus unerklärlichen Gründen lag ihm viel an ihrem Glück.
»Wie wäre es, wenn Lady Emily in meiner Begleitung nach Lincoln reitet, Draven?«, schlug Simon vor. »Dann würde ich für ihr Wohl sorgen, während du dich um deine Geschäfte kümmerst.«
Dravens Augen verengten sich. Will der Mann, dass ich sterbe, fragte er sich. Simon könnte mir genauso gut gleich einen Dolch in den Rücken stoßen, wenn ich Henrys Unmut errege ... Wegen einer Frau gehängt, gestreckt und gevierteilt zu werden, das war nun wirklich das Letzte, was er sich erträumte.
Bei Simons Angebot hatte sich Emilys Miene sofort erhellt. »Oh, bitte!«
Der melodische Klang ihrer Stimme und die erwartungsvolle Freude in ihrem Blick beschleunigten Dravens Puls.
Durfte er ihr einen so schlichten Wunsch versagen? Wieder einmal beging er den Fehler, sie viel zu lange anzuschauen. Flehend faltete sie die Hände zwischen ihren Brüsten und presste die Lippen zusammen, als würde ihr eine ablehnende Antwort heiße Tränen in die Augen treiben.
»Ehe Ihr Euch’s verseht, habe ich meine Sachen gepackt, Lord Draven«, beteuerte sie aufgeregt. »Und ich verspreche hoch und heilig - ich werde Euch nicht zur Last fallen. Seid versichert, Ihr werdet meine Anwesenheit kaum bemerken.«
Daran zweifelte er, weil sie die beängstigende Fähigkeit besaß, sich unablässig in seine Gedanken zu drängen.
»Bitte, bitte, Sir!«, bettelte sie.
Eine sehr schlechte Idee ... Das wusste er nur zu gut. Trotzdem brachte er es nicht übers Herz, Lady Emily erneut zu enttäuschen.
Eines Tages musst du so oder so sterben.
Aye, aber es gibt erfreulichere Todesarten.
Vielleicht. Doch ihr Glück würde ihn dafür entschädigen. Außerdem konnte er sich in Lincoln von ihr fern halten und Simon zwingen, sie zu betreuen. Und Orricks Frau würde ihr ebenfalls die Zeit vertreiben.
Aye, es würde nicht allzu schwierig sein, Emily aus dem Weg zu gehen. Und genau das hatte er ja vor.
»Also gut, Lady. Wenn Ihr Euch beeilt, warte ich.«
Strahlend lächelte sie ihn an,
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