In den Armen des Highlanders
»Was da hineinpasst, erlaube ich Euch mitzunehmen. Alles andere bleibt hier.«
Ungläubig runzelte sie die Stirn. »Allein schon eine Tunika müsste ich mühsam hineinzwängen.«
»Damit werdet Ihr Euch begnügen.«
»Oh, das ist niederträchtig!«, klagte sie empört. »Würdet Ihr den König so behandeln?«
»Aye, das habe ich sogar schon getan.« Zu Henrys nicht geringem Verdruss ...
»In Ordnung«, fauch te sie und nahm ihm die Sattel taschen aus der Hand. »Es würde Euch ganz recht geschehen, wenn ich nicht mitkäme, Sir.«
Draven schüttelte fassungslos den Kopf. Nur eine Frau konnte auf diese Art von Logik verfallen! »Wie Ihr verdammt gut wisst, wollte ich Euch gar nicht erlauben, mit uns nach Lincoln zu reiten.«
»Wagt es bloß nicht, in meiner Gegenwart zu fluchen!«, mahnte sie, stellte sich wieder einmal auf die Zehenspitzen und blitzte ihn herausfordernd an.
Nie zuvor hatte ihm jemand getrotzt, und er fand Lady Emilys Verhalten ...
Irgendwie amüsant, dachte er, und seine Wut flaute etwas ab. Viel amüsanter, als er es jemals vermutet hätte.
Sogar Simon schreckte vor seinem Missfallen zurück. Emily ließ sich kein bisschen einschüchtern. Wie ein Ritter, für die Schlacht gerüstet, hielt sie die Stellung.
»Und«, fuhr sie fort und betonte jede einzelne Silbe, »ich werde Euch begleiten. Von Euch lasse ich mir die Freude an meinem Abenteuer nicht verderben. Das will ich trotz Eurer Anwesenheit genießen.«
Mit emporgerecktem Kinn warf sie ihm einen letzten vernichtenden Blick zu. Dann kehrte sie ihm abrupt den Rücken, als wäre sie zutiefst in ihrer Würde gekränkt worden. Sie hob den Deckel einer Truhe hoch und wühlte darin, bis sie eine dunkelblaue Tunika, einen passenden Schleier, eine Haarbürste und einen Kamm fand.
Während sie die Kleidungsstücke in die Satteltaschen stopfte, erweckte sie den Eindruck, als würde ihr das große Mühe bereiten. Die beiden letzten Gegenstände hielt sie zwischen Daumen und Zeigefinger, starrte Draven an und verstaute sie in ihrem Gepäck.
Um beide Taschen zu verschließen, nahm sie sich sehr viel Zeit. Endlich drückte sie ihr Gepäck Draven in die Hände. »So, ich bin fertig. Jetzt habe ich nur noch eine einzige Frage.«
Die zu hören, konnte er kaum erwarten. »Und die wäre?«
»Darf mich meine Zofe begleiten? Oder muss sie auch Zurückbleiben?«
Obwohl ihn ihre Allüren immer noch belustigten, wagte er das nicht zu zeigen. Wenn sie darauf kam, dass er sich über ihr Verhalten amüsierte, und sie dadurch einen gewissen Einfluss bekäme, war nicht vorauszusehen, wozu sie sich noch erdreisten könnte. Und er durfte nicht riskieren, dass er wegen ihr in unkontrollierbare Wut ausbrach.
»Seid Ihr tatsächlich unvernünftig genug, um meine Geduld auf eine dermaßen harte Probe zu stellen, Lady?«
»Oh, ich bin sehr vernünftig. Aber ich lasse mich nicht herumkommandieren. Das werde ich weder Euch noch irgendeinem anderen Tyrannen gestatten.«
»Was?« Draven blinzelte verblüfft. »Ihr nennt mich einen Tyrannen?«
»Wie soll ich Euch denn sonst nennen? Ihr erwartet, dass die ganze Welt immerfort nach Eurer Pfeife tanzt. Falls Ihr es noch nicht bemerkt habt, Sir - es gibt auch noch andere Menschen auf der Welt. Oh, wie selbstsüchtig Ihr seid!«
Draven spürte, wie seine Kinnlade herunterklappte. »Das könnte ich genauso gut von Euch sagen.«
Statt entrüstet zu protestieren, bedachte sie ihn mit einem süßen, gewinnenden Lächeln. »Ich bin ziemlich verwöhnt. Das gebe ich freimütig zu. Mein Vater und meine Schwestern haben mich geradezu verhätschelt. Deshalb bitte ich Euch um Nachsicht, Sir. Nun? Darf meine Zofe mitkommen? Oder soll ich sie wieder ins Haus schicken?«
Gut gemacht, dacht e er und musterte sie nachdenklic h. Schon oft hatte er jemanden erzählen hören, diese oder jene Person würde mit ihrem Charme alle Leute um den Finger wickeln. Und jetzt erlebte er das zum ersten Mal. Kein Wunder, dass Hugh Illingworth seine jüngste Tochter verwöhnt hatte ... Wie konnte man ungerührt bleiben, wenn sie mit dieser reizenden Unschuldsmiene ihre Fehler eingestand und um Verzeihung bat?
»Nehmt die Zofe mit.«
»Danke.«
Mit hoch erhobenem Kopf ging sie an ihm vorbei zu ihrem Pferd.
Simon wollte ihr nacheilen, um ihr in den Sattel zu helfen, doch Draven zerrte ihn zurück. »Wenn ich es sein muss, den sie so hemmungslos beleidigt, will ich sie auch selber auf ihren Hintern setzen«, murmelte er.
Sein Bruder wusste ganz
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