In den Armen des Highlanders
zu zittern. Seine kraftvollen Finger glitten durch glänzende rabenschwarze Strähnen, und der Anblick seiner sehnigen Arme weckte die sonderbarsten Empfindungen in Emily.
»Auf diesem Bauch könnte ich meine Wäsche schrubben«, wisperte Alys. Lächelnd stieß sie ihre Herrin an. »Wisst Ihr, was eine Frau noch viel lieber an einem männlichen Bauch reibt?«
Ehe Emily antworten konnte, hörte sie ein Rascheln hinter ihrem Rücken und hielt die Luft an. »Oh, ich glaube, wir werden erwischt«, flüsterte sie und wies mit ihrem Kopf in die Richtung des Geräuschs.
Die Zofe drehte sich um, und im selben Moment stürmte ein wilder Eber aus dem Unterholz.
Erst konnte sich Emily nicht rühren.
Dann fing Alys ohrenbetäubend zu kreischen an.
Von den schrillen Schreien irritiert, wandte sich Draven zum Ufer und sah zwei Frauen in den Teich springen. Ehe er Zeit fand, sich zu wappnen, stürzten sie sich auf ihn und warfen ihn um.
Prustend tauchte er aus dem Wasser auf, direkt vor Emily und ihrer Zofe, die ihn anschrien und mit hektischen Gesten zum Gebüsch deuteten.
»Ein Eber, ein Eber, ein Eber!«, quietschten sie in einem fort.
»Still!«, befahl er leise. »Und um Himmels willen, bewegt euch nicht, wenn euch euer Leben lieb ist.«
Zu seiner Überraschung gehorchten sie sofort. Vorsichtig watete er zwei Schritte auf das Ufer zu und postierte sich zwischen den Frauen und dem Keiler.
Sein Schwert lag nutzlos auf einem Felsblock, nicht weit von dem schnaubenden Wildschwein entfernt, das mit den Vorderhufen im Gras scharrte und wütend zu den drei Menschen herüberstarrte.
»Sicher wird er uns angreifen«, jammerte Emily mit unnatürlich hoher Stimme.
»Nicht, wenn Ihr Euch ruhig verhaltet«, erwiderte Draven.
»Aye, ich rühre mich nicht, bis der Erzengel Gabriel in seine goldene Trompete bläst«, beteuerte sie fast un hörbar.
»Was werden wir tun, Mylord?«, fragte die Zofe.
Er persönlich wollte in seine Kleider schlüpfen, vor al-lern, weil Emily seinen Arm so fest umklammert hielt, dass seine Hand aufgrund der mangelnden Blutzufuhr bereits prickelte. Doch er wagte nicht, sie abzuschütteln, denn eine so heftige Bewegung könnte das Wildschwein reizen. Oder - noch schlimmer - die Lady würde womöglich in Panik geraten, aus dem Teich springen und in den Wald flüchten.
»Können wir ihm nicht einfach davonlaufen?«, fragte sie.
Ohne das Tier aus den Augen zu lassen, entgegnete er: »Dem Eber ebenso wenig wie Euch und Eurer Zofe.«
»Jetzt entdeckt Ihr Euren Humor?« Emily war fassungslos.
»Das war kein Scherz.« Langsam und unauffällig entwand er seinen Arm ihrem Griff. »Nur die Feststellung einer Tatsache.«
Ganz vorsichtig machte er sich daran, in kleinen Schritten zu seinem Schwert hinüberzuwaten.
Der Keiler schnaubte, schüttelte den Kopf, und Dra-ven schien zu versteinern.
Bevor er sich wieder bewegte, wartete er eine Weile.
Von kalter Angst erfüllt, beobachtete Emily, wie er sich dem wilden Tier näherte. Wie konnte er bloß so ruhig bleiben, während ihr Herz immer heftiger gegen die Rippen hämmerte? Halb fürchtete sie schon, es würde demnächst aus der Brust springen.
»Lady Emily?«, rief Simon zwischen den Bäumen.
Erschrocken hielt sie den Atem an.
Der Eber wandte sich in die Richtung der Stimme.
»Hol deine Armbrust, Simon!«, schrie Draven.
Da drehte sich das Wildschwein wieder um und trottete ans Ufer. Reglos verharrte der Earl und starrte in die kleinen Augen.
Mit zugeschnürter Kehle spähte Emily zu Draven hinüber.
»Eine Armbrust? Warum?« Simon trat aus den Schatten des Waldes.
Da grunzte der Eber, stampfte mit den Vorderhufen und ging auf ihn los.
Fluchend schwang sich Simon auf einen tief hängenden Ast. Draven stürmte zu seinem Schwert und packte es, während sein Bruder auf den Baum kletterte, um aus der Reichweite der scharfen Hauzähne zu gelangen.
»Lenk ihn ab!«, befahl Draven.
»Oh - aye ...«, keuchte Simon und zog die Beine an. »Ich soll ihn ablenken, sagt er. Würdest du das verdammte Biest bitte endlich erstechen?«
Während Draven lautlos auf das Wildschwein zuging, wandte es sich zu ihm. Sofort hielt er inne.
Die Zeit schien stillzustehen, während Emily die Attacke des gefährlichen Tiers auf Dravens nackten Körper jeden Augenblick erwartete. Obwohl er sein Schwert zog, fürchtete sie, nicht einmal der unbesiegbare Earl of Ravenswood wäre diesem Ungetüm gewachsen. Schlimmer noch, sobald es angriff, würde es nicht mehr von Draven
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