In den Armen des Highlanders
seine Lippen und brachte ihn zum Schweigen. »Lord Draven, ich möchte Euch um etwas bitten. Ich habe Euch oft genug geärgert. Dafür entschuldige ich mich. Aber wenn ich einen Entschluss gefasst habe, so lasse ich mich nicht so leicht davon abbringen.« Um Mut zu fassen, holte sie tief Luft, und ihre Hand glitt von seinem Mund zu seiner Brust. »Gebt mir eine aufrichtige Antwort. Findet Ihr mich überhaupt hübsch oder wenigstens sympathisch?«
Dies war der Augenblick, wo er sie mit einem einzigen Wort in die Flucht schlagen könnte - die ersehnte Gelegenheit. Doch als er in die ausdrucksvollen grünen Augen schaute und die Angst vor einer Zurückweisung darin erkannte, vermochte er die Lüge nicht auszusprechen.
Vergeblich suchte er nach Worten. Und schließlich antwortete er auf die einzige Weise, die ihm einfiel - mit seinem Körper. Er zog sie an sich und küsste sie. Die Arme um seinen Hals geschlungen, schmiegte sie sich an ihn, begierig erforschte er den Nektar ihres Mundes. Bei allen Heiligen im Himmel, Emily war sein Ambrosia und seine Achillesferse zugleich. Zufrieden mit der stummen Antwort seufzte sie, während ihre Finger durch sein dichtes Haar strichen.
Damit schwanden ihre letzten Zweifel. Er wollte sie. Er hätte einfach Weggehen oder ihre Gefühle verletzen können, doch das hatte er nicht getan. Ob er es zugeben wollte oder nicht, er war ein wunderbarer Mann. Und sie begehrte ihn.
Fluchend riss er sich los. »Das geht so nicht!«, stieß er hervor und machte einen Schritt zurück.
»Bitte, Draven ...«
»Lasst mich in Ruhe!«, schrie er sie an. »Ich will Euch nicht in meiner Nähe haben. Begreift Ihr’s nicht? Ich habe einen Eid geschworen und muss ihn halten.«
»Dann heiratet mich.« Diese freimütig geäußerte Aufforderung schockierte Emily selbst mindestens genauso wie ihn.
»Unmöglich.«
»Warum?« Nachdem sie sich so weit vorgewagt hatte, ließ sie alle Vorsicht außer Acht und fügte in forderndem Ton hinzu: »Das tun die Leute jeden Tag.«
»Es gibt viele Dinge, die andere Leute täglich tun und die mir widerstreben. Jetzt geht und führt mich nicht mehr in Versuchung!«
Gewarnt von einer inneren Stimme, beschloss sie, ihn nicht noch länger zu bedrängen. »Wie Ihr wünscht, Lord Draven, ich werde Euc h nicht mehr belästigen. Zumin dest vorerst nicht. Aber ich ersuche Euch, gründlich über mein Anliegen nachzudenken.«
Sie schlenderte davon, blieb dann stehen und wandte sich ihm noch einmal zu.
»Übrigens ...« Sie wartete, bis er sie anschaute. »Bald werde ich Euch zum Lachen bringen.«
Ein sonderbarer Schatten verdüsterte sein Gesicht, als spielte sich vor seinem geistigen Auge ein Albtraum ab. »In mir gibt es kein Gelächter«, flüsterte er. »Es ist schon vor langer Zeit gestorben.«
»Seid nicht albern! Jeder Mensch kann lachen.«
»Ich nicht«, entgegnete er und drehte sich zu seinem Pferd um.
Während sie ihn beobachtete, überschlugen sich ihre Gedanken. Unwissentlich hatte er ihr soeben den Fehdehandschuh hingeworfen, den sie aufheben würde.
Und ob ich Euch zum Lachen bringen werde, Mylord, sagte sie zu sich selbst. Und wenn es so weit ist, weiß ich, dass Ihr mir gehört.
Einige Stunden später, bei Einbruch der Dunkelheit, hielten sie an einem klaren, plätschernden Bach, und die Männer errichteten die Zelte.
Emily und Alys eilten am Ufer entlang in den Wald, zu einem Teich, den der Bach speiste. Abgeschirmt durch ein Gebüsch, erfrischten sie sich mit dem angenehm kühlen Wasser.
Ins Lager zurückgekehrt, schaute Emily Draven zu, wie er einen schweren Holzhammer schwang und Zeltpflöcke in die Erde rammte.
Straff spannte sich die weiße Leinentunika über seinen Muskeln, als er sein Werkzeug emporhob und hinabsausen ließ.
Bei diesem Anblick spürte sie das Blut schneller durch ihre Adern strömen. Niemals zuvor hatte sie einen so wohlgestalteten, starken Mann gesehen, und sie fand es atemberaubend, seine kraftvollen, harmonischen Bewegungen zu bewundern.
Nachdem er die Arbeit beendet hatte, glänzte Schweiß auf seiner Stirn. Er sprach mit einem seiner Ritter, bevor er seine Satteltaschen über eine Schulter hängte und zum Bach ging.
Oh, er will baden, dachte Emily. Jetzt müsste ich nur ...
Nein, das darfst du nicht, mahnte die Stimme der Vernunft.
Warum nicht? Wenn sie hinter ihm herschlich, würde es niemand erfahren.
»Geht nur, Mylady.«
Verwirrt zuckte sie zusammen, als Alys’ Stimme dicht neben ihrem Ohr ertönte. »Wie
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