In den Armen des Highlanders
13
Auf dem restlichen Weg nach Ravenswood ritt Emily mit Simon. Obwohl sie wiederholt versuchte, Dra ven in ein Gespräch zu verwickeln, ging er nicht darauf ein. Bestenfalls gab er ihr einsilbige Antworten.
Der Mann war ein unüberwindlicher Berg aus beharrlichem Schweigen! Aber was er nicht wusste, sie würde Mittel und Wege finden, ihn zu besteigen, sowohl buchstäblich als auch im übertragenen Sinne.
Nachdem ihre moralische Entrüstung über das erotische Buch verebbt war, sah sie die Position dreiundsiebzig mit ganz neuen Augen und wachsendem Interesse.
Wie mochte es sein, von einem so finsteren, bedrohlichen Mann auf diese Weise bezwungen zu werden? Was würde sie empfinden, wenn ein so starker, gebieterischer Liebhaber sie beanspruchte wie kein Mann je zuvor, wenn sie von ihm verlangte, was er bisher noch keiner Frau geschenkt hatte?
Die Aussicht auf ein so beglückendes wechselseitiges Geben und Nehmen erschien ihr sehr verheißungsvoll.
Trotzdem konnte sie sich nicht vorstellen, ihn in sich zu spüren, obwohl Alys ihr versichert hatte, die Position dreiundsiebzig sei für Mann und Frau gleichermaßen reizvoll.
Emily starrte auf Dravens breiten Rücken. In ihrer Fantasie sah sie wieder die vibrierenden Muskeln seines nackten Körpers, den sie bei seinem Bad im Teich bewundert hatte. Aye, sie würde diese sonnengebräunte Haut entblößen, mit Händen und Lippen erforschen. Er würde ihr gehören.
Wenn sie ihn vor den Altar locken konnte ...
Ihre Gedanken schweiften in eine andere Richtung. Wie sollte sie Draven zum Lachen bringen? Mit ihren Witzen hatte sie keinen Erfolg erzielt.
Irgendeine Möglichkeit musste ihr doch einfallen. Was könnte ihn amüsieren?
Würde sie bald auf eine originelle Idee kommen?
Im rötlichen Licht der sinkenden Sonne trafen sie auf Ravenswood ein. Erschöpft und sogar ein wenig entmutigt ließ sie sich von Simon aus dem Sattel heben.
Ohne auf die beiden zu warten, stieg Draven die Eingangsstufen des Hauptturms hinauf. In der Tür blieb er abrupt sehen, und Emily beobachtete, wie er sich versteifte.
Neugierig folgte sie ihm, stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte über seine Schulter, und ihre Lebensgeister erwachten sofort wieder.
»Oh!«, hauchte sie beim Anblick der völlig verwandelten Halle. »Offenbar war Denys während unserer Abwesenheit nicht untätig.«
In den Ecken stapelten sich neu gezimmerte Tische. Der Geruch frischer Farbe, die den ehemals so tristen Mauern hellen Glanz verlieh, stieg in Emilys Nase. Schöne Wandteppiche waren aufgehängt worden. Und die geöffneten Fensterläden enthüllten bunte Glasscheiben. Am Boden lagen saubere Binsen, deren angenehmer würziger Duft die Luft erfüllte.
»Bin ich in der richtigen Festung?«, murmelte Draven und Emily musste lachen.
»Das will ich doch annehmen.«
»Denys!«, schrie er und betrat die Halle.
Ein paar Sekunden später rannte der Verwalter durch eine Seitentür herein. »Willkommen daheim, Mylord!«, begrüßte er seinen Herrn. Sichtlich nervös rieb er sich die Hände, und Emily sah sein angstvolles Gesicht. »Seid Ihr zufrieden?«
Draven wandte sich zu ihr. »Lady?«
»Einfach wundervoll!«, jubelte sie, und der Verwalter lächelte erleichtert.
»Ist von Eurem Budget noch was übrig, Denys?«, fragte der Earl.
»Aye, Mylord, sogar eine ganze Menge.«
»Dann behaltet den Rest.«
Denys blinzelte erschrocken. »Seid Ihr Euch sicher, Mylord?«
»Ihr habt es verdient. Nehmt Euch eine Woche frei und ruht Euch aus.«
»Oh, vielen Dank, Mylord.« Mit einer tiefen Verbeugung entfernte sich der Verwalter.
Als Draven zur Treppe hinüberging, erklang eine strenge Stimme. »Nicht mit diesen schlammigen Stiefeln!«
Verblüfft über diesen dreisten Ton, wandte sich Emily um und erblickte eine rundliche, etwa 45-jährige Frau, die aus dem Vorzimmer des Schlossher rn in die Halle kam. Durch ihr dunkelbraunes Haar zogen sich graue Strähnen. Doch ihre kerzengerade Haltung legte die Vermutung nahe, dass sie nicht einmal dann vor einem ganzen Heer zurückweichen würde, wenn ein klarer Verstand ihre einzige Waffe wäre.
»Macht bloß nicht meinen Boden schmutzig!«, mahnte sie mit noch schärferer Stimme als zuvor. »Es mag Eure Halle sein, Mylord, aber das gibt Euch noch lange nicht das Recht, das Ergebnis unserer mühsamen Arbeit mit Füßen zu treten. Zieht die Stiefel aus!«
Sogar dem Teufel persönlich hätte Dravens Miene Angst eingejagt. Doch die Frau postierte sich direkt vor ihm
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