In den Armen des Highlanders
und hielt seinem Blick herausfordernd stand.
»Mit wem habe ich die Ehre?«, fragte er in barschem Ton.
»Ich bin Beatrix, Mylord. Vor einer Weile hat Euer Verwalter Denys mich eingestellt, damit ich Euch den Haushalt führe. Und das werde ich auf meine Weise tun.«
Verwirrt runzelte er die Stirn. »Beatrix?«
»Aye, die Zofe Eurer Mutter. Oft genug habe ich Euch den Hintern versohlt, als Ihr noch ein Dreikäsehoch wart. Und das kann ich jetzt auch noch machen.«
Entgeistert schnappte Emily nach Luft. Kannte die Unverschämtheit dieser Frau denn gar keine Grenzen?
Doch Draven zuckte nicht mit der Wimper. »Man hat mir erzählt, du seist gestorben, Beatrix.«
Da erschien ein milder Glanz in den dunklen Augen der neuen Haushälterin, und Emily spürte, wie sehr sich die Frau danach sehnte, den Earl in die Arme zu nehmen. »Wenn das stimmt, ist mein Geist zurückgekehrt, um Euch heimzusuchen. Und jetzt runter mit den Stiefeln!«
Zu Emilys maßlosem Staunen gehorchte er.
»So ist’s recht, Mylord. Oben wartet Euer Gemach auf Euch. Denys und ich haben die Sachen der Lady ins Gästezimmer gebracht.«
»Oh, Ihr habt ein Gästezimmer, Sir?«, fragte Emily.
»Jetzt hat Seine Lordschaft eins«, betonte Beatrix und lächelte freundlich.
»Besten Dank für dein e Dienste, Beatrix«, sagte Dra ven überraschend sanft und stieg die Stufen hinauf.
Fasziniert von diesem Anblick starrte Emily ihm nach. Wer hätte jemals gedacht, der meistgefürchtete Mann Englands würde in Strümpfen eine Treppe hinaufsteigen, um seine Haushälterin zu erfreuen?
Aye, Draven de Montague besaß in der Tat ein gutes Herz.
Zufrieden eilte sie zu den Stufen. Doch Beatrix’ vernehmliches Räuspern hielt sie zurück.
»Für Euch gilt das auch, Mylady.«
Emily biss zerknirscht auf ihre Lippen. Dann schlüpfte sie aus den Schuhen.
Anerkennend nickte die Haushälterin. »Ich schicke Euch eine Mahlzeit in Euer Zimmer, Mylady. Sicher wollt Ihr Euch jetzt ein wenig ausruhen. Wenn Ihr mir folgen wollt, ich führe Euch in Euer neues Domizil.«
Emily bedankte sich und stieg hinter ihr die Treppe hinauf.
Als sie an Dravens Gemach vorbeikamen, blieb sie kurz stehen. Durch die geschlossene Tür drang kein einziger Laut.
Wehmütig berührte sie das harte Holz, das sie von ihm trennte.
Was mochte er wohl denken? Heute war er ganz besonders verschlossen gewesen.
»Eines Tages werden wir einander gehören«, gelobte sie sich im Flüsterton.
Sie ließ ihre Hand sinken und beeilte sich, um Beatrix einzuholen. Am Ende des Flurs stieß die Haushälterin eine Tür auf und bedeutete Ihrer Ladyschaft, einzutreten.
Ungläubig schaute sich Emily in dem gemütlichen Raum um.
Auf dem neuen Bett lagen saubere Laken und Pelz-decken. Gobelins schmückten die Wände, ein dicker Webteppich bedeckte den steinernen Boden.
Während sie ihren Umhang ablegte, begann Beatrix Feuer im Kamin zu machen. »Wenn Ihr irgendetwas braucht, Mylady, gebt mir bitte Bescheid.«
Eine Zeit lang schaute Emily ihr schweigend zu. »Beatrix?«
Die Haushälterin hielt inne und schaute über ihre Schulter.
»Aye, Mylady?«
»Habt Ihr irgendeine Ahnung, wie man Lord Draven zum Lächeln bringen könnte?«
Tiefe Trauer überschattete Beatrix’ Gesicht. »Das könnte keiner Macht auf Erden gelingen.«
»Aber irgendwie ...«
»Nein, Mylady. Seid versichert - es gibt nichts, das jemals ein Lächeln auf die Lippen Seiner Lordschaft zaubern könnte. Nicht, nach allem ...«
Emily wartete. Doch Beatrix wandte sich wieder zum Kamin und legte noch einige Holzscheite in die Flammen.
»Wonach, Beatrix?«
»Eigentlich kommt es mir nicht zu, darüber zu sprechen«, erwiderte die Frau, stand auf und wischte sich die Hände an ihrem Rock ab. »Aber an Eurer Stelle, Mylady, würde ich Seiner Lordschaft aus dem Weg gehen.«
»Warum denn?«
»Weil noch jede Lady, die jemals unter dem Dach von Ravenswood gelebt hat, ermordet wurde.«
Über Emilys Rücken rieselte ein kalter Schauer. »Ermordet?«, wisperte sie entsetzt. »Von wem?«
»Von ihrem Gemahl.«
Eisiges Grauen krampfte Emilys Herz zusammen. »Auch Lord Dravens Mutter?«
»Aye, ihr Blut klebte an den Händen seines Vaters.«
Rings um Emily schien sich das Zimmer zu drehen. Etwas so Schreckliches konnte sie sich gar nicht vorstellen. »Und wo war Lord Draven, als es geschah?«
»Er lag bewusstlos am Boden, nachdem er versucht hatte, sie zu beschützen.«
Zutiefst erschüttert bekreuzigte sich Emily. Heiliger Himmel, kein Wunder,
Weitere Kostenlose Bücher