In den Armen des Highlanders
Herz höher.
Helles Freudengeschrei hieß Emily willkommen, und die Leute, die sie ihr Leben lang gekannt hatte, eilten herbei - Graham, der Bäcker, Evelyn, die Frau eines Pächters, Timothy, der Waffenmeister ...
Als sie die steinernen Stufen des Hauptturms erreichte, flog die Tür auf.
»Em!«, schrie ihr Vater und stürmte wie ein übermütiger Junge die Treppe herunter.
Freudestrahlend stieg sie ab und warf sich in seine Arme.
Er presste sie so fest an sich, dass sie schon fürchtete, er würde ihr die Rippen brechen. »Oh, meine geliebte Em!«, flüsterte er in ihr Ohr. »Warum bist du hier?«
»Um Joannes Hochzeit zu feiern. Lord Draven hat mich hergebracht.«
Sobald sie diesen Namen erwähnte, versteifte sich Hugh Illingworth. Er ließ sie los und schaute sich um, bis er Ravenswood auf seinem weißen Schlachtross entdeckte.
In seinen Augen glühte bitterer Hass. »Hat er dich an-gerührt, Em?«
Entschieden schüttelte sie den Kopf, obwohl sie spürte, wie das Blut ihre Wangen rötete. Was sich an jenem Abend auf Orricks Zinnen ereignet hatte, war einzig und allein ihre Schuld gewesen. Dafür sollte Draven nicht büßen. »Glaub mir, Vater, er ist ein guter Mann.«
»O nein, ein Teufel!« Verächtlich kräuselte Hugh die Lippen.
»Sind wir schon wieder bei diesem Thema?«, fragte Draven sarkastisch und zügelte sein Pferd. »Eigentlich dachte ich, Ihr hättet inzwischen eine andere Beleidigung für mich gefunden.«
»Bastard!«
Gelangweilt wandte sich Draven zu Simon. »Mein Bruder, ich glaube, du so lltest dem Earl of Warwick bei bringen, wie man seine Feinde wirkungsvoll beschimpft. Nach meiner Ansicht sind seine Versuche bestenfalls lächerlich.«
Hugh trat einen Schritt vor. Aber Emily hielt ihn zurück. »Bitte, Vater!«
Unschlüssig schaute er sie an, dann nickte er.
»Kommt mit mir, Sir«, ersuchte sie Draven, »ich werde Euch und Euren Bruder in ein Gästezimmer führen.«
»Nicht nötig, wir kampieren draußen.«
»Nein!«, fiel sie ihm hastig ins Wort. »Ihr seid wegen einer Hochzeit hierher geritten. Und ich verlange, dass Ihr daran teilnehmt.«
»Das verlangt Ihr?«, fragte er ungläubig.
»Aye«, bestätigte sie und reckte das Kinn empor. »Sitzt mit Euren Rittern ab und übergebt die Pferde unseren Stallburschen.«
Draven wechselte einen skeptischen Blick mit Simon. »Was meinst du? Hat die Lady jetzt, wo sie wieder daheim ist, den letzten Rest ihres Verstands verloren?«
Gelassen zuckte Simon die Achseln. »Was immer du entscheidest, ich werde es tun. Drinnen oder draußen. Für mich macht das keinen Unterschied.«
Nun richtete Draven seinen Blick wieder auf Hugh Illingworth. »Schwört Ihr mir, dass keinem meiner Männer ein Schaden zugefügt wird, Warwick?«
»Würdet Ihr mein Wort akzeptieren?«
»Meinen Kriegern zuliebe.«
»Dann sollt Ihr in s icherer Obhut schlafen, Ravens wood. In meinen Mauern wird Euch kein Leid geschehen.«
Draven nickte und bedeutete seinen Männern abzusteigen.
Erleichtert seufzte Emily auf. Vielleicht würde es ihr sogar gelingen, Frieden zwischen den Earls zu stiften.
Dennoch beobachtete sie, wie Draven zum Griff seines Schwerts fasste, während er sich den Stufen näherte, dicht gefolgt von Simon. Ebenso wenig entging ihr die steife Haltung ihres Vaters.
Vermutlich erwartete sie zu viel, wenn sie auf Frieden hoffte. Wenigstens würde sie ihr Bestes tun, um ein Blutvergießen zu verhindern.
Am Arm ihres Vaters ging sie in den Hauptturm voraus.
Zahllose Hochzeitsgäste drängten sich in der Halle, flanierten auf und ab, naschten von den großen, mit köstlichen Speisen gefüllten Platten oder standen in Gruppen beisammen und unterhielten sich. In einer Ecke spielten Musiker heitere Melodien. Noch nie hatte Emily in der Festung ihres Vaters solche Menschenmassen gesehen. Vergeblich sah sie sich in dem Getümmel nach ihren Schwestern um.
Als sie Dravens gerunzelte Stirn sah, blieb sie stehen. Normalerweise hasste der Earl of Warwick solchen Trubel genauso wie der Earl of Ravenswood.
»Warum so viele Leute, Vater?«
Uber sein Gesicht glitt ein Schatten. »Das hat sich Niles gewünscht. Was für ein grauenhafter Tumult! Den ertrage ich nur Joanne zuliebe. Ich will das Mädchen glücklich sehen. Also habe ich beschlossen, meinem künftigen Schwiegersohn einen Gefallen zu erweisen.«
In diesem Moment rief jemand, den Emily nicht kannte, den Namen ihres Vaters. Neben dem Fremden stand Niles, die Lippen zu seinem üblichen bösartigen
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