In den Armen des Highlanders
Wutausbrüchen. Und ich bin einfach zu stark.«
Eindringlich schaute Draven seinem Bruder in die Augen.
»Kannst du mir aus ganzem Herzen versichern, dass ich der Lady niemals etwas zu Leide tun könnte? Wie oft bist du schon aus meiner Nähe geflohen, wenn mein Temperament mit mir durchging?«
Simon senkte seinen Blick. Und diese Antwort genügte Draven.
Sogar Simon schloss die Möglichkeit, Emily könnte in tödlicher Gefahr schweben, nicht aus. Sein eigener Bruder fürchtete ihn.
Als er sich ein letztes Mal in Richtung der schönen Lady wandte, überkam ihn eine brennende Sehnsucht, die alle seine bisherigen leidenschaftlichen Gefühle übertraf.
Doch er würde ihr Leben nicht aufs Spiel setzen. Niemals.
Kapitel 14
A m späteren Abend saß Emily mit ihren Schwestern in Joannes Zimmer. Alle anderen hatten sich längst zurückgezogen. Nur die drei Frauen waren noch auf und flüsterten miteinander, wie in den Zeiten, als sie kleine Mädchen gewesen waren. Damals hatten sie sich sehr oft unterhalten, bis die Sonne aufgegangen war. Oder ihr Vater hatte das Geplauder gehört und sie ermahnt, end-lieh ins Bett zu gehen.
Judith hatte ihre Nonnentracht abgelegt, und ihr kurzes braunes Haar bildete einen ebenso deutlichen Kontrast zu Emilys und Joannes langen blonden Locken wie ihr Klosterleben zum weltlichen Dasein der Schwestern. Wenigstens für diese Nacht waren sie wieder vereint.
Während Judith und Emily auf dem Bett saßen, hatte Joanne ihren gewohnten Platz im Lehnstuhl am Fenster eingenommen. »Habt ihr das Entsetzen in Niles’ Gesicht gesehen, als Lord Draven ihn niedergeschlagen hat?«, fragte sie voller Schadenfreude.
Verwirrt wechselten ihre Schwestern einen kurzen Blick. Nie zuvor hatte Joanne solche Gewaltakte gutgeheißen.
Wieso frohlockte sie plötzlich, nachdem ihr Bräutigam vor allen Hochzeitsgästen gedemütigt worden war?
Doch jetzt nahm ihre Miene ernstere Züge an, und sie neigte sich besorgt zu Emily vor. »Aber dich hat der Earl of Ravenswood nie geschlagen, oder?«
»Niemals«, versicherte Emily hastig. »Normalerweise ist er so kontrolliert, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, was in ihn gefahren ist, dass er Niles so gnadenlos geschlagen hat!«
Joanne starrte durch das Fenster in die Nacht hinaus, als dächte sie über Emilys Worte nach.
Einige Minuten lang herrschte tiefe Stille. Beklommen musterten Judith und Emily die gerunzelte Stirn ihrer Schwester.
Da stimmte irgendetwas nicht. Bereits am früheren Abend hatte Judith Emily beiseite genommen, um ihr zu erklären, Joannes merkwürdiges Benehmen sei ihr aufgefallen.
»Erzähl mir von deinen Plänen mit Lord Draven, Em«, brach Joanne das Schweigen. »Wie kommst du voran?«
Unbehaglich senkte Emily den Kopf. Sie liebte Judith. Doch es widerstrebte ihr, vor der frommen Frau ihre Absicht zu erörtern, einen Mann zu verführen, mit dem sie nicht verheiratet war.
Die Nonne streichelte Emilys Hand. »Richte nicht, sonst wirst du gerichtet. Fürchte meine Missbilligung nicht, kleine Schwester. Heute Nacht bin ich dein Fleisch und Blut, deine Vertraute. Und morgen kannst du deine Sünden Vater Richard beichten, falls du willst.«
Erleichtert und dankbar lächelte Emily ihr zu. Allzu viel Zeit war nicht verstrichen, seit auch Judith kichernd über eventuelle Heiratsaussichten geredet hatte.
»Da gibt es leider nur wenig zu berichten«, seufzte Emily. »Lord Draven ist so starrsinnig und scheint fest entschlossen, ledig zu bleiben.«
»Dann solltest du dich vielleicht anders besinnen und deine Heiratsabsichten aufgeben«, meinte Joanne mit belegter Stimme.
Emily wandte sich ihr bestürzt zu. Nein, das war nicht die Schwester, die sie kannte.
»Wie verhält sich Lord Draven, wenn du allein mit ihm bist?«, fragte Judith.
»Rücksichtsvoll und freundlich. Aber ich bin nur selten mit ihm allein. Darin liegt ja das Problem. Und wenn andere Leute dabei sind, kommt er bestenfalls bis auf drei Schritte an mich heran. Joanne, wie hast du’s geschafft, Niles in ein Zimmer zu locken, wo ihr ungestört wart?«
»Das habe ich ja gar nicht«, gestand Joanne verlegen. »Erinnerst du dich an den Abend, wo Vater nach Cromby geritten ist?«
Emily nickte.
»Damals kam Niles in unsere Festung und suchte ihn. Du lagst mit Kopfschmerzen im Bett, und er schüttete immer wieder Wein in meinen Kelch, während er auf Vaters Rückkehr wartete.«
Erschrocken schnappte Judith nach Luft. »Großer Gott, Joanne ...«
»Pst.« Tiefe Reue
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