In den Armen des Meeres
eigenen Händen getötet. Ein Mann muss die Frau, die er liebt, immer verteidigen und beschützen.«
Sie fragte sich, ob es das war, was Alexi getan hatte, und plötzlich wusste sie, dass es so gewesen war. Er hatte sie schon geliebt, als sie noch Kinder waren, sie waren nur zu jung gewesen, um das zu erkennen. »Alexi hat mich gerngehabt, und wenn er noch eine Gelegenheit bekommt, dann könnte er auch wieder so empfinden. Doch er ist fest entschlossen, mir zu widerstehen.«
Cliff lächelte. »Alexi ist ein sehr stolzer und dickköpfiger Mann. Du hast ihn verletzt, als du vor Jahren überlegt hast, Montgomery zu heiraten. Du hast ihn mit deinen verschiedenen Freundschaften immer wieder verletzt, Elysse. Ich bin nicht sicher, ob er sich leicht überreden lassen wird. Aber ich bin sicher, dass er dich immer geliebt hat.«
Sie fühlte, wie ihr Herz vor Aufregung schneller schlug. Ach, wenn sein Vater doch nur recht hatte! Sie biss sich auf die Unterlippe und zögerte. »Es war dumm von mir, mit Montgomery zu spielen, um Alexi eifersüchtig zu machen. Seit jener tragischen Nacht in Windhaven habe ich das gewusst. Ich habe sogar Alexi gesagt, wie leid es mir tut. Aber er ist so starrköpfig. Er will mir nicht verzeihen, und auch nicht sich selbst. Und was den Klatsch über meine Liaisons betrifft – es waren immer nur Freundschaften. Ich habe während der vergangenen Jahre eine schreckliche Scharade gespielt, um meinen Stolz zu bewahren und Demütigungen zu vermeiden. Und vielleicht auch, um mich an Alexi wegen seines Betrugs zu rächen.«
Endlich fragte Cliff: »Hast du meinem Sohn irgendetwas davon gesagt?«
»Er würde mir niemals glauben.«
»Er muss darüber Bescheid wissen. Ich glaube, deine angeblichen Affären während der letzten Jahre haben eurer Ehe mehr geschadet, als es Montgomerys Tod jemals gekonnt hätte.«
Sie schlang sich die Arme um die Taille. Hatte Cliff recht? Sie wusste, wie stolz Alexi war, und allmählich begann sie zu glauben, dass er auch schrecklich eifersüchtig sein konnte. »Aber er hatte seine eigenen Affären.«
»Er ist ein Mann, und da gelten andere Regeln.« Cliff sprach unmissverständlich.
Elysse wusste, dass er recht hatte. Männer konnten sich jedes skandalöse Betragen leisten, aber eine Lady durfte das nicht. Sie ging zu einem der großen Fenster und blickte hinaus auf die geschäftige Straße, die voll war mit Kutschen, Karren und Wagen. Dahinter sah sie ein Schiff, das entladen wurde, Hunderte versiegelter Fässer wurden umgepackt, um zu einem Speicher gebracht zu werden. Cliff kam dazu und stellte sich hinter sie. »Das ist Palmöl aus Benin. Wir können der Nachfrage unserer Fabriken kaum gerecht werden.«
Sie drehte sich zu ihm um. Afrikanisches Öl interessierte sie nicht. Nur eines war sicher. »Ich muss die Vergangenheit für uns begraben, ein für alle Mal. Ich will diese Ehe retten, was auch immer es kosten wird. Ich liebe Alexi, wie sehr er sich auch dagegen wehrt.«
Cliff lächelte. »Nun, da du einen Entschluss gefasst hast«, sagte er leise, »ist sein Widerstand vielleicht nicht ganz so starr, wie er einst war.«
Elysse hoffte von ganzem Herzen, dass er recht hatte. »Cliff, ich kann nicht noch ein Jahr in London herumsitzen und darauf warten, dass er zurückkommt. Ich werde ihm nach China folgen. Aber um das tun zu können, brauche ich deine Hilfe.«
Das Lächeln ihres Schwiegervaters verschwand. »Elysse, du kannst unmöglich allein nach China reisen.«
»Warum nicht? Ich kann mir eine Koje auf dem nächsten Schiff mieten, das ausläuft. Wann geht der nächste Klipper nach China?«
»Das nächste Windsong-Schiff legt am fünfzehnten Juni ab, aber das ist kein Passagierschiff. Eine solche Reise ist unvorstellbar gefährlich. Du bist eine Lady. Du könntest von Mannschaftsmitgliedern angegriffen werden – oder, was noch schlimmer wäre, von Piraten. Was ist mit Stürmen und dem Monsun? Was ist mit der Malaria?«
Sie achtete nicht auf seine Einwände. Das nächste Windsong-Schiff lief also erst in sechs Wochen aus – sie konnte unmöglich so lange warten. »Wenn ich das Schiff nehme, dann ist Alexi vielleicht schon wieder nach Hause unterwegs, ehe ich in Kanton ankomme. Lass mich also ein Schiff mieten.« Noch während sie diesen Gedanken aussprach, erkannte sie, dass sie eine so große Geldsumme nicht aufbringen könnte. Es war ein absurder Gedanke, für eine einzige Frau ein Schiff ohne Fracht quer über den Erdball zu schicken.
»Dafür
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