In Den Armen Des Normannen
ihre Stute Zephyr sattelte. Sie ritten an den Obstgärten vorbei zu der Wiese, ein besorgter Stalljunge sah ihnen nach. Er wusste, dass er Lady Lillyth nicht allein mit dem jungen Lord ausreiten lassen durfte, aber was für eine Macht hatte ein Leibeigener schon über diejenigen, die im Rang über ihm standen.
Aedward nahm seinem Falken die Haube ab, und er stieg hoch, um eine Waldtaube zu verfolgen. Lillyth hob den Arm hoch, und ihr kleiner Falke flog auf eine sehr hohe Buche.
»Versuch sie anzulocken«, rief Aedward ihr zu, aber der Vogel flog hinüber, zu einem noch weiter entfernten Baum. »Sie ist noch nicht gut ausgebildet.« Er runzelte die Stirn. Sein eigener Falke kehrte gehorsam auf sein Handgelenk zurück, und er verstaute die Waldtaube in seiner Satteltasche.
Lillyth sah, wie ihr kleiner Vogel hinaufflog, dem Sonnenschein entgegen. »Es macht nichts, lass sie nur fliegen«, rief sie Aedward zu. »Wenn sie frei sein möchte, dann möchte ich sie nicht aufhalten. Ich wünschte bei Gott, ich könnte ihr folgen.«
Er lenkte sein Pferd neben das ihre. »Lillyth, mir gefällt das auch nicht. Wulfric und dein Vater sind unzertrennlich geworden. Sie teilen sich sogar das gleiche Zelt, zweifellos, damit sie Pläne deinetwegen machen können.«
Lillyth stieg von ihrem Pferd, und er folgte ihr, seinen Falken befestigte er am Sattel, sein Pferd band er nicht an, damit es im hohen Gras weiden konnte. Obwohl Lillyth wusste, dass sie Aedward ihr Haar nicht zeigen durfte, zog sie doch ihre Haube aus und lehnte sich dann gegen einen Baum.
Er hob eine Strähne ihres Haares hoch und presste sie an die Lippen. »Oh, Lillyth, ich denke Tag und Nacht nur an dich.«
Sie wandte sich zu ihm, Tränen traten in ihre strahlend grünen Augen, und er nahm sie in seine Arme und küsste sie auf den Mund. Sie erwiderte seinen Kuss, seine Arme schlössen sich um sie, und sein Kuss wurde fordernder. Sie war schon zuvor von Aedward geküsst worden, aber noch niemals so. Auch Wulfric hatte sie bei Festen schon geküsst, aber es war ihr immer gelungen, seine Annäherungsversuche abzuweisen.
»Oh, Aedward, könnte ich doch nur dich heiraten, dann würde ich mich nicht so sehr fürchten.«
»Mein Schatz, wie kann ich es nur ertragen? Euch beide jeden Tag zusammen zu sehen, wird mir das Herz zerreißen.« Seine Hand ging zu ihrer Brust. »Lillyth, schlaf mit mir, schlaf jetzt mit mir, bitte!«
Sie war tief erschrocken und entzog sich ihm sofort. Hoch gestellte angelsächsische Mädchen wurden keusch erzogen, und ihre Ehre wurde gut bewacht. »Das kann ich nicht. Aedward, du darfst so etwas nicht von mir fordern.«
»Aber wenn wir einander doch lieben - Lillyth, lass mich der Erste sein«, bat er.
»Aedward, nein, ich kann dir das nicht geben, was einem anderen versprochen ist.« Sie lief zu den Pferden hinüber, stieg schnell auf ihr Pferd und ritt nach Hause, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her.
Lady Alison entgingen Lillyths gerötete Wangen nicht. »Ich frage mich, was für einen Unfug die beiden jetzt schon wieder ausgeheckt haben«, überlegte sie und wandte sich dann an Lillyth. »Das Beste, um die Gedanken zu beschäftigen, ist Arbeit, und glaube mir, in den nächsten beiden Wochen wird es Hunderte von Dingen zu erledigen geben. Während du durch die Gegend geritten bist, habe ich den Webern gesagt, sie sollen die beiden Wandbehänge fertig machen, die in den Rahmen im Sonnenzimmer hängen. Du kannst sie in dein neues Haus mitnehmen, wenn du Wulfric geheiratet hast. Seine Mutter beneidet mich schon seit Jahren um meine Wandbehänge, ich kann dir sagen, sie hat nichts, was so fein ist. Komm mit nach oben, und sieh sie dir an.« Lillyth und Lady Alison gingen hinauf ins Sonnenzimmer, wo etwa ein Dutzend Frauen sie begrüßten, die alle plauderten und lachten.
»Ladys, Lady Lillyth und Lord Wulfric werden heiraten, sobald die Ernte eingebracht ist, diese Wandbehänge müssen unbedingt fertig werden, damit sie sie mit nach Oxstead nehmen kann. Lillyth, ich möchte, dass du zwei oder drei der Mädchen aussuchst, die dir bei deiner neuen Garderobe helfen können. Ich weiß, dass du viele hübsche Tuniken und Wamse besitzt, aber wenn du sie alle durchsiehst und einige davon den Ladys gibst, dann bekommst du neue. Neue Kleidung ist für eine Frau immer eine Freude. Lass dir von Rose die Bordüren mit Perlen besticken. Sie macht das so gut wie keine andere, und Edyth hat magische Finger, wenn sie mit goldenen und
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