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In Den Armen Des Normannen

In Den Armen Des Normannen

Titel: In Den Armen Des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
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legte sie einen Gürtel aus Goldfiligran um ihre Taille und zog ein frisches Oberkleid über. Dann ging sie hinunter in die Halle, in der sich nur eine Hand voll Frauen versammelt hatten. Alle Männer, die kampfbereit waren, waren zusammen mit Lord Athelstan auf Patrouille. Einige junge männliche Pagen servierten das Essen, und ein paar alte Männer waren zurückgelassen worden. Keiner der Leibeigenen war mit dem Lord geritten, denn sie waren zum Kampfe nicht ausgebildet. Doch sie aßen nicht in der großen Halle, sondern in ihren eigenen Unterkünften, an ihrem eigenen Herd.
    Edgar und May lebten schon seit vielen Jahren als Mann und Frau zusammen. Obwohl sie jedes Jahr ein Kind bekommen hatten, hatten nur eine Tochter und ein Sohn überlebt. Edwina war in dem Alter, in dem sie bald von einem der jungen Leibeigenen erwählt werden würde, und dann würde sie den Luxus einer eigenen Hütte haben. Der junge Edgarson, der erst zehn Sommer alt war, hatte noch lauter Unfug im Kopf, der von der überschüssigen Energie der Jugend rührte.
    Edgar hütete eine riesige Schafherde zusammen mit den anderen Schäfern, deshalb konnte May ihrer Familie heute ein köstliches Eintopfgericht aus Hammelfleisch servieren. Nicht jeden Tag konnten sie sich Fleisch leisten, aber als ein altes Mutterschaf gestorben war, hatten die Schäfer schnell das Fleisch unter sich aufgeteilt. Sie brauchten keinen Eid zu schwören, das Geheimnis zu bewahren. Alle wussten, dass die
    Strafe für Diebstahl der Tod war. Die Strafe für Mord war bei weitem nicht so schlimm.
    Edgarson gab seiner Schwester Edwina eine Birne, die er aus dem Obstgarten mitgenommen hatte, ihm lief der Saft seiner eigenen Birne schon über das Kinn.
    Edgar versetzte seinem Sohn zornig einen Schlag, der ihn quer durch die Hütte fliegen ließ. »Du sollst niemals stehlen! Wie oft muss ich dir das noch sagen?«
    Edgarson erhob sich wieder und griente. Edgar wandte sich zu May »Du bist viel zu sanft mit dem Jungen. Du schlägst ihn nicht oft genug.«
    May rang die Hände über den Wagemut ihres Sohnes. »Ich habe solch große Hoffnung in dich gesetzt. Ich wollte, dass du Stalljunge wirst und lernst, dich um die Pferde zu kümmern, aber den ganzen Tag Holz in dem vom Teufel befallenen Wald zu sammeln, hat dir jede Angst vor Mensch und Tier genommen!«, rief sie. Vorsichtig berührte sie das kleine Säckchen mit Salz, das sie zum Schutz gegen böse Geister an ihrer Hüfte trug.
    Edgar lief nervös auf und ab. Er sollte heute Nacht Wache halten, um die Schafe vor den räuberischen Wölfen zu schützen. Er tastete nach dem Wolfszahn, den er um den Hals trug. Er fürchtete sich nicht vor den Wölfen, sondern vor der Nacht, vor der Dunkelheit. Draußen waren seine Nächte manchmal voller Schrecken. Menschen fressende Monster lebten im Wald und auf den windumtosten Höhen. Alle Bauern trugen Amulette, um sich vor allerlei Wesen zu schützen, angefangen von Elfen bis hin zu schwärmenden Bienen. May und Edwina fürchteten sich nicht vor Bienen. Sie kümmerten sich um den Obstgarten, wo hundert Bienenkörbe standen, und sammelten den Honig, die einzige Möglichkeit, etwas zu versüßen. Daraus wurde auch Met gemacht, ein köstlicher süßer Wein, wenn er fermentiert war. Die einzige Gefahr, die ihr Beruf mit sich brachte, war ab und zu ein Bär, ein »Bienenwolf«, wie er genannt wurde, der versuchte, den Honig zu stehlen. Sie waren beide unempfindlich gegen Bienenstiche.
    Edgarson hob das Tuch vor der Tür der Fachwerkhütte und verschwand nach draußen. May bekreuzigte sich, dann machte sie auch noch ein heidnisches Zeichen. »Er fürchtet sich nicht einmal vor der Dunkelheit«, beklagte sie sich.
    Plötzlich kam der Junge zurück in die Hütte gelaufen. »Schnell, kommt und seht. Es ist Feuer am Himmel!«
    Zum zweiten Mal an diesem Tag ertönte draußen ein Schrei, und alle liefen hinaus, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie ein riesiger Komet hell über den Himmel raste. Die Männer bekreuzigten sich ängstlich. Das Stimmengewirr war groß, weil jeder Vermutungen anstellte, was das wohl zu bedeuten hatte, doch Lady Alison blickte zum Himmel und wusste, dass es ein Omen war.
     
    Lillyth lief schnell an den Ställen entlang, sie hob ihren Gerfalken von seiner Stange und nahm die Wurfriemen von der Wand. Durch die hohen Öffnungen in der Wand strahlte hell die Sonne, obwohl es noch früh war, später am Tag würde es ganz sicher heiß werden. Im Stall fand sie Aedward, der bereits

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