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In Den Armen Des Schicksals

In Den Armen Des Schicksals

Titel: In Den Armen Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
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anders ist.“
    „Aber Menschen bleiben Menschen, oder nicht? Die gleichen Hoffnungen, die gleichen Ängste.“ Sie hoffte, auch die gleichen Geschichten. Deshalb war sie heute in den Pub gekommen – um vielleicht Geschichten hören zu können. Sie nippte an dem Bitter, das Brian, der Barmann, ihr empfohlen hatte, und sah Andrew über den Rand des Glases an.
    „Manche Charakterzüge teilen wir sicherlich alle.“
    „Haben Sie schon immer hier gelebt?“
    „Aye, ich wurde hier geboren. Ich arbeite auf den Ölplattformen, aber wenn ich keinen Dienst habe, ist das hier mein Zuhause.“
    Natürlich war Andrew ein häufig vorkommender Name, aber Billie fragte sich, ob sie mit dem Andrew der berüchtigten Mitternachtsmänner sprach. Er musste ungefähr im gleichen Alter wie Iain sein, Ende zwanzig, vielleicht ein oder zwei Jahre älter. Flora hatte von einem Duncan und einem Andrew gesprochen. Jetzt wünschte Billie, sie hätte versucht, die Nachnamen herauszubekommen – nicht, dass sie bei Flora damit Erfolg gehabt hätte.
    „Mir ist heute die seltsamste aller Geschichten zu Ohren gekommen.“ Sie starrte in ihr Glas. „Haben Sie von den Mitternachtsmännern gehört?“ Sie sah wieder auf.
    „Aye.“
    „Sind Sie der Andrew, von dem mir erzählt wurde?“
    „Und wie kommen Sie darauf?“
    „Nun, Sie sind im gleichen Alter wie Iain, und Sie wurden in Druidheachd geboren.“
    „Dann haben Sie unseren Iain also schon getroffen?“
    „Ihren Iain?“
    „Wie haben Sie sich getroffen?“
    „Andrew, wieso kann eigentlich niemand in diesem Teil Schottlands eine Frage direkt beantworten?“
    „Wieso? Ist Ihnen das schon häufiger passiert?“
    „Sagen wir lieber, mir ist noch nie etwas anderes passiert.“
    Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, ohne die Augen von ihr zu wenden. „Also, wie haben Sie Iain jetzt getroffen?“
    „Ich bin sicher, Sie haben längst davon gehört. Oder etwa nicht?“
    Er grinste. „Ah, Sie sind also der Fisch, der sich meinem Ungeheuer als Futter angeboten hat.“
    „Ihr Ungeheuer?“
    „Aye, sie ist mein ganz eigener Liebling. Sie gehört meiner Familie schon seit Jahrhunderten.“
    „Sie halten sich ein eigenes Monster im See?“
    „Sagen Sie, Billie, sind Sie wirklich ins Wasser gesprungen, um Iains Hund zu retten?“
    „Das hat Iain Ihnen sicher schon erzählt. Denn Sie sind doch der Andrew, richtig?“
    Er lachte. „Iain hat mir gar nichts erzählt, aber das ganze Dorf weiß Bescheid darüber, wie das amerikanische Mädchen in einen See gehüpft ist, der kalt genug ist, um einer Hexe die Nase abzufrieren, und fast ertrunken wäre.“
    „Na, bestens! Dann wird mich von jetzt an ja jeder richtig ernst nehmen!“
    „Sollten wir das denn? Sind Sie ein ernster Mensch?“
    „Nur bei Dingen, die mir wichtig sind. Wie zum Beispiel, herauszufinden, ob Sie der Andrew sind, der zur gleichen Zeit wie Iain und der andere Junge, Duncan, geboren wurde.“
    Andrew stand auf. „Ich komme gleich zurück.“
    „Gestriegelt und gespornt und bereit zu reden, hoffe ich doch.“ Billie sah ihm nach. Andrew kam nicht weit, bevor erst ein Mensch und dann auch schon ein zweiter auf ihn zu trat, um sich mit ihm zu unterhalten. Billie wurde klar, dass es eine Weile dauern würde, bevor er wieder zu ihrem Tisch zurückkehrte, denn mit seinem lässigen Charme und den warmen grünbraunen Augen wollte jeder gern mit ihm reden.
    Billie nippte an ihrem Bitter und ließ den Blick wieder neugierig durch den Pub gleiten, so wie sie es getan hatte, bevor Andrew an ihren Tisch gekommen war. Das Hotel aus grauen Steinen musste Jahrhunderte alt sein und war massiv genug, um einem Erdbeben jenseits der Richter-Skala standzuhalten. Dieser Raum war genauso, wie man sich einen Pub vorstellte, dunkel, voll und angefüllt mit dem steten Summen von angeregten Gesprächen. Zigarettenrauch waberte an der Decke, was weniger angenehm war, und der Raum an sich erinnerte leicht an einen Kerker. Billie war schon immer ein wenig klaustrophobisch gewesen, doch nach diesem Morgen, an dem sie sich am Ertrinken versucht hatte, suchte sie unwillkürlich nach Fenstern und Ausgängen.
    „Darf ich mich zu Ihnen setzen?“
    Billie lenkte ihren Blick auf den Mann, der vor ihr stand. Er war älter als Andrew, um mindestens ein Dutzend Jahre, und der gerunzelten Stirn nach zu urteilen, würde er sich bestimmt als weit weniger angenehme Gesellschaft erweisen. „Nun, ich warte auf jemanden. Er kommt gleich zurück.“
    „Das ist

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