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In Den Armen Des Schicksals

In Den Armen Des Schicksals

Titel: In Den Armen Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht.“
    Billie verspürte die altbekannte Frustration des Gelehrten. „Dann hat das Ganze ja wenig gebracht, oder? Nun, zumindest hatte Iain Freunde. Oder hat sie immer noch, richtig? Ich habe die Einsamkeit in ihm gespürt, Flora. Er besitzt scheinbar alles, aber …“ Jetzt waren es ihre Worte, die verklangen. Flora und sie waren in dieser Hinsicht wie ein Team. Keiner von ihnen schien einen Gedanken laut zu Ende führen zu können.
    „Unser Iain hat sicherlich seinen Teil Pech abbekommen.“
    „So?“ Billie hielt einen Wimpernschlag lang inne, dann noch einen … „Wissen Sie von dem Fluch, den meine Familie über seine verhängt hat?“
    Floras Hand kam mitten in der Bewegung zum Stillstand. Die Tulpenzwiebel, die sie hielt, schien dazu verdammt, in der Luft zu wachsen. „Sie wissen von dem Fluch?“
    „Eben nicht, ich wünschte, ich würde es. Iain hat es ganz nebenbei erwähnt. ‚Hier ist ein Handtuch für Sie, hier ein Bademantel. Ach übrigens, vor einer Million Jahre hat Ihre Familie meine verflucht.‘“
    „Dann haben Sie ihm gesagt, dass Sie eine MacFarlane sind?“
    „Ich hätte ihm genauso gut sagen können, ich stamme vom Mars. Dass man sich hier nicht damit rühmen kann, eine MacFarlane zu sein, habe ich bereits herausgefunden. Aber ehrlich, Flora, so schlimm sind wir gar nicht. Ein bisschen stur und unkonventionell vielleicht. Meine Mutter mit ihrem Magister in Linguistik hat den Altwarenhändler aus der Gegend geheiratet. Vormittags restauriert sie alte Möbel, die Dad nach Hause schleppt, und am Nachmittag arbeitet sie weiter an ihrem Buch, dem ultimativen etymologischen Standardwerk über die Gemeinsamkeiten zwischen Ungarisch und Alt-Finnisch. Und sie spricht Gälisch, wenn sie uns Vorhaltungen macht. Was relativ häufig vorkommt. Wir sind eine recht widerspenstige Bande.“
    „Dann gibt es noch viele MacFarlanes von hier in Amerika?“
    „Nein, nicht wirklich. Mum war die einzige Tochter einer einzigen Tochter, und wohl so einige Verwandte haben in den beiden Weltkriegen ihr Leben gelassen, mal ganz abgesehen von denen, die schon lange vorher ihr Leben, am Ende eines Galgenstricks baumelnd, ausgehaucht haben. Ich glaube nicht, dass es noch viele von uns gibt. Vielleicht noch einige entfernte Cousins, die sich aber lieber nicht an ihre Wurzeln erinnern.“
    Flora lachte. „Sie reden und reden und finden kein Ende!“
    „Schrecklich, nicht wahr? Können Sie mir etwas über diesen Fluch erzählen?“
    „Meinen Sie wirklich, ich merke nicht, was Sie da tun? Sie reden ohne Punkt und Komma, und dann schieben Sie ganz unauffällig eine Frage ein. Ich bin überzeugt, Sie werden finden, was Sie brauchen, wenn Sie es brauchen.“
    „Was, um alles in der Welt, soll das nun heißen?“
    „Sie sind doch ein kluges Mädchen. Sie werden es schon herausfinden.“
    „Himmel, ich glaube, ich habe da jemanden getroffen, der mit mir mithalten kann.“
    „Das ist gut möglich“, erwiderte Flora. „Aber nicht so, wie Sie meinen.“ Sie nahm eine der entwurzelten Zwiebeln und bettete sie in die schwarze Erde. „Aye, ich glaube, Sie haben wirklich jemanden getroffen, Billie MacFarlane Harper. Und ich bin froh, dass ich lange genug gelebt habe, um das mitzuerleben.“
    „Nein, es ist keine Abkürzung.“
    Billie lächelte den Mann an, der neben ihr am Tisch saß. DerPub im Sinclair Hotel war gut besucht, und ihr war es überhaupt nicht befremdlich vorgekommen, dass ein Fremder sie gefragt hatte, ob er sich zu ihr setzen könne. „Billie für Billie. Meine Mutter war sicher, ich würde ein Junge werden, so wie ihre anderen Kinder auch. Sie behauptet immer, es hätte zwei Wochen gedauert, bevor ihr aufgefallen sei, dass ich kein Junge bin. Aber bis dahin hatte ich den Namen schon weg.“
    Andrew MacDougall grinste zurück. Er war ein großer Mann, mit Schultern, die jeden Football-Trainer zu Begeisterungsstürmen hingerissen hätten, und Händen, die stark genug schienen, einen Ziegelstein zu zerbröckeln. Sein Haar war von der rotbraunen Farbe glänzender Kastanien, und bei seinem Lächeln würde jede Frau dahinschmelzen. Wie sie so neben ihm saß, meinte Billie noch immer das Donnern hören zu können, verursacht von den Frauen, die ihm zu Füßen gefallen waren.
    „Und, wie gefällt Ihnen Schottland, Billie?“
    „Oh, es ist prächtig. Schon seltsam, aber ich fühle mich hier zu Hause, so anders es auch ist als das, was ich gewöhnt bin.“
    „Aye, ich kann mir gut vorstellen, dass es

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