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In Den Armen Des Schicksals

In Den Armen Des Schicksals

Titel: In Den Armen Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufzuwachsen, Iain? Ich meine, als deine Eltern noch lebten.“
    Unermesslich schön, dachte er. Er erinnerte sich an die Abende vor dem großen Kamin, in dem die Flammen flackerten. Dann hatte er oft an die Beine seiner Mutter gelehnt gesessen, während sie Geschichte um Geschichte vorlas und sein Vater lächelnd in dem alten Ohrensessel mithörte. Da waren die Sonntagsspaziergänge am See und durch die Hügel gewesen, mit den Jagdhunden seines Vaters und den Terriern seiner Mutter. Und dann die Nachmittage, wenn er zusammen mit Duncan und Andrew über das Anwesen getollt war und das helle Lachen seiner Mutter hörte, die ihren Rosengarten hegte und sich über den Unfug amüsierte, den die Jungs anstellten.
    Doch da waren auch jene Nächte gewesen, so viele von ihnen vor dem Tode seines Vaters … Er hatte das Schluchzen gehört und die lauten Stimmen, die miteinander stritten. Manchmal meinte er noch heute, seine Mutter weinen zu hören, auch wenn er wusste, dass es nur der Wind war.
    „Es war wie jede andere Kindheit auch“, antwortete er schließlich. „Es gab gute Zeiten, sicher. Aber niemand bleibt wohl lange glücklich, nicht wahr?“
    „Wie, um alles auf der Welt, kommst du nur auf solche Gedanken?! Daran ist mit Sicherheit das feuchte Klima schuld, dass du ein solcher Pessimist bist! Wahrscheinlich muss ich froh sein, dass die MacFarlanes aus dem Dorf getrieben wurden.“
    Er konnte die Fragen in ihren Augen lesen – und die Besorgtheit. Er würde beides nicht zulassen. „Die Musik spielt gleich auf, die Gäste treffen ein. Kann ich dir noch irgendeinen Wunsch erfüllen, bevor das Chaos beginnt?“
    Falten bildeten sich auf ihrer Stirn, als sie überlegte. Er zweifelte ernsthaft daran, dass es irgendeinen Gedanken in ihrem Kopf gab, der nicht auf ihrem Gesicht abzulesen war. Es war eine der vielen Facetten ihrer Persönlichkeit, die er absolut hinreißend fand.
    Sie trat auf ihn zu, in einem Rascheln von Seide, mit dem Aufblitzen von Amethysten und, überraschenderweise, mit dem Duft von Veilchen. Sie berührte seine Wange, und ihre Finger fühlten sich so sanft an seiner Haut an. „Ich wünsche mir, dass du glücklich bist“, sagte sie leise. „Ich wünsche mir, dass alles, was dich verfolgt und bedrückt, verschwindet.“
    „Ich glaube, du hast zu viele Märchen gelesen.“
    Ihre Stimme klang heiter, doch es lag ein trauriger Ausdruck in ihrem Blick. „Märchen sind mein Thema, weißt du nicht mehr?“
    Er nahm ihre Hand von seiner Wange, aber er konnte sie nicht loslassen. Stattdessen zog er sie an seine Lippen und setzte einen zarten Kuss auf die Handfläche, bevor er sie auf dem Treppenabsatz stehen ließ.
    „Duncan Sinclair, du darfst die Braut jetzt küssen.“
    Der Gemeindepfarrer lächelte selig, als Duncan ihn beim Wort nahm und Mara schwungvoll in seine Arme riss.
    Billie verkniff sich den Impuls, laut zu pfeifen, und begnügte sich stattdessen mit einer einzelnen sentimentalen Träne. Duncans und Maras Hochzeit war die schönste, die sie bisher erlebt hatte. Die alte Steinkapelle auf dem Land von Fearnshader, über und über geschmückt mit Efeu und Ilex, erstrahlte im Glanz unzähliger Kerzen. Es hatte zu schneien begonnen, als das Brautpaar das Gelübde ablegte, die Landschaft vor den hohen schmalen Fenstern hatte sich in ein winterliches Märchenland verwandelt.
    Ein Dudelsackspieler, ein Mann wie ein Baum, hatte die Hochzeitsgesellschaft über den verschneiten Pfad geführt, jetzt begann er wieder zu spielen. Duncan und Mara gingen das Mittelschiff entlang, April an der Hand in ihrer Mitte. Duncan hatte alle damit überrascht – am meisten wohl Mara –, dass er einen Kilt trug. Er schwor, dass es das erste und einzige Mal bleiben würde, aber Billies Meinung nach trug er den Schottenrock mit Stolz, genau so, wie es erwartet wurde. Iain und Andrew hatten ihm während der Zeremonie zu Seiten gestanden. Die drei Mitternachtsmänner, alle in formvollendeter Hochlandtracht, waren eine machtvolle Präsenz in der kleinen Kirche, fast so, als seien sie seit Urzeiten mit der Kapelle verbunden.
    Billie hatte auf jedes Wort gelauscht und die Zeremonie andächtig mitverfolgt. Die Liebe zwischen Duncan und Mara schimmerte strahlend für jeden deutlich sichtbar. Sie hatte Tränen zurückdrängen müssen, als April vortrat und Mara als ihre zweite Mutter akzeptierte – eine Bezeichnung, die Mara für sich gewählt hatte. Billie hatte jedoch auch Iain beobachtet. Der flackernde Kerzenschein

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