In Den Armen Des Schicksals
Dekorationen überall vertrieben das Unheimliche auch aus den düstersten Nischen. Eine schottische Band spielte den ganzen Abend, und fröhliches Lachen hing in den Sälen und Zimmern in der Luft. Die Party würde ganz sicher bis in die frühen Morgenstunden andauern.
„Und, wie fühlt man sich als verheirateter Mann? Zum zweiten Mal?“, fragte Iain Duncan. Ihm und Andrew war es gelungen, Duncan von den Gratulanten fort und in eine ruhige Ecke zu ziehen. Prompt machte jeder einen weiten Bogen um die drei Mitternachtsmänner.
„Gut“, lautete Duncans Antwort.
„Mara ist die hübscheste Braut, die ich je das Glück hatte zu sehen“, meinte Andrew.
Iain konnte nur zustimmen. In cremefarbener Spitze und mit einem Kranz aus Fresien und blassgelben Rosen im Haar würde Mara jedem Mann den Atem rauben. Unwillkürlich wanderte sein Blick über die Menge hinweg zu Billie, die am anderen Ende des Raumes mit Alasdair Melville im Gespräch zusammenstand und gerade herzlich über etwas lachte. Die beiden Frauen könnten verschiedener nicht sein. Maras Gesellschaft hatte er immer als entspannend empfunden, nahezu meditativ. Sie konnten schweigend zusammensitzen, und seine Gedanken würden dann ruhig und gelassen zu anderen Orten wandern.
Doch an Billie war nichts Entspannendes. Strahlte Mara Ruhe und Frieden aus, glich Billie eher einem Kopfsprung in die Wasser von Loch Ceo. Sie konnte einen Mann hinunterziehen, kaum dass er ins Wasser eingetaucht war.
„Iain?“
Ihm wurde bewusst, dass Andrew ihm eine Frage gestellt hatte. „Entschuldige, meine Gedanken sind abgeschweift. Was sagtest du?“
„Sie ist ziemlich hübsch, nicht wahr?“
„Aye. Mara ist heute ganz besonders bezaubernd.“
„Nicht Mara. Wir reden schon lange nicht mehr von ihr. Ich meinte Billie.“
„Hübsch ist nicht das passende Wort.“
„Sondern?“ Andrew verkniff sich das Grinsen.
„Lebhaft. Lebendig.“ Bezaubernd .
„Hast du schon mit ihr getanzt?“
Iain hatte mit niemandem außer den ältesten Dorfbewohnerinnen getanzt. Flora Daniels hatte er zum Beispiel durch mehrere traditionelle Tänze geführt und auch Gertie Beggs, seine Haushälterin. Geschickt war er bisher jeder Frau ausgewichen, die nicht alt genug war, um etwas anderes als einen möglichen Sohn in ihm zu sehen. „Hast du?“
„Das wollte ich gerade. Es sei denn, jemand hält mich auf.“
Iain wusste, Andrew stichelte nur. Mehr als eine von den jungen Frauen aus dem Dorf seufzte Andrew mit verträumten Augen hinterher, doch trotz seiner Herzlichkeit und Wärme ging er ernsten Beziehungen aus dem Weg.
„Willst du, dass ich mit ihr tanze?“, fragte Iain offen. „Geht es darum?“
„Nicht unbedingt. Ich weiß, sie verwirrt dich. Und ich möchte doch nicht, dass du in deinem eigenen Haus durcheinandergebracht wirst, Iain.“
„Es fließt kein einziger Tropfen von Zurückhaltung in deinen Adern.“
„Natürlich nicht. Davon hast du genug für uns beide.“
„Tanz mit ihr, Iain“, mischte Duncan sich ein. „Jeder
wird es sehen, und während sie euch beobachten, können Mara und ich uns unauffällig absetzen.“
„Und weshalb sollte uns jeder beobachten?“
„Weil es sich inzwischen herumgesprochen hat, dass Billie eine MacFarlane ist“, antwortete Andrew. „Sie flüstern schon den ganzen Abend über kaum etwas anderes.“
„Was glauben sie denn, was passieren wird? Ich lege meine Hände an ihre Taille und werde vom Schlag getroffen?“
„Macht dir das Angst? Alasdair ist doch hier, er sollte eigentlich das Schlimmste verhindern können.“
Iain hob eine Augenbraue. „Ob nun Freund oder nicht, Andrew, du solltest dir vorher überlegen, was du von dir gibst.“
„Sollte ich, was?“ Andrew versetzte Iain einen kräftigen Schlag auf den Rücken. „Bist du nicht froh darüber, dass wenigstens einer die Courage hat, dir Paroli zu bieten? Oder müssen wir alle vor dir kuschen und kriechen?“
„In ganz Schottland findest du niemanden, der kuscht und kriecht, du Trottel.“
„Jetzt kriech endlich zu der Lady hin, Iain. Und schnell, bevor jemand anders sie sich greift“, kam es von Duncan. „Ich will mit Mara nach Hause.“
Iain sah zu Billie hinüber. Im Licht der Kerzen schimmerte die satte Farbe ihres Haars noch intensiver. Sie unterhielt sich noch immer mit Alasdair, der heute schon oft mit ihr getanzt hatte. Neben Alasdair mit seinem eher unauffälligen Äußeren wirkte sie wie ein sprudelnder Quell von Farben und Lebenslust. Er konnte
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